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Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Titel: Wer fuerchtet sich vor Stephen King
Autoren: Uwe Anton
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Dietmar Dath, Frank Schirrmacher nannte ihn vor wenigen Jahren sogar ein Genie. Dennoch wird man in intellektuellen Kreisen scheel angeschaut, sobald man bekennt, einen King-Roman zu lesen.
    Das hat gute und schlechte Gründe. Der gute Grund: Stephen King pflegt einen konventionellen Schreibstil, von der Postmoderne, ja schon von Sprachskepsis ist seine Erzählweise unbeleckt. Zwar überblendet er oft, wechselt geschmeidig von erlebter Rede in den inneren Monolog, spricht dann den Leser überraschend direkt an und erzählt auktorial, d.h. aus der Perspektive des allwissenden Autors. Sein Erzähler ist grausam und wortgewandt, er enthält den Lesern Informationen vor und trickst. Dennoch ist sein Erzähler verlässlich. Wenn er sagt, dass ein Mensch von A nach B geht, so tut er dies. Und recht viele Menschen gehen bei ihm von A nach B. Bei allen Perspektivwechseln springt Stephen King selten in der Zeit und erzählt im Grunde chronologisch. Das also unterscheidet ihn nicht von – sagen wir – Rosamunde Pilcher oder Uwe Tellkamp. Allerdings ist sein Schreibstil weder süßlich noch manieriert.“
    Unterhalten wir uns also, Sie und ich. Unterhalten wir uns über Angst. Denn die Angst, die Stephen King beschwört, ist nichts anderes als die Angst, die jeder von uns empfindet. Stephen King hilft uns, sie zu erkennen und besser mit ihr umzugehen.Das ist vielleicht nicht die unbedeutendste Aufgabe, die Literatur erfüllen kann.

„Für mich begann der Schrecken – der wahre Schrecken, im Gegensatz zu den Dämonen und Schreckgespenstern, die in meinem Geist leben mochten – an einem Nachmittag im Oktober 1957.“
    DANSE MACABRE
    Scheiße, mir fällt einfach nichts ein.
    Der junge Mann wirft einen Blick auf das weiße Papier in der Olivetti, das ihn zu verhöhnen scheint. Er weiß, dass die Sache nicht hinhauen kann,
    Ich bin in irgendeiner verdammten Bananenrepublik, zu lang für eine Story, aber viel zu kurz für einen Roman.
    aber was soll er machen? Er hat einfach keine Idee für eine neue Geschichte, also muss er versuchen, aus der, die er im Sommer angefangen hat, etwas herauszuholen. Immerhin zahlt Cavalier ihm jetzt 250 Mäuse pro Geschichte, mehr als den anderen Autoren und mehr, als er am Anfang bekommen hat, und mit den beschissenen 533 Dollar und 33 Cents im Monat, die die Hampden Academy ihm als Englischlehrer zahlt, kommen sie vorn und hinten nicht zurecht.
    Irgendwo im Wohnwagen plärrt das Kind, und er knackt die nächste Dose aus dem Sixpack. Zischend sprudelte das Bier hoch, und er leckt den kalten Schaum ab und trinkt einen großen Schluck. Etwas Härteres wäre auch nicht übel …
    Das wird sowieso nichts. Cavalier wird doch nie ’ne Geschichte um ein hässliches Entlein akzeptieren, das zum schönen Schwan wird, auch wenn Schwan und Entlein ein paar fiese Tricks draufhaben, mit denen ich was abziehen kann. Cavalier ist ’ne Zeitschrift für Männer , und Männer wollen nichts über Frauen lesen … jedenfalls nicht in so ’nem Magazin.
    Andererseits … 250 Mäuse … Windeln, Kippen, Bier …
    Er sieht auf das weiße Papier, dann aus dem Fenster des Wohnwagens, vom Hügel hinab über die Ausläufer von Hermon
    im schönen Staat Maine
    zur Route 2, über die die Trucks donnern,
    So Lastwagen haben doch was an sich … wenn die sich verselbständigen würden … das reinste Wunder, dass die noch kein Kind überfahren haben …
    und wieder auf das weiße Papier.
    Ach was, das kann ich vergessen.
    Er zieht das Blatt aus der Reiseschreibmaschine, legt es sorgfältig auf die anderen Blätter
    die dieses unglaublich verkorkste Ding von misslungener Kurzgeschichte ausmachen
    und stößt die achtundneunzig Blätter, die er bislang mit dem hässlichen Entlein beschrieben hat,
    der Name Carrie ist noch am besten daran
    mit der Unterkante auf den Tisch, damit sie ordentlich aufeinanderliegen, und
    Weg damit!
    wirft sie in den Papierkorb.
    Zum Glück nahm diese völlig fiktive Szene doch noch einen guten Ausgang. Die Frau des jungen Schriftstellers Stephen King holte die Kurzgeschichte wieder aus dem Papierkorb, und damit begann eine traumhafte Karriere, der von nun an allerdings nichts Fiktives mehr anhaftet. Der junge Schriftsteller vollendete den Roman und schickte ihn an den Redakteur Bill Thompson vom Verlag Doubleday, der schon mehrere seiner Bücher abgelehnt hatte. Dieses akzeptierte er allerdings.
    Er musste die freudige Nachricht per Telegramm schicken, da es den Kings finanziell so schlecht ging,
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