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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt
Autoren: Patrícia Melo
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ein, sagte ich. Ich ließ den Motor an, wir starteten. Ich kam gleich zur Sache, während ich lenkte. Ich sagte, wir würden den Auftrag stornieren. Wir haben da ein Problem, sagte er. Wir haben überhaupt kein Problem, antwortete ich, der Auftrag ist storniert und Punkt. Stornieren können wir, sagte er, aber das Geld gebe ich nicht zurück, ich brauche das Geld, um Medikamente für meine Leute zu kaufen, sagte er, die Kohle ist schon futsch. Behalt das Geld, sagte ich, behalt die Medikamente, ich will nur, daß eins klar ist: der Auftrag ist storniert. Haben wir uns verstanden?

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    Mein lieber Sohn, ich wollte es Dir eigentlich persönlich sagen, aber da Du mit Gottes Wort beschäftigt bist (Manoel und ich sind begeistert von Im Gespräch mit dem Schöpfer, und alle hier im Recanto lesen Dein Buch), da Du also beschäftigt bist, habe ich es für besser gehalten, Dir zu schreiben. Manoel hat um meine Hand angehalten. Und ich habe eingewilligt. Wie ich schon sagte, haben Manoel und ich die gleichen Vorstellungen und den gleichen Geschmack, und beide lieben wir Jesus, Unseren Herrn Jesus Christus. Manoel hat mir gesagt, daß Jesus persönlich es war, der ihm befohlen hat, heirate Rosário. Jesus hat es auch mich geheißen, im Traum ist Jesus mir erschienen und hat mir gesagt, so nimm du meinen Gesandten. Du weißt, Manoel ist ein Bote Gottes. Jesus möchte unseren Bund, und da es so ist, möchte ich es auch, denn ich befolge den Willen des Herrn. Und außerdem ist dies auch mein Wille, Manoel ist wunderbar. (Habe ich Dir erzählt, daß Manoel gerne Jilá ißt?) Isa, Manoels Tochter, hat sich sehr gefreut. Sie ist Rechtsanwältin und wird einen Richter besorgen, wir wollen die Hochzeit hier, zusammen mit unseren Freunden abhalten. Wir werden heiraten und gemeinsam Gottes Wort predigen. Ich habe überlegt, ob Du nicht das Fest ausrichten könntest, jetzt, wo Du reich bist. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber alle behaupten, Du seist reich. Ich habe zu Manoel gesagt, falls Du reich bist, bezahlst Du das Fest. Die Verlobung wird am Samstag stattfinden. Ich hätte gerne Kuchen und salzige Leckereien für alle meine Freunde und die Schwestern. Richte Ingrid aus, daß uns die Paçoca wunderbar geschmeckt hat.
    Deine Mutter, die Dich liebt, Rosário, Dienerin Gottes, Braut von Manoel.
     
    Sieh dir mal diesen Autor an, sagte Laércio und schaute dabei auf einen Zeitungsausschnitt, wieder so ein Liebling der Medien, sagte er, so ein Moderner, der Kerl spricht über sein Buch, das Ganze hat mit uns nichts zu tun, aber der Reporter, dieses Arschloch, fragt hier: was halten Sie von José Guber? Antwort: ich finde ihn miserabel. Wirf mal ein Auge drauf, sagte Laércio und reichte mir die Ausschnitte herüber.
    Wir saßen bei ihm im Büro, im Universalis-Verlag, Laércio hatte mich zu einer Besprechung bestellt. Du bist der Feind Nummer eins der brasilianischen Intelligenzija, sagte er und legte Wert auf die Betonung des G, du bist zum Sinnbild für Schund auserkoren worden, möchtest du einen Whisky? Ich werde einen trinken. Es ist elf Uhr morgens, sagte ich. Ich habe schon beim Aufwachen Lust, Whisky zu trinken, sagte er, elf ist für mich das Äußerste. Aber genau das ist es, fuhr er fort, sie nennen dich einen Opportunisten, sie behaupten, du seist von der Selbsthilfe zur Esoterik übergewechselt, weil du mehr Geld verdienen wolltest, sie sagen, deine Texte seien das Widerwärtigste, was in unserer Sprache je geschrieben worden ist, du bist der Schuft der Saison. Es reicht, sagte ich, du hast mich schon genügend deprimiert. So schnell? sagte er, dann setz dich hin, denn jetzt kommt die Nachricht, die ich dir mitteilen wollte.
    Laércio machte eine Pause, grinsend trank er seinen Whisky. Rate mal, sagte er. Spuck’s schon aus, sagte ich. Wir haben angefangen zu verkaufen, sagte er. Wirklich? Laércio reichte mir ein Papier voller Zahlen. Schau mal hier, sagte er, sieh mal, wie die Zahlen seit Montag ansteigen. Gestern abend hat Geraldo vom Verkauf mich angerufen und mir erzählt, daß den ganzen Nachmittag über Buchhändler angerufen und Bestellungen aufgegeben hätten. Die Zahlen sind noch nicht bedeutend, aber sie zeigen eine Tendenz, das ist das wichtige, die Tendenz. Ich bin seit zwanzig Jahren in diesem Scheißgeschäft, ich weiß, wie die Dinge laufen. Wir werden den Durchbruch schaffen. Wir werden Im Gespräch mit dem Schöpfer wie warme Semmeln verkaufen. Weißt du, warum die Leser hinter deinem Buch her sind? Weil
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