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Wenn die Demokratie zusammenbricht

Titel: Wenn die Demokratie zusammenbricht
Autoren: Frank Karsten , Karel Beckman
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seinem berühmten Aufsatz »The End of History?« von 1989 ging der neokonservative Denker Francis Fukuyama so weit, zu erklären, das moderne westliche demokratische System stelle den Höhepunkt der politischen Entwicklung der Menschheit dar. Oder wie er es ausdrückt: Wir sind heute Zeuge »der Universalisierung der westlichen liberalen Demokratie als der endgültigen Form menschlicher Regierung«. Offenbar würden sich nur sehr übel Gesinnte (Terroristen, Fundamentalisten, Faschisten) erdreisten, gegen eine solch heilige Idee ihre Stimme zu erheben.

Demokratie ist Kollektivismus
    Doch dies ist genau das, was wir in diesem Buch tun werden: unsere Stimme gegen den Gott der Demokratie erheben, besonders der nationalen parlamentarischen Demokratie. Das demokratische Modell der Entscheidungsfindung ist in einigen Zusammenhängen nützlich, in kleinen Gemeinschaften oder innerhalb von Vereinen. Aber eine nationale parlamentarische Demokratie, die fast alle westlichen Länder haben, hat weit mehr Nachteile als Vorteile. Parlamentarische Demokratie, behaupten wir, ist ungerecht, führt zu Bürokratie und Stillstand, untergräbt Freiheit, Unabhängigkeit und Unternehmensgeist und führt unweigerlich zu Zwietracht, Übergriffen, Trägheit und Verschwendung. Und zwar nicht, weil bestimmte Politiker in ihrem Beruf versagen oder weil die falsche Partei an der Macht ist, sondern weil so das System funktioniert. Das Markenzeichen der Demokratie ist, dass »das Volk« entscheidet, wie die Gesellschaft organisiert werden sollte. Mit anderen Worten, wir alle »zusammen« entscheiden über alles, was uns betrifft. Wie hoch die Steuern sein sollen, wie viel Geld für die Kinderbetreuung aufgewendet werden soll und für die Senioren, ab welchem Alter Leute alkoholische Getränke zu sich nehmen dürfen, wie viel Arbeitgeber für die Rente ihrer Angestellten zahlen müssen, was in einer Produktkennzeichnung stehen soll, was Kinder in der Schule lernen müssen, wie viel Geld für Entwicklungshilfe ausgegeben werden soll oder für erneuerbare Energie oder für Sportunterricht oder für Orchester, wie ein Barbesitzer seine Bar betreiben soll und ob seinen Gästen das Rauchen erlaubt ist, wie ein Haus gebaut werden sollte, wie hoch die Zinssätze sein sollten, wie viel Geld in der Wirtschaft umzulaufen hat, ob Banken mit Steuergeldern gerettet werden sollten, wenn sie bankrottzugehen drohen, wem es erlaubt ist, sich Arzt zu nennen, wer ein Krankenhaus eröffnen darf, ob es Menschen erlaubt ist, zu sterben, wenn sie lebensmüde sind, und ob und wann sich die Nation im Krieg befindet. In einer Demokratie wird vom »Volk« erwartet, dass es in all diesen Angelegenheiten entscheidet – und in Tausenden von anderen.
    Demokratie ist also per Definition ein kollektivistisches System. Es ist Sozialismus durch die Hintertür. Die Grundidee dahinter ist, es sei wünschenswert und richtig, dass alle wichtigen Entscheidungen über die körperliche, soziale und wirtschaftliche Organisation der Gesellschaft vom Kollektiv, dem Volk, getroffen werden. Und die Leute ermächtigen ihre Repräsentanten im Parlament – mit anderen Worten, den Staat –, diese Entscheidungen für sie zu treffen. Anders gesagt, in einer Demokratie ist der ganze Aufbau der Gesellschaft auf den Staat ausgerichtet.
    Es ist somit offensichtlich irreführend zu behaupten, dass die Demokratie irgendwie der unausweichliche Höhepunkt der politischen Entwicklung der Menschheit ist. Das ist nur Propaganda, um zu verschleiern, dass die Demokratie eine sehr spezifische politische Richtung darstellt. Für die es tatsächlich eine Fülle sinnvoller Alternativen gibt.
    Dass Freiheit nicht das Gleiche ist wie Demokratie, ist nicht schwer zu erkennen. Man bedenke Folgendes: Entscheiden wir demokratisch, wie viel Geld jeder für Kleidung ausgeben sollte?
    Â 
    Eine dieser Alternativen nennt sich: Freiheit. Oder Liberalismus – im klassischen Sinne des Worts (das eine völlig andere Bedeutung hat als das Wort »liberalism«, wie es heute in den USA gebraucht wird). Dass Freiheit nicht das Gleiche ist wie Demokratie, ist nicht schwer zu erkennen. Man bedenke Folgendes: Entscheiden wir demokratisch, wie viel Geld jeder für Kleidung ausgeben sollte? Oder in welchen Supermarkt wir gehen? Offensichtlich nicht. Jeder entscheidet dies für sich selbst. Und diese
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