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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon
Autoren: Julie Kenner
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ich auch David vertraute und mich nach Eric sehnte, bedeutete das noch lange nicht, dass ich willig war, die ganze Wahrheit zu erfahren. Ganz im Gegenteil. Falls David wirklich Eric war, wollte ich mir keine Gedanken darüber machen müssen, was das bedeutete – für Erics Seele und für meine Familie… Und wenn er einfach nur David war? Nun, im Grunde war ich auch nicht bereit, die Hoffnung ganz aufzugeben, dass irgendwo – irgendwie – mein Eric doch noch am Leben war.
    Deshalb hatte ich das Einzige getan, was ich tun konnte. Ich hatte das Problem ignoriert, indem ich David aus dem Weg gegangen war.
    Ich hätte es besser wissen müssen. Wenn man in der Forza Scura aufwächst, lernt man recht schnell, dass die Dinge, die man vor allem zu meiden sucht, irgendwann garantiert wieder auftauchen und einem in der Dunkelheit anfallen.
    Seine Schritte hinter mir wurden schneller. Ich konnte deutlich das Klacken seiner Absätze und das Klopfen des Stockes hören.
    »Kate«, rief er. »Katie, warte!«
    Ich lief weiter.
    »Katie! Verdammt noch mal! Warte auf mich!« Er beschleunigte erneut seine Schritte. Für einen Moment überlegte ich mir, einfach loszurennen, fand dann aber, dass das doch recht feige von mir gewesen wäre. Also blieb ich stehen und wandte mich zu ihm um.
    »Ich brauche keine Hilfe«, sagte ich. »Ich komme sehr gut allein zurecht.«
    »Warum willst du allein patrouillieren, wenn ich dir helfen kann?«
    »Du bist kein Dämonenjäger.«
    »Bin ich sehr wohl«, entgegnete er.
    Ich starrte ihn wütend an. »Du hast mir selbst erklärt, dass du nicht für die Forza arbeitest. Du bist ein Freiberufler. Und das bedeutet Komplikationen, die ich nicht brauchen kann.«
    »Das ist doch völliger Mist, und das weißt du auch«, erwiderte er und trat einen Schritt näher. »Du fürchtest dich nicht vor den Komplikationen, die du mit mir als Freiberufler haben könntest.«
    »Nein?«, entgegnete ich. Meine Stimme klang atemloser, als mir das lieb war. »Sondern?«
    Ich sah ihn an und bemerkte, dass er zögerte. Also entschloss ich mich zum Frontalangriff. »Wie weit willst du gehen, David?« Absichtlich betonte ich seinen Namen. »Wie kompliziert willst du die Sache machen?«
    Ich beobachtete ihn. In seiner Miene spiegelten sich deutlich Frustration und unterdrückte Wut wider. Was mich jedoch besonders überraschte, war das Mitgefühl, das ich darin sehen konnte.
    »Katie, es tut mir so leid. Ich schwöre dir, dass ich dich nie verletzen wollte.«
    Ich taumelte zurück, da ich das Gefühl hatte, einen Schlag bekommen zu haben. »David«, stammelte ich. »Du musst doch nicht…«
    »Ich hätte dir schon im Museum die Wahrheit sagen müssen. Ich hätte es gleich direkt sagen müssen.«
    Ich vermochte mich nicht zu bewegen. Meine Füße nahmen von meinem Gehirn keine Signale mehr entgegen. Oder vielleicht war ich einfach auch nur zu Eis erstarrt. Ich wusste es nicht. Ich wusste nur noch, dass ich nicht von der Stelle kam, obwohl ich innerlich verzweifelt meinen Beinen den Befehl gab, sich zu bewegen.
    »Ich weiß, was du denkst, Kate. Aber es stimmt nicht.« Er nahm mein Kinn in seine Hand und sah mir direkt in die Augen. »Ich bin nicht er, Kate. Es tut mir leid, aber ich bin nicht der Mann, den du geliebt hast.«
    Seine Worte drangen an mein Ohr, als ob wir beide unter Wasser wären. Ich hatte das Gefühl, nur noch aus Wachs zu bestehen, als ob ich die wirkliche Welt verlassen hätte und an irgendeinem surrealen Ort wäre, wo nichts mehr stimmte. Nicht einmal die Worte, die David sagte, schienen irgendeinen Sinn zu ergeben.
    »Was?«, brachte ich schließlich heraus. »Aber… Aber du…«
    »Ich kannte ihn«, sagte David. »Das ist alles. Ich kannte deinen Mann. Ziemlich gut sogar. Es tut mir leid, Kate. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    Ich wollte antworten, brachte aber kein Wort heraus. Meine Tränen waren nicht so zurückhaltend. In stiller Trauer liefen sie mir über die Wangen, da sich meine Wunschvorstellung nun so zerschlug.
    »Mir wurde an dem Tag im Museum klar, dass du glaubtest, ich wäre Eric. Ich hätte es dir schon damals sagen sollen, aber ich brachte es nicht über mich. Irgendwie nahm ich an, dass du vielleicht glauben musstest, Eric wäre zu dir zurückgekehrt, um gemeinsam mit dir Allie zu retten. Nach einer Woche oder so dachte ich, inzwischen hättest du die Wahrheit erkannt. Doch als du dann begannst, mir aus dem Weg zu gehen, wusste ich, dass ich dir klipp und klar sagen muss, wer ich
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