Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
West-östlicher Divan (German Edition)

West-östlicher Divan (German Edition)

Titel: West-östlicher Divan (German Edition)
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
Vom Netzwerk:
und Glück kommt auch ins Spiel.
Und hat sich's Unglück drein gelegt,
Jeder, wie er nicht wollte, trägt.
Bis endlich Erben mit Behagen
Herrn Kannicht-Willnicht weiter tragen.
    Das Leben ist ein Gänsespiel
    Das Leben ist ein Gänsespiel:
Je mehr man vorwärts gehet,
Je früher kommt man an das Ziel,
Wo niemand gerne stehet.
    Man sagt, die Gänse wären dumm,
O, glaubt mir nicht den Leuten:
Denn eine sieht einmal sich 'rum,
Mich rückwärts zu bedeuten.
    Ganz anders ist's in dieser Welt,
Wo alles vorwärts drücket:
Wenn einer stolpert oder fällt,
Keine Seele rückwärts blicket.
    Die Jahre nahmen dir
    "Die Jahre nahmen dir, du sagst, so vieles:
Die eigentliche Lust des Sinnespieles;
Erinnerung des allerliebsten Tandes
Von gestern, weit- und breiten Landes
Durchschweifen frommt nicht mehr; selbst nicht von oben
Der Ehren anerkannte Zier, das Loben,
Erfreulich sonst. Aus eignem Tun Behagen
Quillt nicht mehr auf, dir fehlt ein dreistes Wagen!
Nun wüßt ich nicht, was dir Besondres bliebe!"
Mir bleibt genug! Es bleibt Idee und Liebe!
    Vor den Wissenden sich stellen
    Vor den Wissenden sich stellen,
Sicher ist's in allen Fällen!
Wenn du lange dich gequälet,
Weiß er gleich, wo dir es fehlet.
Auch auf Beifall darfst du hoffen;
Denn er weiß, wo du's getroffen.
    Freigebiger wird betrogen
    Freigebiger wird betrogen,
Geizhafter ausgesogen
Verständiger irrgeleitet,
Vernünftiger leer geweitet,
Der Harte wird umgangen,
Der Gimpel wird gefangen.
Beherrsche diese Lüge,
Betrogener, betrüge!
    Wer befehlen kann, wird loben
    Wer befehlen kann, wird loben,
Und er wird auch wieder schelten,
Und das muß dir, treuer Diener,
Eines wie das andre gelten.
    Denn er lobt wohl das Geringe,
Schilt auch, wo er sollte loben:
Aber bleibst du guter Dinge,
Wird er dich zuletzt erproben.
    Und so haltet's auch, ihr Hohen,
Gegen Gott wie der Geringe:
Tut und leidet, wie sich's findet,
Bleibt nur immer guter Dinge!
    An Schah Sedschan und seinesgleichen
    Durch allen Schall und Klang
Der Transoxanen
Erkühnt sich unser Sang
Auf deine Bahnen!
Uns ist für garnichts bang,
In dir lebendig,
Dein Leben daure lang,
Dein Reich beständig!
    Höchste Gunst
    Ungezähmt, so wie ich war,
Hab ich einen Herrn gefunden
Und, gezähmt nach manchem Jahr,
Eine Herrin auch gefunden.
Da sie Prüfung nicht gespart,
Haben sie mich treu gefunden
Und mit Sorgfalt mich bewahrt
Als den Schatz, den sie gefunden.
Niemand diente zweien Herrn,
Der dabei sein Glück gefunden:
Herr und Herrin sehn es gern,
Daß sie beide mich gefunden,
Und mir leuchtet Glück und Stern,
Da ich beide sie gefunden.
    Ferdusi spricht
    O Welt! wie schamlos und boshaft du bist!
Du nährst und erzieltest und tötest zugleich.
    Nur wer von Allah begünstigt ist,
Der nährt sich, erzieht sich, lebendig und reich.
    Was heißt denn Reichtum?
    Was heißt denn Reichtum?—Eine wärmende Sonne,
Genießt sie der Bettler, wie wir sie genießen!
Es möge doch keinen der Reichen verdrießen
Des Bettlers im Eigensinn selige Wonne!
    Dschelal-eddin Rumi spricht
    Verweilst du in der Welt, sie flieht als Traum,
Du reisest, ein Geschick bestimmt den Raum;
Nicht Hitze, Kälte nicht vermagst du festzuhalten,
Und was dir blüht, sogleich wird es veralten.
    Suleika spricht
    Der Spiegel sagt mir: ich bin schön
Ihr sagt: zu altern, sei auch mein Geschick.
Vor Gott muß alles ewig stehn;
In mir liebt ihn für diesen Augenblick!
    Buch des Unmuts
    Rendsch Nameh: Buch des Unmuts
Wo hast du das genommen?
    "Wo hast du das genommen?
Wie konnt es zu dir kommen?
Wie aus dem Lebensplunder
Erwarbst du diesen Zunder,
Der Funken letzte Gluten
Von frischem zu ermuten?"
    Euch mög' es nicht bedünkeln,
Es sei gemeines Fünkeln:
Auf ungemeßner Ferne,
Im Ozean der Sterne,
Mich hatt ich nicht verloren;
Ich war wie neu geboren.
    Von weißer Schafe Wogen
Die Hügel überzogen,
Umsorgt von ernsten Hirten,
Die gern und schmal bewirten,
So ruhig-liebe Leute,
Daß jeder mich erfreute.
    In schauerlichen Nächten,
Bedrohet von Gefechten,
Das Stöhnen der Kamele
Durchdrang das Ohr, die Seele,
Und derer, die sie führen,
Einbildung und Stolzieren.
    Und immer ging es weiter
Und immer ward es breiter,
Und unser ganzes Ziehen,
Es schien ein ewig Fliehen.
Blau, hinter Wüst und Heere,
Der Streif erlogner Meere.
    Keinen Reimer wird man finden
    Keinen Reimer wird man finden,
Der sich nicht den besten hielte,
Keinen Fiedler, der nicht lieber
Eigne Melodien spielte.
    Und ich konnte sie nicht tadeln;
Wenn wir andern Ehre geben,
Müssen wir uns selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher