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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen
Autoren: Isaac Asimov
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wie man Nervenbahnen aufgrund der Veränderungen der Muster, nach denen begrenzte Stellen der Großhirnrinde Mikrowellen absorbieren, untersuchen kann. Er begriff es in einem rein mathematischen Prozeß, der außergewöhnlich scharfsinnig war, dessen Einzelheiten ich natürlich weder verstehen noch verständlich wiedergeben kann. Auf die kommt es aber auch nicht an. Dr. Humboldt ließ sich die Sache durch den Kopf gehen und war von Stunde zu Stunde mehr davon überzeugt, daß er auf etwas Epochemachendes gestoßen war, auf etwas, das alles, was er früher in der Mathematik geleistet hatte, in den Schatten stellen würde. Dann entdeckte er, daß sich Dr. Sabbat an Bord befand.«
    »Aha. Und er legte seinen Fund dem jungen Sabbat vor.«
    »Genau. Die beiden hatten sich beruflich schon auf Tagungen getroffen und waren einander durchaus keine Unbekannten. Humboldt hat sich mit Sabbat bis in die Einzelheiten hinein vertieft. Sabbat bestätigte voll und ganz die Untersuchung Humboldts und sparte nicht mit Lob darüber, wie wichtig der Fund, wie genial der Finder sei. Dadurch ermutigt und gestärkt, bereitete Humboldt einen schriftlichen Abriß vor, ganz und gar sein Werk, und wollte ihn zwei Tage später subätherisch seinen Mitvorsitzenden der Konferenz auf Aurora übermitteln lassen, um dadurch offiziell seine Priorität anzumelden und eine Diskussion in die Wege zu leiten, die nach Möglichkeit noch vor Ende der Tagung stattfinden soll. Zu seiner Überraschung sah er, daß Sabbat eine eigene schriftliche Fassung angefertigt hatte, die im wesentlichen mit der von Humboldt übereinstimmte, und die Sabbat ebenfalls subätherisch nach Aurora übermitteln lassen wollte.«
    »Ich nehme an, Humboldt war wütend.«
    »Und wie!«
    »Und Sabbat? Was hat der berichtet?«
    »Genau dasselbe wie Humboldt. Wort für Wort.«
    »Wo liegt denn also die Schwierigkeit?«
    »Nur in der spiegelbildlichen Vertauschung der Namen. Sabbat zufolge war er es, der den Einfall hatte und ihn Humboldt vorlegte. Humboldt war es, der mit der Auslegung einverstanden war und sie lobte.«
    »Jeder behauptet also, daß der Gedanke ihm gehört und daß ihn der andere gestohlen hat. Ich kann da keine Schwierigkeit sehen. Wenn es um etwas Wissenschaftliches geht, braucht man doch anscheinend nur die datierten und unterzeichneten Forschungsunterlagen vorzulegen, auf Grund derer man dann die Priorität feststellen kann. Selbst wenn sie in einem Fall gefälscht sein sollten, kann man das durch innere Widersprüchlichkeiten vielleicht herausfinden.«
    »Unter normalen Umständen hättest du recht, Freund Elijah, aber hier geht es um Mathematik und nicht um eine experimentelle Wissenschaft. Dr. Humboldt behauptet, das Wesentliche im Kopf ausgearbeitet zu haben. Es ist nichts niedergeschrieben worden, bis diese schriftliche Fassung angefertigt wurde. Dr. Sabbat sagt natürlich genau dasselbe.«
    »Na schön, dann greife härter durch und bringe es ein für allemal hinter dich. Unterziehe beide einer psychischen Sondierung und sieh nach, wer von den beiden lügt.«
    R. Daneel schüttelte langsam den Kopf. »Freund Elijah, du verstehst diese Männer nicht. Beide sind berühmte Wissenschaftler, Mitglieder der Reichsakademie. Als solche können sie nur durch einen Ausschuß ihresgleichen – von Leuten, die die gleiche Stellung einnehmen – einem Verfahren ausgesetzt werden, das sich mit ihrem beruflichen Verhalten befaßt, es sei denn, sie verzichten von sich aus freiwillig auf dieses Vorrecht.«
    »Dann schlag' ihnen das vor. Der Schuldige wird auf dieses Vorrecht nicht verzichten, weil er es sich nicht leisten kann, sich der psychischen Sondierung zu unterziehen. Der Unschuldige wird sofort darauf verzichten. Du wirst nicht einmal zur Sondierung greifen müssen.«
    »So geht es nicht, Freund Elijah. In einem solchen Fall auf das Vorrecht zu verzichten – Laien übernehmen dann die Ermittlung! – stellt einen ernsten und vielleicht irreparablen Schlag für das Prestige dar. Aus Gründen des Stolzes weigern sich beide Männer standhaft, ihr Recht auf ein Sonderverfahren aufzugeben. Die Frage nach Schuld oder Unschuld ist ganz nebensächlich.«
    »Laß es in dem Fall für jetzt gut sein. Leg die Angelegenheit auf Eis, bis ihr auf Aurora seid. Auf der neurobiophysikalischen Tagung wird es eine Menge gleichgestellter Berufskollegen geben, und dann ...«
    »Freund, Elijah, das würde der Wissenschaft selbst einen fürchterlichen Schlag versetzen. Beide Männer würden
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