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Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

Titel: Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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im Hill Country aus dem Boden schossen.
    Die Sonne versank, und die zunehmende Kühle drang durch den dünnen Stoff des Chorhemds. Lucy begrüßte die Kälte. Sie verdiente es nicht, es warm und gemütlich zu haben.
    Sie rollten über eine Holzbrücke, vorbei an einer verfallenen Scheune mit einer aufgemalten texanischen Flagge an der Seitenwand. Werbeschilder, die Höhlentouren und Ferien auf der Ranch anboten, flogen vorbei. Die Meilen glitten dahin. Zwanzig? Mehr? Sie wusste es nicht.
    Als sie die Ausläufer einer Kleinstadt erreichten, bremste er vor einem schäbigen Minimarkt und parkte im Schatten neben dem Gebäude. Er machte mit dem Kopf eine ruckartige Bewegung, um ihr zu signalisieren, dass sie absteigen sollte. Sie verhedderte sich mit den Beinen in ihrem Gewand und stürzte beinahe.
    » Hunger? «
    Der bloße Gedanke, etwas zu essen, verursachte ihr Übelkeit. Sie lockerte ihre steifen Beine und schüttelte den Kopf. Er zuckte mit den Achseln und marschierte zum Eingang.
    Durch das staubige Helmvisier sah sie, dass er größer war, als sie gedacht hatte, mindestens eins achtzig. Seine Beine waren im Verhältnis zum Rumpf lang. Mit seiner wilden blauschwarzen Haarmähne, dem olivfarbenen Teint und dem schaukelnden Gang hätte er nicht gegensätzlicher sein können zu den Kongressmännern, Senatoren und Industriebossen, die ihre Welt bevölkerten.
    Sie konnte durch das Schaufenster einen Teil des Verkaufsraums sehen. Er ging nach hinten zu einer Kühlbox. Die Verkäuferin unterbrach ihre Tätigkeit, um ihn zu beobachten. Er verschwand, bevor er wieder auftauchte und ein Sixpack Bier auf die Ladentheke stellte. Die Verkäuferin schüttelte die Haare und flirtete offen mit ihm. Er legte ein paar weitere Artikel neben die Kasse.
    Lucys Füße schmerzten. Sie sah, dass ihre Schuhe an den Fersen scheuerten, Blasen hatten sich gebildet. Sie verlagerte das Gewicht und erhaschte ihr Spiegelbild im Schaufenster. Der große blaue Helm verschluckte ihren Kopf und verbarg ihre feinen Gesichtszüge, die sie jünger wirken ließen, als sie tatsächlich war. Das Chorhemd kaschierte den Umstand, dass sie durch den Hochzeitsvorbereitungsstress etwas abgenommen hatte. Sie war eins zweiundsechzig, aber sie kam sich winzig vor, dumm, wie ein selbstsüchtiges, unverantwortliches, heimatloses Kind.
    Obwohl niemand in der Nähe war, nahm sie den Helm nicht ab, sondern hob ihn nur leicht an, um den Druck auf die Haarnadeln zu lindern, die sich in ihre Kopfhaut bohrten. Normalerweise trug sie das Haar fast schulterlang, glatt und ordentlich, meist zurückgehalten mit einem dieser schmalen Samtbänder, die Meg verabscheute.
    In diesen adretten Klamotten siehst du wie eine Fünfzigjährige aus der Greenwich-Schickeria aus, hatte Meg einmal erklärt. Und lass die doofen Perlen weg, außer du trägst Jeans. Du bist nicht Nealy, Luce. Sie erwartet nicht von dir, so zu sein wie sie.
    Meg verstand das nicht. Sie war in LA aufgewachsen, mit denselben Eltern, die sie gezeugt hatten. Sie konnte sich die ausgefallensten Klamotten erlauben, sich mit exotischem Schmuck behängen, sogar ein Drachen-Tattoo auf der Hüfte haben, aber nicht Lucy.
    Die Ladentür ging auf, und der Biker kam heraus mit einer Einkaufstüte in der einen Hand und einem Sixpack Bier in der anderen. Sie beobachtete ihn ängstlich, während er stumm die Einkäufe in den abgewetzten Satteltaschen seines Motorrads verstaute. Auf einmal wurde ihr klar, dass sie so nicht weitermachen konnte. Sie musste jemanden anrufen. Sie würde Meg anrufen.
    Aber sie brachte nicht den Mut auf, sich jemandem zu stellen, nicht einmal ihrer besten Freundin, die so viel mehr verstand als alle anderen. Sie würde ihrer Familie mitteilen, dass sie in Sicherheit war. Bald. Nur … jetzt noch nicht. Nicht, bevor sie sich überlegt hatte, was sie sagen sollte.
    Sie stellte sich vor den Biker wie ein großes Alien mit einem blauen Kopf. Er starrte sie finster an, und ihr wurde bewusst, dass sie immer noch kein einziges Wort zu ihm gesagt hatte. Wie peinlich. Sie musste endlich etwas sagen.
    » Woher kennen Sie Ted? «
    Er drehte sich wieder weg, um die Schnallen seiner Satteltaschen zu schließen. Bei dem Motorrad handelte es sich um eine alte Yamaha, auf dem schwarzen Tank stand in silberner Schrift WARRIOR .
    » Wir haben in Huntsville zusammen gesessen « , antwortete er. » Bewaffneter Raubüberfall und Totschlag. «
    Er stellte sie auf die Probe. Eine Art Test, um sich zu bestätigen, dass sie
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