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Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Titel: Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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die kühle Mainacht traten. Eigentlich hatte sie das niemandem beichten wollen. Und Vince schon gar nicht. Schließlich waren sie keine Freunde mehr. Er brauchte nichts mehr von ihr zu wissen. Aber sie kannte ihn gut genug, um sicher zu sein, dass er es nicht weitererzählen würde. Ohne dass sie ihn erst darum bitten müsste.
    »Was?«
    »Ach nichts. Vergiss es. Nicht so wichtig.« Als sie draußen waren, trat sie ein Stück von ihm weg, und er ließ die Hand sinken. »Aber vielleicht stimmt es gar nicht, und wenn es wahr wäre, wüsste ich nicht mal, wie ich sie finden sollte.«
    Sie liefen unter dem von Sternen übersäten, dunklen texanischen Himmel, aber Vince fand in der Nacht keine Ruhe. Keinen Trost. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Sadie in der Kadaver-Bar wäre. Hatte nicht damit gerechnet, wie er sich fühlen würde, wenn er sie zum ersten Mal wiedersähe. Dass es sich anfühlen würde, als bräche die Welt unter seinen Füßen auseinander, obwohl sie absolut stillstand. Dass seine Lunge mit jedem Atemzug, den er nehmen wollte, brennen würde.
    »Da drüben steht mein Wagen.« Sie deutete nach links, und das Knirschen des Kieses unter ihren Stiefelabsätzen füllte die Distanz zwischen ihnen aus. Als sie diese Stiefel das letzte Mal getragen hatte, war er tief in ihr gewesen und hatte sie an seinem Kühlschrank gevögelt. Hatte sich in ihr verloren und nicht ans Ende gedacht. An nichts anderes gedacht, als wie gut es sich anfühlte, in ihr zu sein. »Du kannst jetzt wieder reingehen«, fügte sie hinzu.
    Er konnte nicht wieder reingehen. Noch nicht. An der Fahrertür blieben sie stehen, und er griff nach ihr. Sie trat einen Schritt zurück, und wieder sank seine Hand ins Leere. »Ich wollte dir nie wehtun, Sadie«, betonte er.
    Sie sah auf ihre Stiefelspitzen. »Ich wusste ja vorher, dass du dich langweilen und weiterziehen würdest.«
    »Ich hab mich nicht gelangweilt.« Er machte nicht den Fehler, noch einmal nach ihr zu greifen, sondern ballte die Hände zu Fäusten. »Niemals.«
    Sie schüttelte den Kopf, und der Mond leuchtete auf ihrem hellen Haar und ihrem Profil. »Das ist nicht wichtig.«
    »Und ob es das ist.«
    »Warum hast du mich dann so behandelt, als sei ich es nicht?« Sie sah auf und legte die Hand auf ihre Brust. »Als wäre ich ein Nichts.«
    Weil sie ihn auf seinem absoluten Tiefpunkt erlebt hatte. Weil er es hasste, dass er Albträume hatte wie ein kleines Mädchen und sie jetzt Bescheid wusste. Weil er sich wie weniger als ein Nichts gefühlt hatte. » Du warst nie ein Nichts.«
    »Ich wusste ja immer, dass du weiterziehen würdest. Ich wusste immer, dass es zu Ende gehen würde, aber musstest du mir ausgerechnet am selben Tag das Herz brechen, an dem ich meinen Daddy begraben habe?«
    »Es tut mir leid.«
    »Hättest du nicht warten können? Wenigstens einen Tag?«
    Er hatte überhaupt nicht gewollt, dass es zu Ende ging. Er hätte alles dafür gegeben, diese Nacht rückgängig zu machen. Dafür, dass er die ganze Nacht wach geblieben wäre und sich nicht erlaubt hätte einzuschlafen. Dass er wach geblieben wäre und ihr beim Schlafen zugesehen hätte. »Tut mir leid, Sadie.«
    Das Mondlicht reflektierte von ihrer Stirn, als sie die Augenbrauen zusammenzog. »Tut mir leid? Das sagt man, wenn man Leuten auf den Fuß tritt. Du hast mein Herz mit Füßen getreten, und das ist alles, was du dazu sagen kannst? Dass es dir leidtut?«
    »Ja.« Vor allem aber tat es ihm leid, dass er vor ihr stand und sie nicht berühren durfte. Dass er nicht mit ihr über all die Sachen reden konnte, die er im Gas and Go gemacht hatte, und ihr nicht dabei zuhören konnte, wie sie über alles redete, was in ihrem Leben so passierte.
    Sie bewegte sich so schnell, dass er völlig überrumpelt war. Sie stieß mit den Händen an seine Brust und schubste ihn heftig. »Es tut dir leid?« Ihre Wut war so groß, dass er leicht zurückschwankte. »Jetzt glaubst du wohl, das macht alles wieder gut?«
    »Nein.« Er hielt ihre Hände fest. »Nichts ist mehr gut.« Er legte die Hand an ihre Wange und senkte sein Gesicht zu ihrem. »Ich will dich«, flüsterte er. »Ich hab nie etwas so sehr gewollt wie dich.«
    »Vince.« Sein Name auf ihren Lippen strich über seine und zerriss ihn. Er verlor die Beherrschung und küsste sie. Verschlang sie gierig, mit einem heißen Hunger, von dem er nicht einmal wusste, dass er in seiner Seele ruhte, der ihn in einem rasenden Inferno aus archaischem Verlangen verglühen ließ.
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