Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe

Titel: Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
«
    »Ich will das nicht! « schrie Julianna auf. »Und das werde ich ihm auch sagen! «
    »Ich wollte das nicht! « beteuerte Julianna eine Viertelstunde später, als sie ziemlich grob in die Kutsche ihres Mannes geschoben wurde. Mit Ausnahme des Ehegelöbnisses hatte er kein Wort gesprochen. »Halt den Mund und steig ein! « sagte er jetzt.
    »Wohin fahren wir? « rief sie verzweifelt.
    »Zu deinem neuen Heim«, erwiderte er ätzend sarkastisch. »Deinem neuen Heim! « betonte er noch einmal.

10.
    Julianna saß vor dem Ankleidetisch in ihrem Schlafgemach, summte ein Weihnachtslied vor sich hin und steckte kleine Ilexzweige mit roten Beeren in das dunkelgrüne Band, das ihre schweren blonden Locken zusammenhielt.
    Zufrieden stand sie auf, glättete ihr weiches grünes Wollkleid, richtete die weißen Manschetten und ging dann in den Salon, wo sie vor dem Kaminfeuer an ihrem neuen Manuskript weiter arbeiten wollte.
    Seit ihr Ehemann sie vor drei Monaten und wenige Stunden nach ihrer Hochzeit vor diesem bezaubernden kleinen Landhaus abgesetzt hatte, um dann unverzüglich davonzufahren, hatte sie von Nicholas du Ville nichts gesehen oder gehört. Dennoch war ihre Erinnerung an diesen furchtbaren Tag so frisch, daß sich ihr Magen noch immer vor Scham zusammenkrampfte, wenn sie nur daran dachte.
    Es war die possenhafte Parodie einer Hochzeit gewesen und das ungemein passende Ende für etwas, das als Maskenball begonnen hatte. Statt Juliannas eklatanten Bruch der Etikette zu verurteilen, hatte ihre Mutter das als hochwillkommene Chance erkannt, dem begehrtesten Junggesellen der Oberen Zehntausend eine Falle zu stellen. Statt ihrer Tochter Ratschläge über die Ehe zu geben, bevor sie zum Altar ging, um eine Ehefrau zu werden, hatte Lady Skeffington Julianna darüber aufgeklärt, welche Pelze sie von ihrem Mann verlangen sollte.
    Juliannas Vater schien die Situation, die darin bestand, daß sich seine Tochter in Unehre gebracht hatte und ihr Bräutigam  daran beteiligt war, zunächst klarer erkannt zu haben. Er hatte sich mit einer Flasche Madeira darüber hinweggetröstet, bevor er mit unsicheren Schritten, aber bester Laune zum Altar  wankte. Um das schockierende Bild zu vervollständigen, litt die Braut ganz offensichtlich unter den Nachwehen eines ausgewachsenen Rausches, und der Bräutigam...
    Julianna erschauerte in der Erinnerung an die Wut in seinen Augen, als er gezwungen war, sich ihr zuzuwenden und ihn ewige Treue zu schwören. Selbst der Anblick des Vikars, der die Trauung vornahm, war unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sein freundliches Gesicht erstarrte zu einer Maske des Entsetzens, als der Bräutigam gegen Ende der Zeremonie auf die Aufforderung, die Braut zu küssen, Julianna nur; mit einem Blick tiefster Verachtung bedachte, auf dem Absatz kehrt machte und die kleine Kirche verließ.
    In der Kutsche hatte Julianna dann versucht, mit ihm zu sprechen, sich ihm zu erklären, sich zu entschuldigen. Zunächst hörte er ihr in eisigem Schweigen zu, um dann zu sagen: »Wenn ich noch ein weiteres Wort von dir höre, findest du dich draußen am Straßenrand wieder, bevor du den Satz beendet hast. «
    Dann hatte er sie hier abgestellt wie ein unerwünschtes Gepäckstück, und in den Monaten seither hatte Julianna viel über Einsamkeit gelernt. Nicht die Einsamkeit, die man nach dem Tod eines geliebten Menschen empfand, sondern jene, die man verspürt, wenn man zurückgewiesen, verachtet und abgelehnt wird. Das alles hatte sie erfahren - und mehr, als die Gerüchte über Nickis unverhohlene Affaire mit einer schönen Operntänzerin durch London fegten, noch bevor sich die allgemeine Erregung über ihre plötzliche Hochzeit gelegt hatte.
    Sie wußte, daß er sie bestrafen wollte. Sie öffentlich zu demütigen, war seine Rache für die Falle, die ihm Julianna und ihre Mutter seiner festen Überzeugung nach gestellt hatten. Und das allerschlimmste war, daß sie ihn sogar durchaus verstehen konnte, wenn sie die Sache einmal von seinem Blickwinkel aus betrachtete.
    Bis zur letzten Woche war seine Rache absolut verheerend gewesen. Sie hatte Ströme von Tränen in ihr Kissen geweint, sich mit der Erinnerung an den Haß in seinen Augen gequält und ihm Dutzende von erklärenden Briefen geschrieben. Seine einzige Reaktion hatte in einer knappen Botschaft bestanden, die ihr sein Sekretär überbrachte, und in der stand, falls sie weiterhin versuchte, zu ihm Kontakt aufzunehmen, würde sie ohne jeden Shilling
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher