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Wie, du stillst nicht

Wie, du stillst nicht

Titel: Wie, du stillst nicht
Autoren: Regina Masaracchia
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Muttermilch versorgen können, dann sollten Sie sich nicht grämen oder sich Vorwürfe machen. Ein schlechtes Gewissen ist hier völlig unangebracht. Ein Kind liebevoll auf die Welt vorzubereiten, erfordert sehr viel mehr Zuwendung und Hingabe als die Fütterung mit Muttermilch. Wenden Sie sich - wenn Sie unsicher sind - an eine Stillfachperson. Sie wird Ihnen erklären können, wie Sie die Nachteile des Nichtstillens optimal ausgleichen können. Und sie wird Ihnen Mut zusprechen, den Sie, wo Sie doch so gern gestillt hätten, jetzt nötig haben. Auch Frauen, die das Stillen aufgegeben haben, obwohl es nach außen hin möglich gewesen wäre, haben ein Recht auf Hilfe, sowohl vor als auch nach ihrer Entscheidung.
    Es gibt viele Gründe. Sie haben sich vielleicht sogar intensiv auf das Stillen vorbereitet und sich darauf gefreut. Umso größer ist die Enttäuschung, dass es nicht klappt oder geklappt hat. Und natürlich gibt es Frauen, die sich ganz bewusst gegen das Stillen entscheiden, weil die Umstände es erfordern oder weil sie, wie das folgende Zitat aus der Community der Zeitschrift »Eltern« zeigt, einfach nicht diese Sehnsucht nach einer Stillbeziehung wünschen, sich eingeengt fühlen:
    Das erste Anlegen im Kreißsaal war noch ganz nett. Obwohl es mich schon ziemlich umgehauen hat - der Babymund fühlte sich an wie eine Zange um meine Brustwarzen. In der Klinik wagte ich es nicht zu fragen, ob man ein Baby auch mit der Flasche großziehen kann. Lauter begeisterte Still-Mütter um mich. Und Hebammen, die das Loblied auf die Muttermilch gesungen haben: schlauere Babys, Allergieschutz, bessere Rückbildung. Und, ganz klar, eine Mutter, die ihr Kind liebt, gibt ihm die Brust. Okay, sechs Wochen lang hab ich mich überwunden. Aber jetzt reicht es mir endgültig. Mein Mann und ich haben jetzt ein Sortiment Fläschchen und Sauger und Babymilch gekauft. Heute Abend darf mein Mann zum ersten Mal füttern!
    Was auf die eine Frau befremdlich wirken mag, können andere Frauen womöglich gut nachempfinden. Immer wieder liest man vom neuen »Stillzwang« in unserer Gesellschaft, wo Mütter, die nicht stillen wollen oder können, diskriminiert werden. Unsere lieben Mitmenschen urteilen, kritisieren und verurteilen gerne, auch, wenn es um Themen geht, die sie eigentlich gar nichts angehen und deren vielschichtigen Hintergrund sie gar nicht wissen und erahnen können. Frauen, die von Anfang an nicht stillen wollen, haben ihre Gründe und meist auch kein schlechtes Gewissen, weil sie die Entscheidung bewusst treffen. Ihnen ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen, ist genauso schlimm, wie Frauen ein schlechtes Gefühl in oberflächlicher Weise auszureden, auch, wenn es vielleicht gut gemeint ist. Meist haben Mütter ein schlechtes Gewissen, die gerne stillen wollten, aber es aus irgendeinem Grund nicht geschafft haben. Das schlechte Gefühl sollte als Indiz betrachtet werden, das der Frau zeigt, dass für sie etwas an ihrer Situation nicht optimal ist und dass sie denkt, etwas besser oder anders hätte machen können. Das ist manchmal auch tatsächlich der Fall, oft aber auch nicht, denn an einer eingefahrenen Klinikroutine, wo die Mutter-Kind-Einheit häufig gestört wird, kann eine Frau nur schwer etwas ändern.
    Die direkten Ansprechpartnerinnen sind Still-und Laktationsberaterinnen IBCLC (www.elacta.org, www.stillen.de). Sie arbeiten privat oder in stillfreundlichen Kliniken (www.babyfreundlich.org) und beraten und unterstützen nicht nur Frauen, die stillen wollen, sondern auch Mütter, die sich dagegen entschieden haben. Gemeinsam kann überlegt werden, wie die Betroffene konstruktiv mit ihrem schlechten Gefühl umgehen kann, und ob es etwas gibt, das sie ändern möchte. Bei beiden Möglichkeiten muss auch immer die familiäre Gesamtsituation berücksichtigt werden.
    Falls Sie trauern oder wütend sind, ermutige ich Sie hier ausdrücklich: Sie dürfen es zulassen! Sie haben ein Recht darauf, denn nur dann können Sie konkret etwas ändern oder auch Frieden mit der Situation schließen. Projizieren Sie eventuellen Groll auf die richtigen Leute, denn die Frauen, die gerne stillen und das Stillen verteidigen, sind die falsche Zielgruppe.
    Und noch etwas ist wichtig zu wissen: Stillen ist wichtig für Mutter und Kind, aber es gibt noch viele andere Aspekte, die von Bedeutung sind. Es lohnt sich, diese für sich und das Kind zu entdecken.
    © Shutterstock/Vivid Pixels
    Marina (30 Jahre, Tagesmutter) erzählt:
    Als sich
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