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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)
Autoren: Sandra Andrea Huber
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sie entließ? Was ging in ihm vor?
    „Was machen Sie da …?“ Nikolajs Stimme drang dunkel durch den Raum. Eine herausfordernde Frage – an den Pfleger gerichtet.
    Sie konnte das Gesicht des Krankenhausangestellten nicht sehen, doch ruhte Nikolajs Blick nun nicht mehr auf ihr, sondern auf dem Mann hinter hier. Keiner der beiden sagte etwas. Sie vermutete, dass sie sich musterten. Nur warum sie das taten – derart ausgiebig und mit dieser merkwürdigen Stimmung in der Luft –, war ihr nicht klar.
    „Ich fahre diese Patientin zu einer Untersuchung“, kam es schließlich aus ihrem Rücken.
    Nikolaj musterte den Pfleger abermals durchdringend. Skepsis lag auf seinen Zügen, ebenso wie Abneigung. „Warum?“
    „Warum was?“, patzte der Pfleger zurück.
    „Was für eine Untersuchung soll das sein? Wo ist ihr Arzt?“
    „Geht Sie das etwas an?“ Seine Worte klangen immer härter. Schließlich setzte sich der Rollstuhl in Bewegung. „Entweder Sie gehen jetzt aus dem Weg oder ich rufe den Sicherheitsdienst. Wollen Sie das?!“
    Ihr Herz pochte schneller, je näher sie Nikolaj kam. Mit einer Hand umklammerte sie die Armstütze des Rollstuhls, die andere hatte sie fest um den Stab des Infusionshalters geschlossen. Leichte Übelkeit stieg in ihr auf. Seine Anwesenheit löste Lawinen in ihr aus, die sie gleichsam erschütterten und unter sich zu begraben drohten.
    „Das war mein ernst“, kam es wiederholt aus ihrem Rücken. „Soll ich den Sicherheitsdienst rufen?“ Diesmal lag unüberhörbar eine Drohung in der Stimme des Pflegers. Es klang, als würde er die Aufgabe des Sicherheitsdienstes am liebsten direkt selbst übernehmen.
    Nikolaj bewegte sich nicht und erwiderte nichts. Abermals herrschte ein paar Sekunden lag diese merkwürdige und spannungsgeladene Energie in der Luft. Dann trat er tatsächlich zur Seite. Wortlos. Jedoch nicht, ohne den Mann hinter ihr mit einem funkelnden Blick zu durchbohren. Seine Iris war ein Mischmasch aus Blau und Schwarz – das seltsamerweise aussah, als wäre es … in Bewegung. In unruhiger, aufgewühlter Bewegung.
    Eine Erinnerung stob an die Oberfläche: Dunkelheit – und ein blauschwarzes Augenpaar, das daraus hervorstach, wie der Mond und die Sterne es am Nachthimmel taten. Doch weder Mond noch Sterne waren bedrohlich, bedeuteten Gefahr, waren tückisch oder falsch. Beide erhellten den Weg, schenkten Licht und Führung. Nikolaj hatte sie durch das Portal zurück in die Menschenwelt gestoßen, sie vom Spielplatz aufgelesen und in dieses Krankenhaus gebracht. Er hatte sie gerettet –aus der Situation samt Folgen, in die
er
sie gebracht hatte. Wie viel Gewichtung und Wert verdiente diese Tat also? Nach allem, was passiert war? Sie wusste nicht, was er von ihr wollte, warum er noch hier war, wusste nicht, was sie ihm gegenüber empfand. Der Strudel von Gefühlen, Gedanken und Fragen war zu übermächtig, um ihn zu deuten oder zu entwirren.
    In schnellem Schritt, jedoch ohne zu laufen, bewegten sie sich den Gang entlang. Der Halter ihrer Infusion klapperte neben ihnen her. Sie fühlte sich seltsam erleichtert, je weiter sie von Nikolaj wegkam. Der Ansatz eines schlechten Gefühls keimte in ihr auf, doch zeitgleich empfand sie diese Reaktion mehr als gerechtfertigt und angebracht.
    Erst, als sie aus dem Fahrstuhl herausrollten und in der Eingangshallte landeten, kehrte ihre Skepsis dem Pfleger gegenüber zurück. „Ist die Untersuchung im Erdgeschoss?“
    „Ähm, nein … aber Ihr Arzt meinte, dass Ihnen etwas Frischluft nicht schaden könnte. Wir drehen eine Runde und dann fahre ich Sie zu Ihrer Untersuchung. Keine Sorge: Es ist alles in Ordnung. Sie sind jetzt in Sicherheit.“
    Sie drehte den Kopf seitlich über ihre Schulter. „Sicherheit?“ Was ging hier vor? Wer war dieser Mann? Wieso sprach er von Sicherheit? Warum hatte er sich zuvor, als er Nikolaj gesehen hatte, so verspannt und war derart bissig geworden? Wusste er … wusste er, wer Nikolaj war? Was er war? War er wegen ihr hier? Aber sie kannte ihn nicht – woher sollte er sie kennen? Woher sollte er wissen, dass sie sich hier in diesem Krankenhaus aufhielt? Wie konnte sie überhaupt noch irgendwem vertrauen? Wenn sie nicht mal dem Menschen vertrauen konnte, den sie … der ihr … Sie konnte den Gedanken nicht zu Ende denken.
    Sie wurden schneller. Allmählich registrierte sie, wohin sie sich bewegten. „Sie schieben mich … auf den Parkplatz …?!“ Ihre Stimme klang leicht ansteigend.
    „Es ist alles
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