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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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aufgezogen vor dem Start mit Sprüchen wie: ›Oh, oh, Assi, der Pilot hat aber gar nicht fit ausgesehen. Der hat gelallt, als ich ihn reden hörte.‹ Oder was ähnlich Witziges wie: ›Du, die Maschine ist aber auch nicht mehr die neueste.‹
    Nach der Karriere bin ich nur ganz selten übern großen Teich geflogen, zuletzt für die Drehs der Veltins-Werbespots mit Bruce Willis. Aber das war ein Job. Etwas ganz Spezielles hätte mich sehr gereizt: Ein Kumpel von mir war nach Kanada gezogen und hatte dort ein Wasserflugzeug. Das hätte ich gerne noch mal gemacht, das war ja nicht so hoch überm Wasser, das hat mir komischerweise nichts ausgemacht. Aber das hat sich nicht ergeben. Ein großer Wunsch von mir wäre es gewesen, einmal mit der Concorde in die USA zu fliegen, da ist die Flugzeit so schön kurz. Aber nach dem Absturz der einen Maschine hatte sich das ja dann auch erledigt.
    Dass ich nie in Asien war? In Australien, dem Traumziel vieler Menschen? Nein, ich trauere dem nicht nach, habe so viele schöne Dinge erlebt – ich würde mich viel lieber an all das erinnern können. Viele dieser Momente nicht mehr griffbereit und abrufbar zu haben, das ist viel schlimmer.«
    Kleinere Reisen will Assauer aber noch unternehmen. Fahrten, die nicht so anstrengen.
    »Früher habe ich immer gesagt, ich hätte gerne einen Zweitwohnsitz auf Sylt. Das waren immer schöne Tage dort. Auch würde ich gerne mal wieder ins Seehotel Fährhaus in Bad Zwischenahn bei Oldenburg, das Hansi Brinkmeyer 2003 aufgemacht hat. Der Hotelier hatte ja damals meinen alten Oldenburger Kumpel Klaus Baumgart als Kurdirektor eingesetzt. Oder nach Gran Canaria in die Sonne. Als Städtereiseziel würde mich Palermo reizen, weiter weg will ich aber nicht mehr. Ist mir zu anstrengend.«
    Die Abwechslungen des Alltags im Ruhrgebiet sind hier und da eine Einladung, ob zu einer Veranstaltung oder zu einer Party, ein Abendessen mit Freunden und natürlich die regelmäßige Fahrt zu den Heimspielen des FC Schalke in seine Arena. Die Tage ziehen ins Land. Für Assauer sind Termine und dazugehörige Daten nicht mehr greifbar. Monate und Tage verwischen. Stunden verschwinden. Es gibt wenige Dinge, die ihm richtig Freude bereiten. Danach gefragt, macht Assauer eine lange Pause.
    »Hm, schwierig. Die Familie, die Freunde. Ein paar Leute um mich zu haben.«
    Ansonsten? Wieder eine lange Pause.
    »Mal eine Zigarre paffen. Auch wenn andere sagen, lass es sein, Rudi. Es schmeckt mir eben immer noch. Sind ja nicht mehr so viele.«
    Und abends?
    »Was bleibt einem denn sonst übrig außer Fernsehen? Nicht mal mehr vernünftig lesen kann ich, keine Kreuzworträtsel mehr lösen. Wenn Fußball im Fernsehen kommt, ist das gut. Das gucke ich mir dann an.«
    Er setzt sich im Wohnzimmer aufs Sofa, nippt an einer Cola light oder lässt sich von seiner Tochter einen Cappuccino machen. Hin und wieder, wenn es nicht besonders aufregend ist, schläft er beim Fernsehen ein. Sport ist seine Leidenschaft, etwas anderes hat er sich nie wirklich angeschaut – nicht mal Krimis. Nach Fußball fasziniert ihn am meisten Tennis. Das sieht er heute noch gerne im TV, früher als Spieler und später als Manager war Tennis sein Ausgleichssport.
    »Schön sind auch die Stadionbesuche.«
    Fährt er in die Arena, spürt Assauer eine Erleichterung, wenn er an seinem Sitzplatz auf der VIP-Tribüne angekommen ist. Fußball pur. Er versinkt ins Spiel. Meist hat er den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, die Hände gefaltet – das ist seine typische Sitzhaltung. Zwischendurch murmelt er etwas vor sich hin, ruft etwas ins Spiel hinein. In diesen Momenten ist ­Assauer ganz bei sich, ganz in seiner Welt, das gibt ihm Sicherheit. Bei ­Toren hauen ihm Sitznachbarn auf die Schulter, mit manchen Leuten klatscht er ab. In diesen Momenten könnte die Zeit stillstehen. Vor oder nach dem Spiel in der La Ola, dem VIP-Raum der Arena, fühlt er sich unsicher. Nicht immer kann er in dem Gedränge alles verstehen. Nicht alle Leute auf den ersten Blick erkennen, die ihn ansprechen. Draußen in der Arena, mitten unter den mehr als 60 000 Zuschauern, hat er mehr Ruhe.
    »Schalke drücke ich natürlich die Daumen. Die Sympathie ist schon noch da. Für Werder nicht mehr so. Das ist zu lange her.«
    Selbst zu kicken war auch nach dem Karriereende während seiner verschiedenen Jobs als Manager seine größte Leidenschaft. Mit ein paar Freunden beinahe jeder Altersklasse haben sie auf Plätzen bei der Trabrennbahn in
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