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Wenn die Eltern alt werden

Wenn die Eltern alt werden

Titel: Wenn die Eltern alt werden
Autoren: Kai Dietrich
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ausgesetzt sein. Ansonsten, so Baezner, würden verzweifelte Menschen, die ihren Krankheitszustand einfach nicht mehr mit ihrem eigenen Würde-Empfinden in Einklang bringen könnten, weiterhin gezwungen sein, »grausame Suizidmethoden zu wählen oder sich an eine Schweizer Sterbehilfeorganisation zu wenden«.
Selbstbestimmt und schmerzfrei aus dem Leben scheiden?
    Schätzungen zufolge begehen jedes Jahr etwa 100 bis 200 Menschen mit der Hilfe von Schweizer Sterbehilfe-Organisationen Selbstmord, mit steigender Tendenz. Viele davon kommen aus dem Ausland, besonders aus Deutschland. Die Sterbehilfeorganisationen Dignitas und Exit berufen sich auf Artikel 115 des Schweizerischen Strafgesetzbuches. Laut diesem ist Hilfe zum Selbstmord nicht verboten, solange keine »selbstsüchtigen Beweggründe« bestünden.
Dignitas
    Dignitas wurde 1998 vom Schweizer Journalisten und Rechtsanwalt Ludwig Amadeus Minelli gegründet. Der Verein bietet seinen Mitgliedern Beratung, Begleitung und Beihilfe zum Selbstmord an. Man weist aber auch darauf hin, dass man seit 1998 über 30 000 Menschen den Selbstmord ausgeredet habe. Dignitas betont, dass der Sterbewunsch der erklärte Wille des urteilsfähigen Mitglieds sein müsse. Außerdem wird verlangt, dass eine hoffnungslose oder unheilbare Krankheit, unerträgliche Schmerzen oder unzumutbare Behinderungen ärztlich bestätigt werden. Das entsprechende Attest kann durch den Schweizer Hausarzt, aber auch durch einen Vertrauensarzt, der mit Dignitas zusammenarbeitet, ausgestellt werden.
    Kosten bei Dignitas
    Die Mitgliedschaft bei Dignitas kostet einmalig 200 Schweizer Franken sowie mindestens 80 Schweizer Franken jährlich. Der Freitod bei Dignitas kostet rund 7000 Schweizer Franken, umgerechnet etwa 5835 Euro (Stand Juli 2012) und ist damit nicht ganz billig. Kritiker werfen Dignitas daher auch immer wieder Geschäftemacherei vor. Bei Dignitas selbst heißt es, das Geld würde nur die Kosten decken, zumal die Kosten für die notwendigen Behördengänge und für die Einäscherung darin enthalten seien.
    Der Vorteil von Dignitas ist, dass man nicht in der Schweiz wohnhaft sein muss, um dort Selbstmord begehen zu können. Die konkrete Sterbehilfe von Dignitas besteht darin, dass dem Patienten in einem sogenannten Sterbezimmer 15 Gramm Natrium-Pentobarbital, aufgelöst in Wasser, gereicht wird. Angehörige dürfen dabei sein. Der Patient nimmt dann selbst die tödliche Dosis zu sich. Das muss sein, da sonst ein Verstoß gegen Schweizer Gesetze vorliegen würde. Im Falle der vom Hals abwärts gelähmtenBettina Koch (siehe oben) wurde zu diesem Zweck extra ein Apparat gebaut. Schon nach ein paar Minuten schläft der Patient ein und stirbt schließlich an Atemlähmung. Dieser Tod sei völlig schmerzlos, versichert man bei Dignitas. In Deutschland ist Natrium-Pentobarbital zwar auch als verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel im Handel, zum Zweck des Selbstmords wird es aber nicht abgegeben. Seit 2005 hat Dignitas auch eine Zweigstelle in Deutschland. Sie will Anlaufstelle sein und auch direkter auf die Politik einwirken, damit irgendwann auch in Deutschland Sterbebeihilfe wie in der Schweiz möglich ist. Bei Dignitas Deutschland weist man darauf hin, dass sich bei Umfragen in Deutschland seit Jahren eine Mehrheit der Bevölkerung für eine solche Beihilfe ausspricht.
Exit
    Der Verein Exit wurde 1982 gegründet und hat nach eigenen Angaben heute rund 80 000 Mitglieder. Auch Exit unterstützt Menschen, die aus dem Leben scheiden wollen. Nach eigenen Angaben hat Exit 2011 305 Menschen in den Freitod begleitet und damit 48 mehr als in 2010. Die meisten davon wollten sterben, weil sie an Krebs erkrankt waren, heißt es bei Exit.
    Kosten bei Exit
    Der Freitod bei Exit kostet rund 2400 Euro und ist damit nicht einmal halb so teuer wie bei Dignitas. Der Nachteil ist, dass man nur als in der Schweiz wohnhafter Bürger die Dienste von Exit in Anspruch nehmen kann.
    Voraussetzungen sind ferner: eine hoffnungslose Prognose, unerträgliche Beschwerden oder eine unzumutbare Behinderung. Die häufigste Diagnose bei Sterbewilligen ist Krebs. In seltenen Fällen und nach intensiven Abklärungen durch Fachärzte würden auch psychisch Leidende in den Tod begleitet. Eine psychische Krise reicht dagegen nicht aus, um von Exit Sterbehilfe zu bekommen.
Nützliche Adressen
    Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e. V. (bisherige BAG Hospiz) Mail: [email protected]
Web: www.dhpv.de Deutsche Gesellschaft für
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