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Wer ist die Coolste im ganzen Land

Titel: Wer ist die Coolste im ganzen Land
Autoren: Alexa Young
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Flammen warfen lange, dunkle Schatten auf die gerahmten Modemagazin-Cover, die an den elfenbeinfarbenen Wänden hingen.
    Avalon hatte nur einen einzigen Wunsch: eingekuschelt in ihre honig-cremefarben gestreifte italienische Daunendecke liegen zu bleiben und den Rest des Schuljahres zu verschlafen. Aber ein energisches Klopfen an ihre Zimmertür machte ihr ziemlich deutlich klar, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde.
    »Was ist denn los?«, murmelte Avalon vor sich hin, während sie über den Teppich tapste und die Tür öffnete.
    »Komm bitte nach unten«, sagte ihre Mutter förmlich. »Sofort.«
    »Warum?« Avalon versuchte, nicht genervt zu klingen. Sie hatte ihren Eltern noch nicht erzählt, was gestern passiert war, nur dass sie lieber mit ihnen nach Hause fahren wollte, statt mit Halley in der Limousine.
    »Komm einfach.« Constance machte auf dem Absatz ihrer schwarzen Lederpantoletten kehrt und ging zielstrebig den Flur hinunter. »Alle warten schon auf dich.«

    »Wer wartet?«, fragte Avalon, als sie ihrer Mutter die dunkle Holztreppe hinunter folgte.
    Noch bevor sie am Fuß der Treppe angekommen waren, erhielt sie ihre Antwort. Auf dem riesigen weinroten Sofa saßen Halley und ihre Eltern, Avalons Vater hatte in einem der zum Sofa passenden Sessel Platz genommen. Und keiner der Anwesenden schaute Avalon an. Was hauptsächlich daran lag, dass in dem Sessel neben Martin Greene niemand anderes als Miss Frey saß.
    Avalon fühlte sich, als hätte jemand unter ihrem anthrazitfarbenen Hard-Tail-Kapuzenshirt den Thermostat hochgedreht. Klebriger Schweiß kroch ihr den Rücken hinunter.
    »Äh, hallo, Miss Frey«, krächzte sie mit heiserer Stimme. Schnell räusperte sie sich und wischte sich die Handflächen an ihrer Hose ab.
    »Hallo, Avalon.« Miss Frey lächelte schmallippig. Für ihre Verhältnisse war sie sehr leger gekleidet: sandfarbene Gaucho-Hose und eine lange weiße Tunika mit einem schwarzen Ledergürtel, dazu Riemchensandalen.
    Es gab nichts Seltsameres, als Lehrer außerhalb ihres akademischen Biotops zu sehen. Das war wie ein »Stars - ungeschminkt«-Artikel in einer Zeitschrift - es zerstörte das Geheimnis.
    Auf dem Couchtisch standen fünf weiße Kaffeetassen und drei Kuchenteller mit Resten von Trauben und Keksen, die auf einem silbernen Tablett angerichtet waren. Offensichtlich unterhielten sich die Erwachsenen schon seit einer Weile. Avalon warf Halley, die zwischen ihren Eltern saß und den Blick starr auf den Teppich gerichtet hatte, einen Blick zu. Ihre Haare waren nass und ihre ausgewaschene Jeans und das langärmlige schwarze T-Shirt
klebten an ihrem schlanken Körper. Sie musste durch den Regen hierher gelaufen sein.
    »Setz dich doch«, schlug Martin Avalon vor. Er stand auf und bedeutete ihr, in dem Sessel Platz zu nehmen, in dem er bis eben gesessen hatte.
    Sie starrte eine verschrumpelte Traube auf dem Tisch an, um auf keinen Fall Halley anschauen zu müssen.
    »Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, wie leid es mir tut, einfach so an einem Sonntag bei Ihnen hereinzuplatzen«, sagte Miss Frey, als schließlich alle saßen. Ihre Stimme schnitt wie ein Messer durch die fast greifbare Stille, die im Raum herrschte.
    »Ich bitte Sie, Sie müssen sich doch nicht entschuldigen«, antwortete Constance und warf einen strengen Blick in Avalons Richtung. »Uns tut es leid, dass Sie Ihren Sonntag opfern müssen.«
    Miss Frey zuckte mit den Achseln und verzog kurz das Gesicht, als sie auf dem Sessel ein Stück nach vorne rückte. »Nun … Halley, Avalon. Ich habe mit euren Eltern bereits alle Einzelheiten besprochen.« Miss Freys Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an - sie sah aus wie die Teilnehmerin einer Realityshow, die weiß, dass sie gleich nach Hause geschickt werden wird. »Ich hatte gehofft, dies nicht ausgerechnet am Tag vor der großen Entscheidung tun zu müssen, aber da ihr meine Warnung komplett ignoriert habt …«
    Avalon wickelte ihren dicken blonden Pferdeschwanz um ihre rechte Hand und begann daran zu ziehen. Miss Frey musste gar nicht weitersprechen. Sie wusste, was jetzt kam.
    »Ich muss euch disqualifizieren«, sagte Miss Frey leise, als würde es ihr schwerfallen, die Worte laut auszusprechen.

    Avalon warf Halley einen kurzen Blick zu, aber die saß immer noch steif wie eine Schaufensterpuppe auf dem Sofa und starrte zu Boden. Weil Avalon Angst hatte, ihre Eltern anzuschauen, richtete sie ihren Blick auf Pucci, die zusammengerollt vor dem Kamin lag
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