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Wenn Frauen nicht mehr lieben

Wenn Frauen nicht mehr lieben

Titel: Wenn Frauen nicht mehr lieben
Autoren: Eva Julia Fischkurt
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breiten Öffentlichkeit – heutzutage hat man ja »offen« zu sein – sind auch so eine Errungenschaft, die wir der Dominanz des männlichen zu Ungunsten des weiblichen Prinzips zu verdanken haben. Auch Frauen machen da munter mit und packen ihre Intimwäsche vor allen Leuten am Fernsehen aus. Dann wundern sie sich, wenn es ihnen nachher schlecht geht.
    Solange die Frau immer noch Märchenprinz- und Beschützerträume hat, solange sie das Stärkere im Mann oder in der Frauenbewegung sucht, solange wird sie zur Komplizin ihrer eigenen Entfremdungszustände. Weder das einseitige Verharren in der ideologisch induzierten Opferposition noch die »Selbstintensivierung« – um einen Begriff von Peter Sloterdijk zu nehmen – können sich positiv auf das Selbstwertgefühl der Frau auswirken.
    Solange die Frau gegen den Mann arbeitet, wird sie sich selbst nicht finden können. Echte weibliche Autonomie zeigt sich nämlich gerade darin, daß Abhängigkeiten zugelassen und Grenzen des eigenen Geschlechtes akzeptiert werden. Solange die Frau sich als des Mannes Opfer sieht, kann sie ihre Potenzen ihm gegenüber gar 182

    nicht wahrnehmen. Denn Frauen hatten nicht nur bei Adam und Eva, sondern haben auch heute noch einen enorm großen Einfluß auf Männer. »Ein edler Mann wird durch ein gutes Wort von Frauen weit geführt«, heißt es in einem alten Sprichwort. Würden Frauen diesen Einfluß auf Männer nicht immer wieder mit Hilfe der immer wieder beklagten Opferposition verleugnen, könnten sie schon ein gutes Stück an Selbstsicherheit zurückgewinnen.
    Die Hilflosigkeit und Unsicherheit aber, in die sich viele Frauen begeben, ist auch ein Ausdruck der Flucht vor der Verantwortung im zwischenmenschlichen Bereich und sich selbst gegenüber. Verantwortung aber schafft Selbstbewußtsein. Das sieht man bei positiv identifizierten jungen Müttern besonders gut. Sie strahlen eine Lebensfreude und Schönheit aus, die ihresgleichen sucht. Durch die Geburt bekommen diese Frauen mehr Energie, als sie je zuvor hatten. Und die tagtäglichen zahllosen Stimuli, die sie von ihren Babys erhalten, bringen ihre Gehirne rechts und links auf Trab, wie es sonst im Beruf kaum der Fall sein dürfte.
    Frauen jedoch scheinen nicht den Mut zu haben, ihre anders gebaute Intelligenz, die sie gerade mit Hilfe von Kindern schulen können, effizient einsetzen zu wollen.
    Auf Teufel komm raus muß auch hier das männliche Denken an erster Stelle stehen. Wehe für diejenigen Frauen, die das nicht schaffen, weil sie sich noch näher bei ihrer weiblichen Natur befinden! Früher oder später wird eine solche »Vergewaltigung« weiblicher Potenzen zu Selbstwertstörungen führen.
    Es fehlen echte weibliche Vorbilder. Es mag sie für einzelne Lebensetappen geben. Aber ein der Frau angemessener Lebensentwurf kann niemals gradlinig aussehen, wenn er Mutterschaft, Beruf, Partnerschaft, Weiterbildung etc. integriert. Gerade dort fehlt es einerseits an Modellen 183

    und positiven Orientierungen, andererseits – und das ist viel gravierender – an weiblichen Idealen. In der Regel lebt die Frau heute nach männlichen, nicht nach weiblichen Idealen. Somit wird eine ganze Ära mütterlichen Erbes weggeblasen und zu Tode gebracht. Was unsere Mütter und Großmütter taten, das ist für viele moderne Frauen völlig uninteressant, langweilig, altmodisch. Sie sind oft noch sehr im Nein der Mutter gegenüber verhaftet.
    Die Ambivalenz gegenüber dem mütterlichen Prinzip ist bei Frauen ausgesprochen stark, oft ein ganzes Leben lang.
    Diese Ambivalenz zu lösen ist eine ernsthafte Aufgabe, an der keine Frau – will sie zu einer positiven weiblichen Identität gelangen – vorbeikommt. Denn Frauen können nur über die Schiene des mütterlichen Prinzips zu sich selbst finden. Solange noch eine Ablehnung der Mütter und der Weiblichkeit vorhanden ist, solange der Generationenunterschied nicht akzeptiert wird – um einen Satz von Freud zu paraphrasieren –, wird die Frau nicht »Frau im eigenen Haus« sein können, sich in ihrer Haut nicht wohl fühlen und aus dem Vollen ihrer weiblichen Energien schöpfen können.

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    4. Abbau von Tabuzonen und
    Vorurteilen über die Geschlechter
    Wenn im letzten Jahrhundert das gesellschaftliche Bild der Frau auf ihre Funktion als Mutter und Hausfrau reduziert wurde, und wenn man auch heute noch der Frau weniger zutraut, als es den Tatsachen weiblicher Potenz entspricht, so hat die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
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