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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
Autoren: Mary J. Forbes
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Telefon funktioniert in zweierlei Richtungen, Dad. Und jemand, der ein Herz hat, hätte mir längst Bescheid gegeben, wenn du gestorben wärst. „Tut mir leid“, wiederholte sie. Um die Stille auszufüllen, eröffnete sie: „In dem Häuschen, in dem wir wohnen, hat es gebrannt.“
    „Charlie?“
    „Er war zu dem Zeitpunkt in der Schule.“ Sie blickte über die Schulter. Ihr Sohn saß auf dem Fußboden im Wohnzimmer und ließ selbstvergessen seine Modellautos zwischen den Möbeln herumrasen. „Zum Glück wurde niemand verletzt. Wir sind bei Freunden untergekommen, während der Schaden behoben wurde.“
    „Was für Freunde denn?“
    Als ob er mir nicht zutraut, welche zu haben!
    „Tom McKee und sein Sohn.“
    „Du bist auf der Flying Bar T ?“
    „Woher weißt du denn, wie die Ranch heißt? Kennst du Tom McKee etwa?“, hakte Rachel verwirrt nach. Er hatte sie auf die Artikelserie angesetzt – angeblich, damit die Gerüchte über Hells Field aus der Welt geschafft wurden. Doch nun dämmerte ihr, dass ein persönliches Anliegen dahintersteckte.
    „Ja, unsere Wege haben sich gekreuzt“, murrte er.
    „Wann?“
    „Das ist nicht wichtig.“
    „Natürlich ist es wichtig!“ Leise, damit Charlie sie nicht hörte, fragte sie: „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Tom kennst? Es hätte die Dinge wesentlich erleichtert.“
    „Nur, wenn man für etwas hart arbeiten muss, ist man mit dem Herzen dabei.“
    Sie seufzte. „Ich war immer mit meinem Herzen bei der Schreiberei.“
    „Ist die Serie fertig?“
    „Noch nicht.“
    „Lass mich wissen, wenn es so weit ist“, sagte er und legte auf.
    Kein Abschiedsgruß, keine guten Wünsche, keine Bitte, noch kurz mit seinem Enkel zu sprechen, kein Anzeichen, dass er sie vermisste. Nada.
    „Ist Grandpa dran?“ Charlie lief zu ihr und wollte zum Telefon greifen.
    „Er war dran, mein Kleiner.“ Bedächtig legte Rachel auf und strich ihm über das Haar. „Aber er hatte es sehr eilig und konnte nicht mit dir sprechen. Er hat gesagt, dass ich den großen Jungen für ihn umarmen soll.“
    „Ich bin aber gar kein großer Junge“, murrte er und verzog trotzdem das Gesicht, als sie sein Gesicht umfasste und ihn auf die Stirn küsste.
    „Für Grandpa bist du es.“
    „Werd ich mal so groß wie Ash?“
    „Vielleicht. Und wenn nicht, wirst du trotzdem ein richtiger Mann.“
    „Und ein Cowboy!“
    „Ja.“ Sie umarmte ihn. „Und ein Cowboy.“
    Sie wollte ihm nicht das Herz brechen. Sie wollte sich nicht so verhalten wie ihr Vater.
    Sobald Charlie eingeschlafen war, schlüpfte Rachel in ihren Mantel und ging zum Haupthaus hinüber. Von Inez erfuhr sie, dass Ashford nach den Kühen sah.
    Bevor der Mut sie verließ, lief sie zum Stall. Ein schwacher gelber Lichtschein fiel durch das halb geöffnete Tor.
    Sie schlüpfte hinein und blieb zögernd vor der offenen Bürotür stehen. Ashford lehnte am Schreibtisch. Neben ihm stand Daisy und las aus einer Zeitschrift vor.
    Schon bald war zu erkennen, dass der Text aus dem Artikel Ritt in den Sonnenuntergang stammte, der in der Zeitschrift The Rancher veröffentlicht worden war. Vor lauter Kopfzerbrechen hatte Rachel ganz vergessen, dass das Blatt an diesem Morgen erschienen war.
    „Und was steht da unter dem Foto?“, fragte Ashford.
    Daisy las: „Innis Horton führt sein Gehöft zusammen mit seinen Söhnen Jude und Dakota in der sechsten und siebten Generation seit dem Sezessionskrieg. Unabhängige wie Horton haben Montana zu dem gemacht, was es heute ist: ein Land voller Schönheit und Herzlichkeit.“
    Nachdenklich starrte er auf das Foto, das die Hortons zu Pferd vor ihren Stallungen zeigte. „ Das hat Rachel wirklich geschrieben?“
    „Dad, ich hab dir doch gesagt, dass sie eine fantastische Schreiberin ist.“
    „Stimmt. Aber nachdem du mir Grandpas Story vorgelesen hast, würde ich sagen, dass du fast genauso gut bist.“
    „Ach, ich muss noch viel lernen.“
    „Das müssen wir doch alle.“
    „Du bist also nicht mehr sauer?“
    „Weil du Journalistin werden willst? Nein.“
    „Ich werde dir jeden Artikel von mir vorlesen. Selbst wenn ich in einem anderen Staat bin, tue ich es am Telefon. Ich verspreche es.“
    „Das weiß ich, Honey. Oder Grandpa oder Inez tun es. Irgendwie werde ich den Inhalt schon mitkriegen. Also, wo waren wir stehen geblieben?“
    „Hier.“ Daisy legte einen Finger auf die Stelle und las weiter.
    Rachel rang nach Atem. Ihre Gedanken überschlugen sich. Erinnerungsfetzen stürmten
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