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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
Autoren: Mary J. Forbes
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wurde.“
    Sie sprang aus dem Sessel auf. „Meine Mutter hat nie in Montana gelebt!“
    „Oh doch. Sie war das Mädchen, das ich heiraten wollte.“ Er lachte bitter auf. „Aber leider hat es ihr nicht gefallen, dass ihr Bräutigam im Krieg ein gutes Stück kleiner geworden war. Also ist sie verschwunden. Zusammen mit Bobby.“
    „Das ist nicht wahr.“ Das Herz klopfte Rachel bis zum Hals. „Meine Mutter hätte nie so etwas getan.“
    „Doch. Nach einem Blick auf meine Stümpfe hat sie sich einfach aus dem Staub gemacht.“
    Sie starrte ihn an. Er war ein wortkarger Mann, der trockenen Humor besaß und mit Weisheiten überraschen konnte. Ein Mann wie Ashford.
    „Fragen Sie Ihren Dad danach“, schlug Tom vor.
    Mein Dad – Mörder unschuldiger Leute und Verräter seines bestens Freundes. Der mich, seine eigene Tochter, manipuliert, ganz wie es ihm beliebt.
    Wortlos wandte sie sich ab und verließ das Haus.
    Auf dem Weg zum Cottage rief Rachel ihren Vater an. Er meldete sich sofort. „Du kennst Tom McKee!“, sagte sie ohne Vorrede.
    „Er hat es dir also endlich gesagt.“
    „Und warum hast du es mir nicht schon vor Jahren erzählt?“
    „Was gab es da groß zu erzählen? Wir waren zusammen in Vietnam. Er hat ein paar Gliedmaßen verloren. Wir wurden zurückgeschickt.“
    Sie blieb stehen und schloss die Augen. „Du hast ihm die Verlobte ausgespannt!“
    Er stieß ein Lachen aus. „Tina?“
    Tina, nicht Grace. Tina, der Name aus Bobbys und Toms gemeinsamer Vergangenheit.
    „Du hast ihn doch gesehen. Wärst du etwa bei so einem Mann geblieben?“
    Ja, das wäre ich. Er ist ein ehrenwerter Mann. Sie holte tief Luft. „Wusstest du, dass er Familie hat?
    „Er hat Kinder ?“
    „Stiefkinder.“ Deren leiblicher Vater ist in einem Krieg gefallen, den du in den Dreck gezogen hast durch dein Verhalten. „Seine Frau war alleinerziehende Mutter.“
    „Das muss verdammt hart gewesen sein.“
    Mit dem Handrücken wischte sie sich Tränen von den Wangen. „Wer ist mein richtiger Vater? Du oder Tom?“
    „Ich natürlich. Rechne doch mal nach. Grace und ich waren schon drei Jahre fort aus Montana, als du zur Welt gekommen bist.“
    Jetzt ist sie wieder Grace, nicht Tina, dachte Rachel. Ich hätte mir Tom als Vater gewünscht.
    „Nur damit du’s weißt: Es hat deiner Mutter das Herz gebrochen, Tom so zu sehen.“
    „Warum hat sie ihn dann verlassen?“
    „Weil ich sie gebeten habe, mit mir zu kommen. Er hat die Ranch gekriegt und ich das Mädchen.“
    „Was meinst du damit?“
    „Dass mein Vater – dein Großvater – der Vorarbeiter auf der Flying Bar T war und nichts gekriegt hat.“
    „Er hat keinen Lohn bekommen?“
    „Ich meine die Ranch. Davon hat er nicht mal einen Bruchteil abbekommen.“
    „Aber er war doch nur der Vorarbeiter.“
    „Er war der uneheliche Sohn von Theodore McKee, Toms Großvater – meinem Großvater.“ Bill lachte. „Du bist von der Abstammung her eine McKee. Und Tom weiß es. Aber du bist nicht von ihm. Du bist von mir und Tina.“
    Rachel brachte kein einziges Wort heraus. Sie starrte auf das Handy, das ihr wie ein außerirdisches Ding vorkam, das befremdliche Neuigkeiten ausspuckte. Langsam klappte sie es zu.
    War sie wirklich eine entfernte Cousine von Tom?
    Erinnerungen stürmten auf sie ein und besiegelten zwei unleugbare Fakten: Bill verhielt sich ihr gegenüber völlig gefühllos. Und er hatte ihre Mutter sehr geliebt.
    In seinen Augen war sie also eine McKee, aber ausgestoßen wie er. Ihr Vater war ein sehr gefühlskranker Mann.
    Mein ganzes Leben ist eine Lüge.
    Rachel trieb Areo zu einem gestreckten Galopp an.
    Ihr Vater, dessen Anerkennung sie sich ihr Leben lang so verzweifelt ersehnt hatte, war ein Feigling. Er hatte sich vor dem Feind gefürchtet. Er hatte sich feige verhalten gegenüber seinem besten Freund und vor allem gegenüber seiner Tochter. Und ihre Mutter hatte dabei zugesehen!? Über die sie Hunderte Seiten niedergeschrieben, deren Artikel, Gedichte und Fotos sie liebevoll in ein Sammelalbum geklebt hatte? Ihre Mutter hatte eine Lüge gelebt.
    Rachel war Reporterin geworden, um Grace nachzueifern und um Bill auf sich aufmerksam zu machen. Damit er letztlich stolz auf seine Tochter sein konnte und sie lieben würde.
    Sie näherte sich einem dichten Wäldchen und stellte fest, dass sie unwillkürlich zu dem Bach geritten war, an dem sich der Zwischenfall mit Ashford und der Kuh ereignet hatte.
    Sie wollte weinen, schreien, sich die Haare raufen.
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