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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt
Autoren: Barbara Bickmore
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müssen nach Orientierungspunkten Ausschau halten – Gehöften, Flüssen, einer kleinen Bodenerhebung, die höher ist als andere, Bäumen, die dicht nebeneinanderstehen, einem ausgetrockneten Flußbett. Wir werden uns schon noch daran gewöhnen.«
    Für sie sah alles gleich aus. Wie konnte man ein ausgetrocknetes Flußbett erkennen, wenn kein Wasser darin war?
    »Was passiert, wenn wir uns tatsächlich verirren?«
    Er drehte den Kopf zu ihr um und sah sie an, und sie war froh, als sie sah, daß er verschmitzt zwinkerte. »Damit setzen wir uns auseinander, wenn es dazu kommt. Heute wird es nicht passieren«, versicherte er ihr. »Dort drüben«, sagte er und wies mit einer Kopfbewegung dahin, wo die Tragbahre festgebunden war, »in dieser Kiste, ist eine Thermosflasche mit Kaffee. Schenkst du mir einen Becher ein? Aber jeweils nur einen kleinen Schluck, weil sonst alles überschwappt. Trink auch einen Kaffee, wenn du willst. Milch ist in einer kleinen Dose, und Zucker ist auch da, wenn dir danach ist.«
    Es gelang ihr, zwei Becher einzuschenken, ohne den Kaffee zu verschütten, und das, obwohl das Flugzeug in Luftlöcher sank, die, wie Sam ihr erklärte, durch die Thermik entstanden. »Um diese Jahreszeit kein Grund, sich größere Sorgen zu machen. Die Briten und die Amerikaner können einfach nicht glauben, daß wir nie Eis auf den Tragflächen haben und auch nicht gegen Wetter wie das dortige ankämpfen müssen. Für den größten Teil des Jahres sind die Flugbedingungen hier nahezu perfekt. Außer in der dreimonatigen Regenzeit. Dann werden wir hier unseren Spaß haben. Aber das geht erst im Dezember oder im Januar los. Wenn natürlich eine Dürre herrscht, dann müssen wir gegen die Staubstürme ankämpfen.
    Unsere Flughöhe beträgt knapp eintausendsiebenhundert Meter«, sagte er, und sie stellte fest, daß seine Stimme rauh war. Recht angenehm, kratzig wie Schmirgelpapier. Sie nippte an ihrem Kaffee und musterte ihn. Eigentlich war er zu dünn, aber er hatte ein hübsches Gesicht. Und war braungebrannt. Sie vermutete, das würde sie auch bald sein. Ein festes Kinn. Auf seinem Haar, das sie als schmutzigblond bezeichnet hätte, saß immer seine Baseballmütze, die er sogar beim Fliegen trug, wenn er sie dann auch auf seinen Hinterkopf schob. Eine gerade, spitze Nase.
    Als sie sich vorbeugte, um aus dem Fenster zu schauen, verstand sie, warum er ihr gesagt hatte, sie sollte niemals ohne eine dunkle Brille fliegen. Die Sonne fiel grell und blendend auf das rote Land unter ihnen und sickerte in große trockene Spalten, die sich zu den Eingeweiden der Erde hin öffneten. Sie folgten einem kaum sichtbaren schmalen Lehmpfad. Immer wieder sprenkelten vereinzelte Farmen mit Viehzucht die Landschaft, Dutzende von Meilen auseinander. Sie fragte sich, was Menschen dazu bringen mochte, so weit entfernt von jedem und allem anderen ihr Zuhause aufzubauen.
    Das Flugzeug machte einen Ruck, und Cassie wurde es ziemlich schlecht.
    »Dort, wo Eukalyptus und Coolibahs wachsen, fließt in der Regenzeit das Wasser«, schrie Sam ihr zu. »In diesen Spalten dort unten und neben diesem kleinen Gehölz dort, unter dem ebenen Sand, der wie ein trockenes Flußbett wirkt, tja, da, wo jetzt kein Wasser ist, kann es sich meilenweit ausbreiten, wenn die Gegend überschwemmt ist.«
    Sie konnte sich nicht vorstellen, daß dieses Land jemals überschwemmt wurde.
    »In ein paar Monaten«, fuhr Sam fort, »ehe die Regenzeit beginnt, wird ein großer Teil dieses Landstrichs von der Trockenheit riesige Sprünge bekommen.«
    Cassie sah gebannt aus dem Fenster auf die monotone Weite der endlosen Landschaft hinab.
    Sam schrieb etwas in ein kleines Notizbuch, das er sich auf den rechten Oberschenkel geschnallt hatte. »Das Flugbuch des Piloten«, erklärte er. »Ich notiere mir auffällige Merkmale der Landschaft, damit ich weiß, wo ich bin, wenn wir das nächste Mal in diese Gegend fliegen. He, sieh dir das an! Eine ganze Herde von Känguruhs.« Als sie aus ihrem Fenster schaute, sah sie Hunderte von hüpfenden Känguruhs. Wie und wo hatten sie in diesem wüsten Landstrich bloß Futter gefunden?
    Zwei Stunden später, als sie über einer Rinderfarm kreisten, war Cassie lockerer, obwohl sie sich immer noch an den Armlehnen ihres Sitzes festklammerte. Wilkins, der Name des Ranchers, war in riesigen Lettern auf das Wellblechdach des Gehöfts geschrieben.
    »Ich versuche, flachen Lehmboden oder eine glatte Oberfläche für die Landung zu finden«, sagte
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