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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter
Autoren: Tara Hudson
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Jillians Kopf gegen einen der Träger schlug, die von der Brücke aufragten.
    Sofort wurde ihr Mund schlaff, und sie verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Ihr Kopf glitt von dem Träger und hinterließ einen dunkelroten Fleck auf dem Metall. Für den Bruchteil einer Sekunde erschlaffte Jillians ganzer Körper. Sie sah friedlich aus. Bezaubernd. Dann, ohne ein weiteres Geräusch, fiel sie über die Leitplanke und in die Dunkelheit darunter.

27
    I ch stürzte auf die Leitplanke zu, aber ich kam zu spät. Bevor ich auch nur das Metall gepackt hatte, hörte ich ein lautes Aufklatschen unter der Brücke. Gleich darauf knallte Joshua neben mir gegen die Planke, und wir beugten uns gemeinsam über sie.
    Ein Kreis aus weißem Schaum war der einzige Anhaltspunkt dafür, wo Jillian ins Wasser gefallen war.
    Joshua heulte wortlos auf. Durch das Geheul drang ein ängstliches, jungenhaftes Wimmern hinter uns.
    » W-was ist da eben passiert? Mayhew?«, stöhnte O’Reilly. »Dude … ich glaube, ich muss kotzen.«
    Ich achtete nicht auf sein Winseln, sondern zog Joshua von der Leitplanke, auf die er gerade klettern wollte.
    » Nein, Joshua, nicht! Dir wird noch etwas zustoßen.«
    » Das ist mir egal!«, rief er und versuchte, meine Hand abzuschütteln.
    » Und wie willst du ihr dann helfen?«, flehte ich. Er warf mir einen ganz raschen Blick zu. Die Seelenqualen in seinen Augen ließen mich zusammenzucken.
    » Geh die Böschung hinunter«, befahl ich. » Es ist sicherer, wenn du von dort aus ins Wasser gehst, und dann kannst du zu ihr schwimmen. Ich springe hinein und versuche, sie auf diese Weise zu finden.«
    » Nein. Nicht du auch noch.«
    » Ich kann nicht sterben, Joshua!«, rief ich und schüttelte ihn. » Jetzt beeil dich bitte, bevor es zu spät ist.«
    Er zuckte kurz, als werde er gleich wieder schreien. Doch dann wirbelte er herum und lief davon. Ich sah, wie er sich das Handy ans Ohr hielt, vermutlich, um im Laufen Hilfe zu rufen. Erst als er die grasbewachsene Böschung hinunter verschwand, drehte ich mich wieder zu der Menge um.
    O’Reillys Gesicht hatte sich mittlerweile hellgrün verfärbt, und er hatte sich auf der Fahrbahn auf Hände und Knie fallen lassen. Der arme Junge sah aus, als sei ihm speiübel. Neben ihm hielten sich Kaylen und Scott keuchend die Seiten.
    » O’Reilly, Mann«, stöhnte Scott. » Was ist denn hier los? Warum fühl ich mich so?«
    Ich sah über seinen gebückten Rücken zu Eli. Elis Miene nach zu urteilen, verlief die Party nicht mehr wie geplant. Er schien inmitten der stöhnenden Menge zusammengebrochen zu sein, und sein Blick huschte hierhin und dorthin, während er überlegte, was er tun sollte. Ich rümpfte angewidert die Nase.
    » Um dich kümmere ich mich später«, knurrte ich. Dann drehte ich mich blitzschnell von ihm weg und beugte mich wieder über die Leitplanke. Weit unten war gerade eben Joshuas Gestalt am dunklen Flussufer auszumachen, während er sich mühsam die Schuhe auszog.
    Von seinen Turnschuhen befreit, watete er in den Fluss. Als er eine gewisse Tiefe erreicht hatte, schwamm er heftig gegen die Strömung an, auf die Stelle zu, wo Jillian gefallen war.
    Jetzt war ich an der Reihe. Es hätte eigentlich eine ganz leichte Aufgabe sein sollen. Ich würde an den Metallträgern auf die Leitplanke klettern. Dann würde ich ins Wasser springen.
    Ein Kinderspiel.
    Doch anstatt zu klettern, zitterte ich. Ich konnte mich nicht belügen: Die Vorstellung, von der High Bridge zu springen, ließ mich erstarren, ganz egal, unter welchen Umständen. Ich sah ein weiteres Mal über die Leitplanke, nach unten in das schwarze Wasser. Es schien in seltsamen, schwindelerregenden Kreisen zu wirbeln und sich immer weiter auf mich zu und dann wieder von mir weg zu bewegen.
    Ich hatte Höhenangst. So heftig, dass sie mich außer Gefecht setzte.
    Keuchend lehnte ich mich zurück und ließ die Leitplanke los. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu zwingen, wieder ruhig durchzuatmen. Ich musste etwas tun. Ich musste. Doch es hatte den Anschein, als könne ich mich nicht über die Kante dieser Brücke zwingen. Ich konnte mich nicht überwinden, in den Fluss zu stürzen, wo in einer anderen Welt eine böse Dunkelheit lauerte; wo ich in einer anderen Daseinsform einst gestorben war.
    Da kam mir ein Einfall. Ich hatte eine viel leichtere Fortbewegungsmöglichkeit, eine, bei der ich nicht zum zweiten Mal von der High Bridge zu fallen brauchte. Ich konnte auf der Stelle zu
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