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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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und wurde notversorgt. Ich habe meine Schwester Karin angerufen und sie gebeten, dass wir auf die Ärzte einwirken, Mutter nicht noch einmal operieren zu lassen. Die Leiden wären größer gewesen als die Heilungschancen. Sie wurde auf Anraten der Ärzte dennoch operiert und überlebte die Operation nicht.«
    Sein Vater Franz war bereits drei Jahre zuvor, 1978, an Herzversagen gestorben. Er wurde 72 Jahre alt. Sohn Rudi war in der Stunde des Todes bei ihm.
    »Ich habe am Bett gesessen, noch zwei schöne, eiskalte Bierchen bestellt, die haben wir dann noch gemeinsam getrunken – dann ist er friedlich eingeschlafen.«
    Assauers Eltern haben beinahe die gesamte Zeit ihres Lebens in Herten verbracht, Schwester Karin und Tochter Bettina wohnen dort heute noch. Die Verbindungen nach Herten haben Assauer trotz seiner Engagements im Norden in Oldenburg oder Bremen stets eine Menge bedeutet. Heute lebt er wieder in der Stadt seiner Kindheit, mit zwei Frauen an seiner Seite: Tochter Bettina und Frau Söldner, der Sekretärin, die sein Büro managt.
    Das Machoimage hat Rudi Assauer ein Leben lang begleitet. Irgendwann bekam er den Stempel aufgedrückt – ein Spiel der Medien. Und er hat es mitgespielt.
    »Ich weiß wirklich nicht, woher das kommt. Vielleicht weil ich besonders nett zu den Damen war? Keine Ahnung, ehrlich . Was ist denn ein Macho? Ich habe schon Leute mit großem Verstand gefragt, ob sie mir das erklären können. Die konnten es auch nicht genau. Ich bin doch kein Macho, nur weil ich im Haushalt nichts mache.«
    Tatsächlich hat er wirklich nie geholfen. Als Teenager war er immer nur draußen, Fußball spielen. Schwester Karin musste dagegen der Mutter zur Hand gehen. Haushalt? Wäsche? Putzen? Einkaufen? Es war nie seine Aufgabe, er hat es nie gelernt.
    »Ich mache im Haushalt nichts, da bin ich auch zu nichts zu gebrauchen, zu absolut gar nichts. Dazu hatte ich nie Zeit und Lust schon gar nicht. Ich starte nie die Waschmaschine, staubsaugen kann ich auch nicht. Is nicht meine Welt. Und wenn mir ein Mann erzählt, dass er kochen kann, dann denke ich: Donnerwetter. Tee kochen – das kann ich, ist ja auch nicht schwer. Aber irgendetwas anderes als Spiegeleier? Nein, dafür sind doch die Damen da. Kochen werde ich auch nicht mehr lernen. Wenn ich Hunger habe, gehe ich ins Restaurant, am liebsten zum Italiener.«
    Rudi Assauer hat sich zeit seines Lebens gerne bedienen lassen. Heute ist er auf fremde Hilfe angewiesen. Der Macho Assauer ist längst Vergangenheit, er lebt zurückgezogen.
    »Früher habe ich für meine Vereine zwölf bis 14 Stunden täglich gearbeitet, samstags und sonntags sowieso. Da blieb kaum Zeit fürs Privatleben. Deswegen bin ich auch in Beziehungen immer auf Distanz gegangen und habe das auch den Frauen mitgeteilt. Am Ende einer Beziehung habe ich oft festgestellt, dass nur eines geht: Schalke oder Familie – ich musste mich entscheiden. Das habe ich dann getan. Schalke stand an Nummer eins.«
    Assauers erste große Liebe lernt er an seinem 16. Geburtstag kennen – bei der Feier zum Tanz in den Mai in Herten. Fünf Jahre ist er mit Sonya Gottschalg, einer Parfümerie-Fachverkäuferin, zusammen. Eine Schwärmerei, eine Jugendliebe. Am 3. Juli 1965 kommt die gemeinsame Tochter Bettina zur Welt. »Damals war man ja erst mit 21 volljährig. Vorher musste man die Eltern befragen, falls man heiraten wollte, doch Rudis Vater Franz war dagegen«, erzählt Bettina. »Es gab dann Schwierigkeiten. Streit und wieder Versöhnung, hin und her.« Als Rudi Assauer und Sonya volljährig sind, wollen sie nicht mehr heiraten. Bettina erinnert sich: »Ich bin an einem Versöhnungsabend entstanden, ein Versöhnungskind. Doch wenig später war endgültig Schluss bei Mama und Papa.«
    »Sonya war meine erste Liebe. Ein sehr hübsches Mädel, ein Schuss, wie man bei uns sagte. Sie hat sich liebevoll um mich gekümmert, mich umsorgt, als ich bei der Spielvereinigung Herten gespielt habe. Wir sehen uns heute noch ab und zu, haben ein ganz normales Verhältnis.«
    Fünf weitere Frauen spielten eine bedeutende Rolle im Leben des Rudi Assauer. Die Damen an seiner Seite nannte er stets mit einem Augenzwinkern »Lebensabschnittsteilzeitgefährtinnen«. Ende der 60er-Jahre begegnet er Inge Lückert aus Dortmund, deren Eltern zu dieser Zeit ein Vereinslokal der Borussia betreiben. 1970 heiraten die beiden, am 6. Mai kommt Assauers zweite Tochter Katy zur Welt. Es ist das Jahr, in dem er von Dortmund nach Bremen wechselt,
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