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Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)

Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)

Titel: Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Autoren: Jeannette Hoffmann
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Speisesaal befand sich praktischerweise, durch einen kleinen Fahrstuhl mit dem oberen Geschoß verbunden, die Küche. Unter McLeishs Flügel waren der Swimmingpool und die Gymnastikhalle.
    Fast den gesamten Innenhof nahm eine windgeschützte Terrasse ein. Dort gab es kleine Sitzgrüppchen, hier und da unterbrochen von Kübelgewächsen.
    Südlich des Hauses befanden sich durch Bäume optisch abgetrennt, die Ställe und die Whiskydestille. Im Norden, ebenfalls durch Bäumchen, die noch wachsen sollten, getrennt, waren die Tennisplätze, drei an der Zahl, erbaut worden.
    Mit Besitzerstolz ging Camilla herum. Die Ideen waren allesamt von ihr gekommen, nur die Rechenarbeit hatte sie einem Architekten überlassen. Mit McLeishs Hilfe hatte sie in Glasgow und Edinburgh Einrichtungsgeschäfte gefunden, die in der Lage gewesen waren, pünktlich einwandfreie Ware zu liefern. Sämtliche Handwerker hatte sie durch eine Art Ausschreibung in der Umgebung Fraserburghs gefunden, was ihr bereits eine gewisse Berühmtheit eingebracht hatte. Man war sich im Allgemeinen darüber einig, dass es sich um eine „typical German“, aber eine nette, handelte: Ehrgeizig, gut aussehend, dynamisch und fleißig. Wo sie auftauchte, behandelte man sie mit Respekt und zuvorkommend, hatte sie doch vielen hier zu einer unverhofften Arbeit verholfen, den Weg zum Arbeitsamt erspart oder eine kleine, einträgliche Nebenerwerbsquelle verschafft.
    Einmal war sie nach Jedburgh gefahren und hatte sich in der berühmten Wollmühle mit Kleidungsstücken ausgestattet: Etliche Wollpullover, Stola, große Tücher, Blazer, dicke Socken, Mütze und einen bodenlangen, blau karierten Schottenrock, der zusammen mit taubenblauer Seidenbluse ein würdiges Outfit für die Abende am Kamin mit McLeish und später mit den Gästen darstellte. Die Klamotten dort waren nicht billig gewesen, aber der einzige, wirkliche Schutz gegen das raue Nordseeklima.
    Wenn man in die zweite Etage stieg, konnte man fast bis auf die Straße sehen. Camilla zückte ihr Schlüsselbund, stieg noch eine Etage höher und schloss die Tür zum Dachboden auf. Hier waren die wertvollen und weniger wertvollen Möbel, Teppiche, Bilder und Geschirr eingelagert, die dem Umbau weichen mussten. Es sah ein wenig gespenstisch aus: Alles mit weißen Leinentüchern bedeckt. McLeish hatte ihr angeboten, sich hier für ihre Zimmer zu holen, was ihr beliebte. Sie vermisste Bilder an den Wänden; andererseits war der größte Teil ihres Aufenthaltes bereits überschritten und wer wusste, wie McLeish „ihre“ Räume nach der Abreise nutzen wollte. Also ließ sie alles unangetastet, schloss ab und begab sich wieder nach unten. Vom Fenster aus sah sie, wie der Lieferwagen des Stereoanlageneinrichters vorfuhr. Wenigstens war er pünktlich, damit er sich mit dem Computermenschen nicht überschnitt. Aber die Leute waren hier allgemein sehr pünktlich, aufrichtig und zuverlässig.
    Heute Abend würde sie wieder in den Pub fahren. Sie liebte es, dort ein oder zwei Gläser Bier zu trinken, dem sprachlichen Singsang der Einheimischen zu lauschen (verstehen konnte man sie kaum, wenn sie sich miteinander unterhielten) und hin und wieder mit dem Barkeeper ein freundliches Lächeln und ein gelegentliches
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auszutauschen.
     
    Vom Fenster der ersten Etage sah sie noch McLeish davonbrausen, Technik, das hatte sie bereits feststellen müssen, war ihm ein Gräuel. Sie seufzte. Es würde sie Stunden kosten, ihm die Anlage zu erklären. Besser wäre gewesen, er hätte es jetzt gleich, aus erster Hand, gehört und gelernt.
    Bevor es klopfte, war sie an der Eingangstür und öffnete von innen. „Guten Tag, mein Name ist Trisenne. Ich nehme an, Sie sind von der Firma Gille Crìosd?“
    Der große, bärtige Rotblonde sah sie kurz an, wurde dann aber von der imposant wirkenden Empfangshalle abgelenkt. Ehrfürchtig, mit leicht geöffnetem Mund machte er ein paar Schritte vorwärts. Dann schien er sich zu fassen, drehte sich zu Camilla um und sagte: „Entschuldigen Sie, ja, ich bin, äh, mein Name ist Gille-Crìosd. Mir gehört die Firma. Meinem Bruder und mir. Schön ist es hier. Es riecht nach Farbe. Ist hier renoviert worden?“’
    Camilla stellte leicht errötend fest, dass sie es wieder einmal geschafft hatte, einen gälischen Namen falsch auszusprechen. Es schien für die Aussprache keine festen Regeln zu geben, außer der, dass es nie so ausgesprochen wie geschrieben wurde. Auf
Gilkrist
wäre sie nie
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