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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
Autoren: Marie Lu Pera
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Weib
“ nennt.
    Auf dem Rückmarsch, habe ich die ganze Zeit über das Gefühl, beobachtet zu werden. Jetzt hab ich wohl auch noch Verfolgungswahn.
    Tristan grinst breit, nachdem ich zu ihnen aufgeschlossen habe. Wieso habe ich das vorherrschende Bedürfnis, ihm eine aufs Maul zu hauen? Meine Cousinen sind augenscheinlich weniger begeistert über meine Anwesenheit.
    Wenig später haben wir die Kirche erreicht und quetschen uns mit gefühlten hundert Jugendlichen in einen absolut stickigen Saal im Pfarrhaus. Mindestens dreißig dieser Finnen sind auch mit von der Partie. Sie werden von den Mädels umzingelt. Der Grapscher aus dem Café ist auch unter ihnen.
    Sie haben Stühle in einem riesigen Sesselkreis angeordnet. Meine Cousinen drücken Tristan und Lucien auf Plätze neben sich. Ich grinse, die Jungs tun mir echt schon leid.
    Ich frage mich, ob es zu spät ist, sich rauszuschleichen. Ist es nicht. Ohne Umschweife drehe ich mich um und drücke mich an den hereinströmenden Teenies vorbei.
    Ein letzter Blick zurück, soll mir zeigen, ob mein Fluchtversuch unbemerkt geblieben ist, da pralle ich frontal gegen einen Körper. Verdammt.
    Schnell mache ich einen Schritt zurück und erstarre. Das sind die schönsten Augen, die ich jemals gesehen habe. Der Junge, in den ich gerade hineingelaufen bin, ist groß und hat schwarze, lange Dreadlocks, die er mit einem Band fixiert hat. Er steht in Sachen Muskelmasse den Finnen um nichts nach. Sein Blick strahlt eine solche Intensität aus, dass ich darin zu versinken drohe. Sein Mantel ist schwarz und reicht ihm bis über die Knie. Er ist wohl aus der Gothic Szene. Augenblicklich spüre ich diese Außenseiterverbindung zwischen uns. Er passt hier genauso wenig rein, wie ich.
    Bevor ich in der rosa Seifenblase davonschwebe, lässt er sie mit einer Riesennadel platzen. Vollkommen unbeeindruckt umrundet er mich und lässt mich stehen. Er stößt nicht mal ein „Verzeihung“ aus.
    Ein paar Sekunden bin ich einfach nur geflashed. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Naja, bemerken hätte er mich schon können. Jetzt bin ich echt deprimiert. Die Situation bestärkt mich, meinen Plan zu Ende zu bringen und abzuhauen.
    Natürlich habe ich Pech, denn der Pfarrer kommt mir schon von Weitem entgegen. „Schäfchen, dreh dich um, in der anderen Richtung liegt dein Ziel.“ So viel zum Plan. Wütend stapfe ich zurück in den Saal. Spinne ich oder hat er mich grad echt Schäfchen genannt?
    Da alle schon sitzen, bekomme ich natürlich die geballte Ladung Aufmerksamkeit ab. Bloß der Junge mit den Dreads, von dem ich sie mir gewünscht hätte, spielt gelangweilt mit seinem Handy. Fynn winkt mir fröhlich zu. Ich ignoriere ihn natürlich. Sind wir hier im Kindergarten?
    Genervt lasse ich mich auf einen der freien Plätze neben Kadien fallen. Ihn scheinen diese Hormonwütigen zu meiden, da er Sperrgebiet ist. Mann, wie kann man bloß Mönch werden?
    Er sieht ganz gut aus – was für eine Verschwendung.
    Nach den ersten Worten des Pfarrers, der uns überschwänglich als seine Herde bezeichnet, drifte ich in Gedanken ab.
     

    Jemand hat mir gerade den Ellbogen in die Seite gestoßen, was mich aus meinem Tagtraum erwachen lässt. Es war Kadien, der mich eindringlich ansieht. Okay, was habe ich verpasst?
    Alle starren auf mich und scheinen auf irgendetwas zu warten.
    „Sie spricht nicht“, stößt Lydia aus.
    „Aha, warum denn nicht?“, will der Pfarrer, mit auf mich gerichteten Blick, wissen. Wieso erwarten immer alle darauf eine Antwort?
    „Soll
ich
sie vorstellen?“, schlägt meine Cousine vor. Ja unbedingt. Du kennst mich ja schon eine Ewigkeit – ein paar Tage, um genau zu sein.
    „Das ist eine gute Idee Emma.“
    „Lydia“, korrigiert sie schmollend.
    „Verzeihung, Lydia natürlich“, beschwichtigt der Pfarrer.
    „Also“, fährt sie fort. „Ihr Name ist Hope und sie ist unsere Cousine. Sie kommt aus New York und wohnt seit ein paar Tagen hier. Daddy hat sie bei uns aufgenommen, weil sie nach dem Unfall ihrer Eltern keine Familie mehr hat.“ Ohhh, eine Runde Mitleid bitte. Mann, die Information hätte sie ruhig steckenlassen können. „Daddy sagt, sie war in einer Irrenanstalt.“ Diese Information übrigens auch. „Wir sollen sie aber nicht darauf ansprechen, damit sie sich nicht aufregt. Außerdem habe ich gesehen, dass sie eine Tätowierung hat. Ich bin rein zufällig ins Bad, als sie sich geföhnt hat. Da habe ich es gesehen. Es zeigt einen nackten Mann mit
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