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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)
Autoren: Noelle Hancock
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meiner Position festhielt.
    »Ich kann mit Aufträgen als Freie genug Geld verdienen, um mich eine Weile über Wasser zu halten. Vollzeit wird momentan sowieso niemand mehr eingestellt – und ich habe ja auch noch Ersparnisse.« Je mehr ich die Idee verteidigte, umso mehr Herzblut legte ich hinein.
    »Na ja, du weißt ja, ich bin für dich da, egal, was kommt«, sagte er, aber in seiner Stimme schwang leiser Zweifel mit.
    Chris war noch ungnädiger. »Hört sich ein bisschen verrückt an. Ich möchte dich nicht unbedingt in einer Zwangsjacke sehen, Nellie. Die Dinger sind echt unvorteilhaft, da sieht jeder dick drin aus.« Dann fügte er hinzu: »Obwohl ich ja zugeben muss, die Vorstellung, einfach mal ein Jahr freizunehmen und sich auf sich selbst zu konzentrieren, klingt ganz schön verlockend.«
    Vielleicht war es verrückt. Andererseits wandte man sich in unserer Kultur ratsuchend an Berühmtheiten, deren Ruhm auf nichts weiter gründete als auf ein paar Sextapes und ihrer Bereitschaft, vor laufenden Kameras mit anderen Leuten zu streiten, während sie in Häusern wohnten, die ihnen die Fernsehsender gestellt hatten. War das nicht verrückt? Eleanor war mehr als eine Berühmtheit – sie war ein Vorbild. Ein ängstliches Mädchen, das sich als Erwachsene sozial engagierte und als First Lady regelmäßig Konferenzen abhielt, eine Zeitschriftenkolumne schrieb und immer mit einer Pistole bewaffnet war. Zwischendurch half sie beim Aufbau der Vereinten Nationen und der Gründung des Staates Israel. Außerdem unterstützte sie ihren Mann Franklin bei der Ausführung des New Deal (ein Experiment, bei dem die Regierung in diverse Programme investierte, die das Wirtschaftswachstum und die allgemeine Moral im Lande fördern sollten).
    Ich sagte mir, dass mein Experiment mein höchstpersönlicher New Deal werden könnte: Ich investierte jetzt in mich selbst, um zukünftiges Wachstum zu fördern. Doch ein Teil von mir fragte sich, ob Chris nicht am Ende recht hatte und das Ganze einfach darauf hinauslief, dass ich mich selbst verhätschelte. Sollte ich nicht eher etwas für andere tun? Dann musste ich daran denken, was Dr. Bob darüber gesagt hatte, wie Angst unseren Wirkungskreis im täglichen Leben schmälert. War es nicht auch eine Art von Verhätschelung, wenn ich mir gestattete, weiterhin so ein ängstliches Leben zu führen? Wenn ich mich ständig von der Welt zurückzog, konnte ich eben auch keinen vollwertigen Beitrag leisten. Davon abgesehen fallen Leute, die sich ständig Sorgen machen, den anderen zur Last. Wenn Dr. Bob recht damit hatte, das Angst immer neue Ängste in uns erzeugt, dann hatten meine Ängste vielleicht viel mehr Auswirkungen als geahnt auf die Leute, mit denen ich in Kontakt kam.
    Ich öffnete mein leeres Dokument, »Mein Einjahresplan«. Endlich wusste ich, wo ich anfangen sollte. Ich begann mit dem, worüber Dr. Bob und ich gesprochen hatten. Bowling und Karaoke … wovor hatte ich da eigentlich Angst gehabt? Ich schrieb: »Öffentliche Blamage. Versagen.« Dann dachte ich über andere Dinge nach, die ich in letzter Zeit gemieden hatte. Meine Freunde. Neue Bekanntschaften. Vor vielen Leuten sprechen.
    »Zurückweisung«, tippte ich. Mit meinem Freund über die Zukunft sprechen. »Dass Matt mich verlassen wird und ich allein bin.« Ich hielt inne und las die Zeile noch einmal. Ich war erschüttert von dieser Angst, die ich mir vorher nie hatte eingestehen wollen. »Eines Tages diese Welt verlassen, ohne mehr vorzuweisen zu haben als detailliertes Wissen über Promiskandale.« Ich dachte an meine uralte Angst vor einem frühzeitigen Tod und schrieb: »Diese Welt verlassen, bevor ich dazu bereit bin.«
    Die Worte sprudelten jetzt aus mir heraus, der Cursor flitzte nur so über den Bildschirm, während ich versuchte, jede Angst aufzuschreiben, die ich jemals empfunden hatte, alles, wovor ich zurückgeschreckt und was ich auf Gedeih und Verderb vermieden hatte. Als ich zehn Minuten später aufhörte, war ich verblüfft, mit was für einem Wust aus Feigheit ich da konfrontiert war. Die Dinge, die ich aufgelistet hatte, reichten von körperlichen Ängsten (Höhe, Fliegen, in Dinge hineinrasen) über eher emotionale Ängste (öffentliche Reden, Kritik, Konfrontation, Reue, Missbilligung) bis hin zu schlichtweg lächerlichen (Haie, nüchtern tanzen, und wie ich Dad damals nicht die Wahrheit sagen konnte, sondern behauptet hatte, ich hätte für McCain gestimmt).
    Als ich die Liste betrachtete, wurde mir
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