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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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in der Ecke. »Maddy ist fast mit dem Kindergarten fertig. Ab nächstem Jahr ist sie von halb neun bis halb vier in der Schule. Dann musst du tagsüber nicht mehr für sie da sein.« Rachel warf ihre Schuhe in den Schrank. »Und nur für den Fall, dass du es noch nicht gemerkt hast, die Tag-Nacht-Geschichte nervt. Gewaltig. Ich krieg dich nie zu Gesicht.«
    »Du hast recht. Es nervt wirklich. Und jetzt erklär mir doch mal, warum bei der State Police zu arbeiten und nach Middleton zu ziehen das Problem lösen würde.«
    Sie hakte ihren BH auf.
    Er schaute weg, weigerte sich, sich vom Anblick ihrer vollen Brüste ablenken zu lassen.
    »Lass den Quatsch!«, sagte er.
    »Ich hab mich damit beschäftigt, weißt du. Bei deiner Erfahrung könntest du den Trooper auslassen und sofort als Sergeant anfangen. Du würdest mehr Geld verdienen und hättest echte Chancen, befördert zu werden. Du könntest Ermittler werden.«
    »Chancen hab ich auch hier.«
    »Welche denn? Die Stadt ist so geizig, die hat nicht mal Besoldungsklassen für Detectives. Du solltest allmählich mal aufhören zu glauben, dass aus Chief Van Alstynes Arsch die Sonne scheint, und ihn wissen lassen, dass du auch andere Möglichkeiten hast.« Sie hakte die Daumen in das Taillengummi und wand sich aus ihrer leuchtend blauen Arbeitshose. »Vielleicht nehmen sie dann wenigstens deine Bitte um eine Tagschicht ernst.«
    Mit dem Gefühl, als würde sein Kopf gleich explodieren, ließ Mark sich aufs Bett fallen. Er stieß einen erstickten Seufzer aus.
    »Niemand verlangt, dass du bei der State Police anfängst. Aber wäre es nicht nett, zu wissen, dass du es tun könntest?« Das Bett gab nach, als sie sich, nackt bis auf ihr Bikinihöschen, neben ihn kniete. »Komm schon. Versuch es wenigstens. Eine Bewerbung verpflichtet dich zu gar nichts.«
    Ein Teil von ihm – der Teil von der Hüfte abwärts – drängte: Diese hinreißende Frau will Sex! Gib ihr recht, du Idiot! Der Teil oberhalb seines Halses registrierte, dass Rachel nicht zum ersten Mal Sex als Ablenkung bei einer hitzigen Diskussion einsetzte. Und komischerweise schienen seine Argumente, nachdem sie in den Laken gelandet waren, nie mehr von Belang zu sein.
    Wen kümmert’s? Seine Lenden heulten. Sex! Sexsexsex!
    Er stemmte sich hoch und stand auf. »Rachel, wir müssen darüber reden.«
    »Wir reden doch gerade. Du willst keine Nachtschicht mehr. Ich will, dass du die Anerkennung und die Chancen bekommst, die du verdienst.« Sie knetete die Tagesdecke und beugte sich vor. Er musste zur Seite schauen. »Du kannst den Brief mitnehmen, dann sieht Chief Van Alstyne, dass du ganz offen und ehrlich bist.« Das Bett knarrte leise. »Jetzt komm schon. Wir verschwenden Zeit. Die Schöne und das Biest läuft nur noch zwanzig Minuten.«
    »Rachel«, sagte er zur Decke. »Es geht nicht nur darum, dass du die State Police angeschrieben hast, ohne dass ich davon wusste.«
    Das Bett hörte auf zu knarren.
    »Es ist … schau, ich liebe das MKPD. Mir gefällt meine Arbeit. Ich freue mich, weil ich weiß, dass Maddy nur fünf Minuten von ihren Großeltern entfernt lebt.« Er sah nach unten.
    Rachel war ganz ruhig. »Weißt du noch, als wir geheiratet haben? Ich habe dir gesagt, dass ich mehr will, als den Rest meines Lebens in Cossayuharie zu verbringen.« Sie rollte vom Bett. »Ich dachte, das wolltest du auch.« Sie schnappte sich ihren Bademantel vom Haken am Schrank.
    »Rachel, als wir geheiratet haben, stand ich noch am Anfang. Ich habe geglaubt, Polizeiarbeit bestände aus Rückgrat und Ruhm. Aber die Arbeit mit dem Chief in den letzten fünf Jahren – ich will das, was er hat. Eine Geschichte, die mich mit dem Ort verbindet, den ich schütze. Wurzeln in der Gemeinschaft.«
    »Eine kleine Freundin nebenbei? Nachts ein bisschen auf Streife gehen?«
    Er ballte die Fäuste. »Dafür gibt es keine Beweise. Soweit ich weiß, sind das alles nur Gerüchte.«
    »Und genau das macht mich an dem Leben hier wahnsinnig. So was wie Privatsphäre existiert in Kleinstädten nicht.«
    »Reden sie über deine Schwester?« Vor zwei Monaten hatte Rachels Schwester Lisa ihren Mann bei einem Fabrikbrand verloren. Das war an sich schon schlimm genug, aber der Mann war in erster Linie deshalb in der Fabrik gewesen, weil er beschlossen hatte, sein Glück mit Körperverletzung, Entführung und Erpressung zu versuchen.
    »Vielleicht. Ein bisschen. Ich weiß es natürlich nicht genau, weil die Hälfte der Zeit alle verstummen, sobald ich
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