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Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Titel: Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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Ersatz herhalten musste. Dabei kannte sie Tally Lynn nicht mal, doch Tally Lynn gehörte zur Familie, und sosehr Sadie auch den Anschein zu erwecken suchte, keine Wurzeln zu haben, und so zuwider ihr die Vorstellung auch war, an der Hochzeit ihrer jungen Cousine teilzunehmen, hatte sie es nicht über sich gebracht, nein zu sagen. Nicht einmal, als ihr das rosafarbene Brautjungfernkleid zum Anprobieren nach Hause geliefert wurde. Es war schulterfrei und hatte ein Korsett, und der kurze Taftrock mit Wölkchen-Raffung war so voluminös und aufgebauscht, dass ihre Hände im Stoff verschwanden, wenn sie sie sinken ließ. Wäre sie achtzehn gewesen und zu ihrem Abschlussball gegangen, wäre es nur halb so wild gewesen, aber ihre Highschool-Zeit war nur noch eine blasse Erinnerung, sie war dreiunddreißig und kam sich in ihrem Schulball-/Brautjungfernkleid ganz schön lächerlich vor.
    Immer eine Brautjungfer, nie eine Braut. So würden alle sie sehen. Alle in ihrer Familie und alle in der Stadt. Sie würden sie bemitleiden, und das hasste sie. Sie hasste es, dass es sie immer noch tangierte. Dass sie momentan keinen Freund hatte, mit dem sie hingehen konnte. Hasste es so sehr, dass sie sogar mit dem Gedanken gespielt hatte, sich einen Begleiter zu mieten. Den größten, attraktivsten Hengst, den sie auftreiben konnte. Nur, um allen das Maul zu stopfen. Nur, damit sie das Tuscheln nicht zu hören, die schiefen Blicke nicht zu sehen und ihr derzeit männerloses Leben nicht zu rechtfertigen brauchte, doch die logistische Herausforderung, einen Mann in einem Staat zu mieten, um ihn dann in einen anderen zu verfrachten, hatte sich als nicht durchführbar erwiesen. Der moralische Aspekt störte Sadie nicht. Männer mieteten sich auch ständig Frauen.
    Sechzehn Kilometer vor Lovett lockerten eine Wetterfahne und ein Stück alter Zaun die ganz in Brauntönen gehaltene Landschaft auf. Am Highway entlang verlief ein Stacheldrahtzaun zum rustikalen Einfahrtstor aus Holz und Schmiedeeisen und weiter bis hin zur Ranch. Das alles war ihr so vertraut, als wäre sie nie fort gewesen. Bis auf den schwarzen Truck am Straßenrand. Ein Mann lehnte lässig mit der Hüfte am Heckkotflügel; seine schwarzen Klamotten verschmolzen mit der Farbe des Wagens, und eine Baseballmütze schirmte sein Gesicht gegen die grelle texanische Sonne ab.
    Sadie fuhr langsamer, um in die Zufahrt zur Ranch ihres Vaters abzubiegen. Vielleicht sollte sie anhalten und den Typen fragen, ob er Hilfe brauchte. Die offen stehende Motorhaube des Trucks war ein unübersehbarer Hinweis, aber sie war eine Frau, allein auf einer verlassenen Landstraße, und er so groß, dass es sie einschüchterte.
    Er richtete sich auf und stieß sich vom Truck ab. Sein schwarzes T-Shirt spannte über seiner Brust und um seine Bizepse. Es käme schon noch jemand anders vorbei.
    Irgendwann.
    Sie bog in die unbefestigte Straße ein und fuhr durchs Tor. Er konnte auch zu Fuß bis in die Stadt laufen. Lovett lag nur sechzehn Kilometer weiter unten am Highway. Als sie einen Blick in den Rückspiegel warf, stemmte er die Hände in die Hüften und blickte entgeistert hinter ihren Rücklichtern her.
    »Verdammt.« Sie trat auf die Bremse. Erst wenige Stunden wieder im Lande, und schon machte sich die gastfreundliche Texanerin in ihr wieder bemerkbar. Es war schon nach sechs. Die meisten Leute hier hatten längst Feierabend und saßen gemütlich zu Hause, sodass es Minuten, wenn nicht gar Stunden dauern könnte, bis sonst noch jemand vorbeifuhr.
    Aber … Ein Handy hatte doch jeder. Oder etwa nicht? Vielleicht hatte er schon jemanden angerufen. Im Rückspiegel sah sie, wie er eine hilflose Geste machte. Vielleicht befand er sich in einem Funkloch. Sie überzeugte sich davon, dass ihre Türen verriegelt waren, und legte den Rückwärtsgang ein. Die frühe Abendsonne strömte durchs Heckfenster, als sie auf den Highway zurücksetzte und auf den großen Truck zufuhr.
    Als der Mann auf sie zukam, war eine Hälfte seines Gesichts in das warme Licht getaucht. Er war einer von den Typen, die Sadie leichtes Unbehagen einflößten. Einer von denen, die Lederklamotten trugen, Bier tranken und dann die leere Dose an der Stirn zerdrückten. Die sie dazu veranlassten, sich gerader hinzustellen und die Brust rauszudrücken. Die sie mied wie Brownies mit heißer Karamellsauce, da sie ein Super-GAU für ihre Oberschenkel waren.
    Sie hielt an und tippte auf den Knopf an ihrem Türgriff. Die Fensterscheibe senkte sich
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