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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Als sie ihm den Rücken zudrehte, vermute ich. Was die Tatwaffe betrifft, will ich ohne genauere Untersuchungen keine Vermutung äußern.«
    »Aber -« Gemma versuchte zu rekonstruieren, was passiert war. »Wenn sie nur gekommen war, um mit ihm zu reden, wieso ist er dann das Risiko eingegangen, sie zu töten, anstatt sich einfach irgendwie herauszureden? Zum damaligen Zeitpunkt hätte er seine Spuren doch sicher noch verwischen können -«
    Aus Richtung der Küche waren Stimmen zu hören, und zwei weiß gekleidete Kriminaltechniker kamen heraus, gefolgt von dem Fotografen und gleich darauf von Doug Cullen. Gemma bemerkte, dass einer der »Jungs« eine Frau war.
    Kincaid und Kaleem traten zur Seite, damit die Kriminaltechniker weiterarbeiten konnten. »Wir schaffen erst mal noch ein bisschen mehr von der Aufschüttung raus, Doc«, sagte die Frau, die anscheinend die Leitung hatte. »Sieht aus, als wäre die Erde unter der Leiche ziemlich locker.«
    »Ich habe heute Morgen mit den Landschaftsgärtnern gesprochen«, sagte Cullen. »Die Frau von nebenan hat sich an den Namen auf ihrem Lieferwagen erinnert. Das hier« - er deutete auf den Brunnen, der jetzt zur Seite geschoben war - »war nicht der ursprüngliche Plan. Er wollte einen Fischteich anlegen lassen, und zwar einen ziemlich tiefen. Sie hatten ihn schon ausgehoben und die Platten angeliefert, die um den Teich herum verlegt werden sollten, aber sie hatten den Aushub noch nicht abtransportiert.
    Da rief Alexander sie an dem Morgen, als sie den Teich mit Beton ausgießen sollten, an und sagte, er habe es sich anders überlegt und wolle nun doch alles selbst machen. Sie dachten, er hätte wohl in letzter Minute noch ein billigeres Angebot bekommen, da sie ihn nicht als den Typ einschätzten, der sich
gerne die Hände schmutzig machte. Aber dann rief er sie einige Tage später noch einmal an und bat sie, an die Stelle den Brunnen zu setzen.«
    »Er hatte also eine Leiche, die er loswerden musste, und nutzte die Gelegenheit, die sich ihm bot«, sagte Kincaid. »Er hatte ein Loch, er hatte das Material, um es aufzufüllen, und er musste es so schnell wie möglich erledigen -«
    »Moment mal«, unterbrach ihn Kaleem. Er wandte sich an Cullen. »Haben die Landschaftsgärtner auch gesagt, wie tief sie gegraben haben? Diese Leiche liegt nämlich relativ dicht unter der Oberfläche. Wenn darunter noch lockere Erde ist -«
    Kaleem und die Kriminaltechnikerin tauschten einen Blick, dann gingen sie zum Rand der Grube und kauerten sich nieder, um hineinzuspähen. Die Technikerin legte sich flach auf den Bauch, und Kaleem hielt sie fest, während sie vorsichtig in der Erde am Boden der Grube scharrte.
    »Mist«, sagte sie und hielt plötzlich in der Bewegung inne. »Bring mir den Eimer, schnell!«
    Ihr Kollege kam herbeigeeilt und legte sich ebenfalls platt hin, um einen leeren Kübel hinunterzulassen.
    Kaleem sah gebannt zu, wie die Frau weitergrub, und Gemma hörte das leise Geräusch der Erde, die in das Plastikgefäß fiel. Dann blickte Kaleem auf.
    »Da ist noch eine Leiche, ein Stück weiter unten.«
     
    Die beiden Kriminaltechniker arbeiteten schweigend.Vorsichtig entfernten sie die Erde um den oben liegenden Körper herum, und nach etwa einer Viertelstunde sagte die Frau: »Ich glaube, mehr können wir nicht machen, ohne die obere Leiche zu bewegen. Aber zum Glück liegt die untere ein bisschen seitlich versetzt; da können Sie wohl schon einigermaßen erkennen, womit wir es zu tun haben.«
    Kaleem kniete sich wieder hin und spähte in die Grube. »Es
ist eine Hand und ein Unterarm zu sehen. Nach der Größe zu urteilen würde ich sagen, dass sie zu einem Kind gehören. Und da sind auch Haare. Lang und dunkel. Ausgehend von der Vorgeschichte des Verdächtigen würde ich daher vermuten, dass dieses Opfer weiblich ist.«
    »Oh.« Gemma musste schlucken, bedrückt von dieser neuen Tragödie.
    Das kleine Mädchen war irgendwann nicht mehr am Fenster erschienen - aber nicht, weil es an einen anderen Mann weitergereicht worden war, sondern weil es gestorben war.
    »Was meinen Sie, hat das Mädchen länger dort gelegen als Sandra?«, fragte sie Kaleem.
    »Ohne weitere Untersuchungen kann ich das nicht mit Sicherheit sagen, aber wie es aussieht, ist die Verwesung etwas weiter fortgeschritten. Allerdings ist der untere Leichnam nicht mit Kalk bedeckt, deshalb könnte es sein, dass er sich schneller zersetzt hat.«
    Gemma runzelte die Stirn. »Ich frage mich, wieso er das
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