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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Dielenspiegel. Nach einem Vierzehnstundentag fühlte sie sich nicht nur ausgelaugt, sondern sah auch so aus. Die Idee, einfach ins Bett zu gehen, war verlockend. Doch im Grunde gab es nichts zu überlegen. Babette war ihre beste Freundin und hatte Samantha bisher noch in jeder Lebenskrise den Rücken gestärkt. Es kam nicht infrage, sie im Stich zu lassen.
    Samantha wählte Babettes Handynummer, doch es ging nur die Mailbox dran.
    »Ich bin um halb neun da«, sagte Samantha, nachdem die Automatenstimme ihr Sprüchlein abgespult hatte. »Ich dusche noch rasch und ziehe mich um, dann schwinge ich mich ins Auto und fahre los. Bestell schon die Spaghetti, ich habe einen Wahnsinnshunger.« Sicherheitshalber schickte sie Babette noch eine gleich lautende SMS, dann ging sie ins Bad. Hans hatte es letzten Sommer neu einbauen lassen, obwohl die sanitäre Ausstattung alles andere als renovierungsbedürftig gewesen war. Allein die Tatsache, dass Samantha in einer Firma arbeitete, die Badezimmer einrichtete, hatte ihn zu dem spontanen Entschluss bewogen, ein brandneues Luxusbad mit allen nur denkbaren Schikanen bei ihr persönlich zu ordern.
    »Lass mich doch, Liebling«, hatte er gesagt. »Ich liebe hübsche Dinge um mich herum! Ich kann es mir leisten, und eurer Firma tut ein Auftrag von der Größenordnung doch ganz gut, oder?«
    In diesem Punkt konnte Samantha ihm schlecht widersprechen. Hans’ neues Bad war sündhaft teuer gewesen – für seine finanziellen Verhältnisse ein Klacks, aber für Bruckner-Bad zu dem Zeitpunkt eine Finanzspritze, die durchaus gelegen kam. Letztes Jahr war die Auftragssituation nicht besonders ergiebig gewesen, und die Investitionen hatten die Einnahmen überstiegen. Die betrieblichen Modernisierungen, zu denen Samantha ihrem Onkel geraten hatte, waren mehr als überfällig gewesen. Neue Badezimmer wurden heutzutage nicht mehr am Reißbrett, sondern mit speziellen Programmen am Computer entworfen. Außerdem mussten die Ausstellungsräume umgebaut und den Bedürfnissen einer veränderten Wohn- und Badekultur angepasst werden. Das Angebot wurde umteure Designerlinien erweitert und die Werbung auf einen vergrößerten, internationalen Kundenstamm zugeschnitten. All das hatte eine Menge Geld verschlungen.
    Samantha gönnte sich eine ausgedehnte Dusche in der mitten in dem weitläufigen Bad aufragenden Arcylvorrichtung, ein Modell mit dem aussagekräftigen Produktnamen Wet Fun , das in Form einer futuristischen Säule vom Boden bis zur Decke reichte und bei dem das Wasser sprudelnd von allen Seiten in die Kabine prasselte.
    Bevor sie zu dem Abendessen mit Babette aufbrach, hinterließ sie Hans eine Nachricht, die sie neben seinem Zettel deponierte.
    Bin mit Babette aus. Männerkrise. Warte nicht auf mich. Kuss, S.
    *
    Das Battista war in einem dieser hypermodernen, auf Bauhaus getrimmten Glas- und Marmorbauten untergebracht, die in den letzten Jahren überall in der Innenstadt aus dem Boden gewachsen waren. Die Einrichtung des Restaurants war der minimalistisch-funktionellen Architektur des Gebäudes angepasst und in etwa so anheimelnd wie ein ärztliches Untersuchungszimmer. Es gab jede Menge Stahl vor weißen Wänden. Nach einem Blick in die Runde hoffte Samantha nur, dass das Essen nicht ebenso spartanisch daherkam wie das Ambiente.
    »Ich hab schon was getrunken«, wurde sie von Babette empfangen, die mit rot geschwollenen Augen zu Samantha aufblickte. »Willst du auch einen Prosecco?«
    »Du weißt doch, dass ich nichts vertrage.« Samantha küsste Babette auf die Wange. »Hast du meine SMS bekommen?«
    Babette nickte und winkte dem Kellner. »Bitte ein Wasser für meine Freundin!«
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Samantha.
    »Grässlich«, meinte Babette mit hohler Stimme.
    »Wieso treffen wir uns dann hier? Wir hätten bei dir zu Hause reden können.«
    »Da würde ich nur flennen«, sagte Babette. Sie beugte sich über ihre Handtasche, zerrte ein Taschentuch heraus und tupfte sich die Augen ab.
    »Hier weinst du aber auch«, stellte Samantha überflüssigerweise fest.
    »Ich dachte, an einem neutralen Ort hätte ich die Kraft, Wolfi schneller zu vergessen«, erklärte Babette. »Außerdem hatte ich tierischen Hunger. Glaubst du vielleicht, ich kann gleichzeitig heulen und essen?«
    »Soweit ich weiß: ja. Außerdem habt ihr euch doch sowieso nie bei dir getroffen, sondern im Hotel. Und wenn ich richtig mitgezählt habe, war das nur zweimal.«
    Babette nickte leidend. »Du hast Recht. Er
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