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White Horse

White Horse

Titel: White Horse
Autoren: Alex Adams
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erschüttert das Land, so
gewaltig, dass selbst das Gras flach liegt. Wir werfen uns platt auf den Boden
und reißen die Arme schützend über unseren Köpfen hoch. Lebensmittel fliegen
durch die Gegend, als das Fahrrad zwischen uns fällt.
    Mit einem dumpfen Brüllen rollt eine Druckwelle heran und presst uns
tiefer ins Gras.
    Â»Alles in Ordnung?«
    Lisa nickt. Das Erdreich hat einen Abdruck auf ihrer Wange
hinterlassen. Ihre weit aufgerissenen Augen wirken wie erstarrt. Sie ist
unversehrt – zumindest sehe ich nirgends Blut. Auch ich scheine nichts
abbekommen zu haben. Ich stemme mich in Rückenlage und stütze mich auf die Ellbogen.
    Â»Und bei dir?«
    Â»Auch alles okay.«
    Â»Was war das?«
    Â»Irgendwas ist in die Luft geflogen.«
    Die Explosion lag hinter uns. Ich weiß das nur, weil dort der
Feuerball in den Himmel steigt. Der Rauch ist ein weiter, wallender Umhang, der
die Flammen einhüllt und ihre gefährliche Schönheit noch unterstreicht.
    Mir ist klar, was das bedeutet, und der Hormon-Schub, der meine
Flucht- oder Angriffs-Reaktion begleitet, jagt meinen Puls nach oben. Er rät
mir zur Flucht.
    Â»Wir müssen weg von hier. Und es wäre klüger, die Straße zu
verlassen.«
    Ihre Mundwinkel sinken nach unten. »Aber da versinken wir im Morast.
Unsere Füße …«
    Â»Mir gefällt das auch nicht, doch wir haben keine Wahl.«
    Â»Aber warum?«
    Â»Weil diese Explosion bedeutet, dass uns jemand folgen könnte. Also
ist es besser, wenn wir in Deckung bleiben.«
    Â»Glaubst du, es war die Kirche?«
    Â»Ich nehme es an.«
    Nach einer kurzen Pause fragt sie: »Was hast du gesehen?«
    Â»Es gibt diese alten Karten, aus der Zeit, da wir noch wussten, wie
die Kontinente wirklich aussahen, und die Menschen glaubten, die Erde sei eine
Scheibe.«
    Â»Davon habe ich gehört. In der Schule. Und?«
    Â»Auf einigen davon waren unerforschte Gebiete mit Drachen und
anderen Fantasie-Bestien markiert.«
    Die Räder drehen sich. »Willst du damit sagen, dass die Explosion
das Werk eines Drachen war?«
    Â»Nein. Ich sage, dass die ganze Welt voll von Gefahren steckt. Und
dass hier draußen nun Monster wandeln, die einmal Menschen waren.«
    Wir brechen auf und halten uns an die Stellen, wo das Gras dichter
wächst, damit unsere Stiefel – und wir mit ihnen – nicht in Schlammlöcher
geraten. Es regnet unaufhörlich.
    ZEIT: DAMALS
    Du bist gemein, signalisiere ich
meiner Schwester mit lautlosen Lippenbewegungen über den Tisch hinweg.
    Sie zuckt die Achseln. Was?
    Ich kratze mir die Nase mit dem Mittelfinger der rechten Hand.
Erwachsene Frauen, die sich wie Teenager aufführen.
    Â»Die Chinesen«, fährt die Stimme neben mir fort, »sind die größte
Gefahr für uns. Wollen die mit ihrem Programm zur Wetterbeeinflussung Gott
spielen oder was?«
    Â»Wahrscheinlich geht es ihnen darum, ihre Wäsche schneller zu
trocknen«, wirft mein Schwager ein. Mark ist kein Rassist, aber ich kann sehen,
dass ihn der Blödmann neben mir genauso langweilt wie mich.
    Mein Blind Date scheint ein Ego aus Hefeteig zu besitzen, denn je
wärmer es wird, desto mehr bläht es sich auf. Ein Wunder, dass seine Klamotten – ein trendiges Polohemd mit passenden Chinos – nicht platzen.
    Â»Das war während der Olympischen Spiele«, sage ich. »Da haben sie
Silberjodid-Kügelchen in die Wolken geschossen. Aber das geschieht nicht nur in
China. Das machen wir auch.«
    Daniel, der Hefeteig-Mann, zuckt zusammen, als hätte ich ihm eine
gescheuert. »Das tun wir nicht!«
    Â»Und ob wir das tun!«
    Jenny zupft am Tischtuch. Sie weiß, dass ich ihm nicht nachgeben
werde. Jedem anderen vielleicht, aber der Typ schmirgelt meine Nerven blank.
    Â»Wo, sagtest du, bist du beschäftigt?«
    Â»Bei Pope Pharmaceuticals.«
    Er nickt. »Ich kenne die Produkte aus der Werbung. Antidepressiva
und Schlaftabletten.«
    Wenn die Putzkolonne in der Mittagspause ihre mitgebrachten Brote
verzehrt, fällt schon mal der Satz, dass Pope Pharmaceuticals eine sichere Bank
ist, weil die Firma Mittel gegen jede Krankheit herstellt – egal, ob Bedarf
besteht oder nicht.
    Â»Und Wunderpillen«, ergänzt Mark. »Wenn du ihn nicht mehr
hochkriegst.«
    Daniel beachtet ihn nicht. »Was für eine Arbeit machst du da?«
    Â»Ich putze.«
    Er wirft die Arme hoch, als habe er
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