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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut
Autoren: Elena Forbes
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aussuchte, als Nina den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Können Sie mal kommen, Mark?«, sagte sie. »Unten ist eine Frau. Sie sagt, sie will zu Rachel Tenison. Sie seien zum Abendessen verabredet. Sie war ziemlich hartnäckig, deswegen hat man sie durchgelassen. Sam Donovan ist schon hinuntergegangen.«
    Die Frau saß in der Eingangshalle am Fuß der Treppe auf den mit dickem Teppich ausgelegten Stufen. Mit gesenktem Kopf weinte sie leise. Sie war in einen langen, schwarzen Mantel
gewickelt, der ihre Beine fast vollständig umhüllte und sich hinter ihr über den Stufen ausbreitete wie ein Rock. Sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, sodass er nur ein kleines Dreieck ihrer Stirn hinter einem Wust heller Haare erkennen konnte.
    Donovan saß neben ihr und hatte einen Arm um sie gelegt. »Der Portier holt ihr etwas Starkes zu trinken«, sagte sie und sah zu ihm auf. »Ihr Name ist Liz Volpe. Sie ist eine gute Freundin von Rachel Tenison. Anscheinend wollten die beiden heute Abend zusammen essen gehen.«
    »Wir werden mit ihr reden müssen«, sagte er ruhig über ihr leises Schluchzen hinweg. »Ich erkundige mich mal, ob wir die Wohnung des Portiers benutzen können.«
    Bald darauf saßen sie um den kleinen Gaskamin im Wohnzimmer des Portiers im Souterrain. Die Tür war zu, der Portier schlich ohne Zweifel irgendwo draußen herum, in der Hoffnung, etwas aufzuschnappen. Es war unangenehm warm in dem vollgestopften Zimmer, und Tartaglia stand am Fenster, das er mit Gewalt ein paar Zentimeter geöffnet hatte, um ein wenig Luft hereinzulassen. Donovan saß neben Liz Volpe auf dem Sofa, eine Schachtel mit Kleenex zwischen ihnen. Ein großer Whisky hatte seine Wirkung getan, und die Farbe war in Liz Volpes Wangen zurückgekehrt.
    »Sie war meine beste Freundin«, murmelte sie beinahe zu sich selbst, wischte sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann es nicht glauben.«
    Er hörte sie zum ersten Mal deutlich sprechen. Ihre Stimme war tief und ein bisschen rau, als hätte sie eine Erkältung. »Sie haben erwähnt, dass es außer einem Stiefbruder keine Familie gibt«, sagte Donovan und wartete auf ihre Antwort. Liz schien sie nicht gehört zu haben, anscheinend war sie immer noch in ihre eigenen Gedanken verloren.

    »Wir müssen dringend mit dem Bruder Kontakt aufnehmen«, sagte Tartaglia.
    Nach einer Weile nickte Liz. »Patrick. Patrick Tenison. Der Parlamentsabgeordnete.« Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Haben Sie seine Telefonnummer?«, fragte er, ein Stöhnen unterdrückend, als er den Namen erkannte. Eine Leiche im Holland Park war sowieso schon eine Sensation, aber wenn ein MP in den Fall verwickelt war, bedeutete das zusätzliche, wenig hilfreiche Aufmerksamkeit der Medien. Er hatte kein Bild des Mannes vor Augen, aber soweit er sich erinnerte, hatte Tenison irgendeinen Posten im Schattenkabinett.
    Liz beugte sich hinunter und kramte in einer großen, übervollen schwarzen Handtasche, die zu ihren Füßen auf dem Boden stand. Papierzettel, Schlüssel, Schminkutensilien und loses Wechselgeld flogen auf den Teppich. »Mein Adressbuch … Es ist hier drin. Irgendwo.« Sie deutete unbestimmt auf die Tasche und richtete sich schwer seufzend auf, als wäre die Anstrengung zu viel für sie. Dann sank sie auf dem Sofa in sich zusammen, senkte den Kopf und verschränkte fest die Arme vor der Brust.
    »Ich schaue mal«, sagte Donovan, sammelte die Tasche und ihren Inhalt auf und begann, sie auf dem Schoß zu durchsuchen.
    »Ich weiß, jetzt ist kein guter Zeitpunkt, nach dem, was Sie gerade erfahren haben«, sagte Tartaglia und wünschte, er müsste sie nicht belästigen. »Aber wir werden Ihnen ein paar Fragen stellen müssen.« Sie reagierte nicht, und nach einer Pause fuhr er fort. »Wissen Sie, was Miss Tenison im Holland Park wollte?«
    Wieder war er nicht sicher, ob sie ihn gehört hatte. Gerade wollte er die Frage wiederholen, als sie langsam nickte. »Sie ist gerne gelaufen … gerannt … jeden Morgen vor der Arbeit … sind immer zusammen gelaufen … schon als Kinder … wollte
diesmal mitlaufen …, aber der Schnee … hab es mir anders überlegt.« Ihr Gesicht war halb hinter einem Vorhang aus Haaren verborgen, und sie sprach so leise, dass er sie kaum verstand und die Hälfte nicht hörte. Aber er konnte sich ein Bild machen.
    »Sie waren heute Abend zum Essen verabredet?«
    Wieder nickte sie langsam.
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihr
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