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Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)

Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)

Titel: Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)
Autoren: Nik S. Martin
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Schild gesehen.“
    „Oh. Und da wolltest du dich erkundigen“, stellte sie fest.
    Ich nickte. Ihr warmes Lächeln war ansteckend, überhaupt war ihre Erscheinung sehr sympathisch.
    „Nun gut. Ich bin Carmen Stark. Mir gehört dieses Studio und ich suche händeringend einen Azubi.“
    Sie hielt mir einladend ihre Hand hin – ich griff zu.
    „Ich heiße Niklas Koch“, stellte ich mich ebenso vor.
    „Okay, Niklas – ich darf doch du sagen?“
    „Sicher.“
    „Gut. Was möchtest du wissen?“
    „Worum es genau geht – eigentlich alles. Ich will ehrlich sein, bisher hatte ich keine richtige Perspektive, habe unvorhergesehen die Oberstufe abgebrochen. Doch als ich das Schild im Fenster und diese Fotos sah …“, ich deutete auf die Wände.
    Carmen nickte. „Die sind gut, nicht wahr? Das ist es, was du hier lernen kannst. Richtige Fotos zu machen, in der richtigen Perspektive, im passenden Moment – Dinge in Szene zu setzen und auf Papier zu bannen.“
    „Klingt gut.“
    „Darf ich fragen, warum du die Schule verlassen hast? Ich möchte nicht indiskret sein, doch die schulischen Leistungen sind auch in der Ausbildung wichtig.“
    „Es lag nicht an den Noten – Probleme zu Hause. Ich lebe jetzt hier bei meiner Tante.“
    „Hm. Das klingt kompliziert. Kann ich sicher gehen, dass du eine begonnene Ausbildung zu Ende bringst? Nicht, dass du vorzeitig abbrichst …“
    „Nein. Das habe ich nicht vor – abbrechen meine ich. Das hier ist der Start in ein neues Leben, dabei bleibt es“, gab ich ehrlich zu. Das musste ich, wollte ich doch nicht mit Geheimnissen in eine neue Zukunft starten. Wenn ich hier lernen wollte, musste ich schon die Karten auf den Tisch legen – alles andere wäre der Frau gegenüber nicht fair gewesen.
    „Okay – wie sieht es aus, Lust auf einen Probetag?“, fragte sie mich.
    Strahlend sah ich die Mittvierzigerin an, sagte zu und freute mich wahnsinnig. Diese Chance würde ich mir nicht versauen!
     
    Die Stelle habe ich schließlich bekommen, sehr zum Leidwesen von Ric. Aber ich war ja schließlich nicht aus der Welt …
     

Fester Stand
    Angekommen
     
    Das erste Treffen mit der Fotografin Carmen lag inzwischen zehn Jahre zurück. Ihr habe ich einen großen Teil dessen zu verdanken, was aus mir geworden ist. Sie war eine ausgesprochen gute Lehrmeisterin, das Fotografieren beherrschte vom ersten Tag der Ausbildung an mein Leben. Anfangs knipste ich alles, was mir vor die Linse kam. Das erste Gehalt war komplett für eine anständige Kamera draufgegangen.
    Eva gehörte zu meinen Lieblingsmotiven, ihre Mimik war so vielseitig, dass es großen Spaß machte, sie in Alltagssituationen abzulichten. Meistens ließ sie mich machen, doch es gab auch Zeiten, da ging ich ihr ziemlich auf den Keks. Von Ric machte ich auch Bilder – ganz persönliche. Ich liebte es, den von Lust geprägten Gesichtsausdruck festzuhalten. Ich vergesse nie, als ich ihm das erste Mal gesagt habe, dass ich ein Bild von ihm machen will. Nach etwas Skepsis hat er schließlich eingewilligt – so sind etliche Bilder entstanden, die seine Erregung für die Ewigkeit festhalten. Trotzdem waren wir nie ein Paar, dafür waren wir einfach nicht geschaffen. Spaß haben, einen Saufen gehen, wilder Sex an den verrücktesten Orten – das waren Ric und ich. Sind es manchmal heute noch.
     
    Inzwischen ist Ric nicht mehr der einzige Mann in meinem Leben. Silas, der schnuckelige Friseur, ist zu einem guten Freund geworden. Seine Hilfe weiß ich sehr zu schätzen. Als Stylist ist er unschlagbar, weshalb er jedes Shooting begleitet.
    Carmen war der erste Schritt. Darauf folgte ein Jahr, in dem ich noch bei ihr unter Vertrag stand. Ich sparte jeden Cent und machte mich schließlich selbstständig. Binnen kurzer Zeit wurde ich bekannt dafür, mit Silas tatkräftiger Unterstützung, die außergewöhnlichsten Aktfotografien zu erschaffen. Silas kümmerte sich um das Styling – was bei Akt nur Farbe auf der Haut betraf. Egal, ob Mann oder Frau, jedes Gesicht wurde geschminkt. Dezent, bunt, verrucht oder bösartig wirkend. Doch auch am Körper spielte Make-up eine Rolle. Silas beherrschte es, einzelne Körperpartien so zu betonen oder zu vertuschen, wie es zur jeweiligen Figur passte. Obwohl er seines Zeichens wirklich stockschwul war, gab er sich bei den Frauen besonders Mühe – vielleicht hatte er einfach nur ein gutes Gespür. Er sagte einmal, besonders die Frauen mit einer Rubensfigur seinen eine Herausforderung. Er liebte es,
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