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Wer war ich im Vorleben?

Wer war ich im Vorleben?

Titel: Wer war ich im Vorleben?
Autoren: U Demarmels
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sah sich als Franziskanermönch Franz in Bayern. Seit dieser junge Mann denken konnte, war er der persönliche Diener des Fürsten Albert, der von einer Burg aus regiert hatte. Gegen 1582 aber wurde dieser Fürst von seinem Widersacher Ferdinand vergiftet. Er wurde dadurch schwer krank, blieb aber am Leben. Während Ferdinand die Regierungsgeschäfte übernahm, musste Bruder Franz feststellen, dass Albert irr geworden war. Er rannte wie wild geworden durch die Gegend und sprach wirres Zeug.
     
    U.D.: Wie geht es jetzt weiter?
    Kl.: Wir sind in einer Hütte im Wald. Der Fürst und ich. Ihn will keiner mehr haben. Er muss hier im Wald leben. Ich bleibe bei ihm.
    U.D.: Warum? Hat man dir das befohlen?
    Kl.: Nein. Es ist mein Platz. Das ist mein Leben, für den Fürsten da zu sein. Als Jüngling war es nur, dass ich für sein körperliches Wohl da war. Aber seit ich Mönch geworden bin, sorge ich auch für sein seelisches Wohl. Er hatte sich das bei meiner Ordination gewünscht, dass ich danach bei ihm bleibe. Es ist mein Platz, mein Leben gehört dieser Aufgabe.
    U.D.: Wovon lebt ihr?
    Kl.: Manchmal kommen Leute, die ihn mochten, bringen uns zu essen.
    U.D.: Wie ist das für dich, als jüngerer Mann, du bist jetzt 28, mit so einem Verrückten?
    Kl.: Mit seinem Körper, das ist manchmal schwer. Ich muss immer aufpassen, dass er nicht wegläuft, sich verirrt, verunfallt im Wald. (Pause) Aber er wird ruhiger mit den Jahren. Mit seiner Seele, das ist wunderschön! Ich spreche mit ihr, sie zeigt sich manchmal.
     
    Fast 20 Jahre lang lebten die beiden dort zusammen. Als wieder ein Regierungswechsel stattfand, erinnerte man sich an den früheren Fürsten und bot ihm Räume auf der Burg an. Die beiden aber wollten im Wald bleiben, wo man ihnen zumindest an der Stelle der alten Hütte ein Steinhaus errichtete. Mit etwa 70 bereitete sich Albert auf das Sterben vor.

    Kl.: Es ist wie ein Sterben in Schüben. Seine Seele geht aus ihm heraus und kehrt dann zurück. Immer wieder, und irgendwann geht sie nicht mehr in den Körper hinein. Er ist tot. Aber die Seele bleibt noch eine Zeitlang bei mir und wird mich auch immer wieder mal besuchen kommen. Ich habe viel von ihr gelernt, vor allem, dass der Körper, das Irdische, nicht so wichtig ist. Es geht um das Seelische. (Pause) Mit der Seele von Albert zu sein, das bringt mir viel Frieden.
     
    Franz ging von diesem Platz nicht mehr fort. Er blieb einfach dort – für viele weitere Jahre lebte er im Wald, ernährte sich von dem, was ihm andere brachten oder was der Wald ihm gab. In seinen letzten Jahren besuchte ihn ein junger Mönch seines Ordens immer häufiger, weil er spürte, dass er von diesem Alten sehr viel lernen konnte.
     
    U.D.: Was hast du gemacht in dieser ganzen Zeit? Was war das für ein Leben, als der Fürst nicht mehr da war und damit ja auch deine Aufgabe, ihn zu versorgen, wegfiel?
    Kl.: (nach einer Pause) Ich war viel im Wald. Ich bin eins geworden mit dem Wald. Ich habe mich unterhalten, mit den Pflanzen, Bäumen und Tieren.
    U.D.: Wie?
    Kl.: Das geht über das Fühlen, ein Austausch, aber man ist eins.
    U.D.: Hast du auch viel gebetet?
    Kl.: Nicht so, wie wir es gelernt haben als Mönche. Also nichts Vorgefertigtes. Eigentlich ohne Worte. Ich bin so nah an der Natur, ein Teil von ihr, vom ganzen Leben, da würden Worte nur stören.
    U.D.: Geh nun dorthin, wo dein Leben als Bruder Franz zu Ende geht.
    Kl.: Jetzt erlebe ich das, was ich bei Albert beobachtet hatte, selbst. Die Seele geht immer mal wieder raus. Sie möchte noch einiges erleben, sie möchte in den Wald, aber mein Körper schafft es nicht mehr. Also setze ich mich vor das Haus, die Seele zieht los, der Körper bleibt sitzen, und dann kommt sie zurück. Und eines Tages eben nicht mehr. Da bleibt sie weg, der Franz ist gestorben.

    In der Rückschau auf dieses besondere Leben zeigten sich Seele und Seelenführer sehr zufrieden, denn als Franz hatte die Seele große Entwicklungsschritte gemeistert. Saskia R. hatte das Gefühl, dass auch für sie heute solche Schritte anstünden, dass sie aber weit davon entfernt war, das Leben mit einer solchen Hingabe anzunehmen, wie Franz es getan hatte. Für sie, das wurde im Gespräch mit ihrem Seelenführer deutlich, ging es um das tiefe Erkennen, dass das Seelische am wichtigsten sei.
     
    U.D.: Ja, das ist eine wichtige Erkenntnis. Was könnte dir helfen, diese Verbindung zu spüren und zu halten?
    Kl.: Ich frage mich, ob die Musik das sein könnte. (Pause)
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