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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift
Autoren: Barbara Bickmore
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wert sei (sie verschätzten sich um einige Millionen). Annie brachte Adam zur Welt.
    Ethan baute ein Haus direkt neben ihnen, ein Haus mit zwölf Zimmern und genauso vielen Badezimmern – sogar das Hausmädchen hatte eines –, und holte seine Eltern sowie Mary Ann und seine drei Kinder nach Denver. Mary Ann und Annie freuten sich sehr, so nahe beieinander zu wohnen, aber die alten Currans wollten gerne ein kleineres Haus mit einem größeren Garten, deshalb baute Ethan ihnen zwei Straßen weiter ein Haus mit nur sechs Zimmern. Dort konnte Mr. Curran eine Kuh und Hühner halten und den ganzen Tag in seinem Garten verbringen. Mrs. Curran wollte um nichts in der Welt ein Hausmädchen haben, noch nicht einmal eine Putzfrau, weil sie »sonst gar nicht mehr wüsste, was sie mit sich anfangen sollte«.
    Dieses Problem hatten Mary Ann und Annie nicht. Annie hatte zwei kleine Kinder, und Mary Ann stellte überrascht fest, dass sie mit ihren zweiunddreißig Jahren erneut schwanger war. Die beiden Frauen gingen stundenlang einkaufen, auch wenn es in Denver noch nicht allzu viele Geschäfte gab. Aber sie brauchten noch nicht einmal Rezepte auszutauschen, weil Annie schon im ersten Jahr, als sie in dem großen Haus wohnten, einen chinesischen Koch gefunden hatte, der trotz seiner begrenzten Englischkenntnisse nach ihren Rezepten kochte und auch noch neue erfunden hatte. Sie schwor, dass er sogar besser kochen konnte als sie. Zuerst ging sie noch zusammen mit ihm auf den Markt, aus Sorge, er könne sie vielleicht betrügen oder verstünde nicht genug Englisch, um mit dem Geld zurechtzukommen, aber das gab sie bald schon wieder auf, zumal sie im siebten Monat mit Jerome schwanger war.
    Als Mary Ann in das Haus nebenan zog, holte Ah Chin seinen jüngeren Bruder aus Nevada, wo er bei der Eisenbahn gearbeitet hatte, und brachte ihm amerikanische Küche à la Annie bei. Mary Ann und Annie ließen für die Brüder ein kleines Haus mit drei Zimmern bauen und legten sich einige Hühner zu. Bald darauf fragten sie Annie, ob sie auf Brautschau gehen könnten. Mit dem Geld der Currans, die mittlerweile bereits schon großen politischen Einfluss in Colorado hatten, dauerte es nur sieben Monate, bis zwei chinesische Bräute eintrafen, die die Mutter der Brüder für sie ausgesucht hatte. Zunächst äußerten sich Ah Chin und sein Bruder entsetzt über die großen Füße der Chinesinnen, aber sie waren so gutwillig und fleißig, dass dieses Problem schnell vergessen war. Bald schon machten sie die gesamte Wäsche für die beiden Haushalte, was nicht wenig war, und außerdem bekamen sie auch noch jedes Jahr ein Kind.
    Es gab in Denver einige sehr reiche Familien, dank der Gold- und Silberminen und der Eisenbahn, aber von einer Gesellschaft konnte man eigentlich nicht sprechen, dazu war die Stadt zu klein und die Straßen zu schlammig. Die Frauen, die alle noch nie eine richtige Großstadt gesehen hatten, gründeten einen Club, in dem jeden Donnerstagnachmittag ein Treffen stattfand, das keine der Frauen jemals verpasste. Da sie in Denver oder sogar im gesamten Westen die reichsten Frauen waren, betrachteten sie sich als Crème der Society und überlegten bei ihren Treffen, welche Projekte sie fördern sollten. Um die Weihnachtszeit, zum Beispiel, brachten sie bedürftigen Familien Körbe mit Essen. Im Frühling beschlossen sie, eine Bibliothek zu gründen. Und schließlich hatten sie die Idee, eine Schule aufzumachen.
    Frank und Ethan hatten sich neben der Mine ein kleines Haus gebaut, das sie als Büro nutzten, aber nachdem sie vier Jahre lang jeden Tag von zu Hause dorthin gefahren waren, errichteten sie ein großes, zweistöckiges Steingebäude mitten in Denver, das sie Curran Building nannten. Die Brüder richteten sich im ersten Stock ein, wobei Frank für Ethan, der die gesamte Buchführung machte, sogar das größere Büro vorsah. Im Parterre befand sich die Curran Bank, die eine Filiale bei der Mine hatte, damit den Arbeitern jede Woche problemlos der Lohn ausbezahlt werden konnte.
    Ein weiteres Büro im ersten Stock bekam Otto Hoffman, ein Deutscher mit so starkem Akzent, dass sie ihn manchmal kaum verstehen konnten, aber ein nüchterner, mathematisch orientierter Ingenieur, der mit Lighthouse zusammen mehr vom Bergbau verstand, als Frank und Ethan jemals lernen konnten. Frank hatte Lighthouse ein großes Haus an der Mine gebaut, aber dort schlief der Ingenieur nur. Er nahm alle Mahlzeiten im Saloon ein, wo ebenfalls ein Chinese,
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