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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt
Autoren: Brigitte Maerker
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wollen doch nicht die ganze Nacht auf dem Friedhof verbringen. Das heißt, du … – egal, weitermachen«, trieb er Christine mit einem höhnischen Grinsen an.
    »Ich denke nicht daran, die Arbeit für Sie zu erledigen. Ich nehme an, Sie sind hinter dem Ring her.« Sie musste möglichst viel Lärm veranstalten und sich dabei Zeit lassen. Vielleicht würde jemand auf sie aufmerksam werden und ihr zur Hilfe kommen. Kein genialer Plan, aber immerhin ein Plan.
    »Es geht mir um den Ring, richtig, genauso wie dir. Mach also weiter. Grab!«
    »Das werde ich nicht tun. Nein!«, schrie Christine laut auf, als der Boden unter ihr plötzlich nachgab.
    »Ach, du Scheiße.« Jeremias löschte seine Pfeife, steckte sie in die Hosentasche und leuchtete mit der Taschenlampe in das Grab. Angeekelt wandte er sich sofort wieder ab.
    Der Sarg war unter Christines Gewicht zerfallen. Sie selbst war neben dem von kleinen Löchern durchsetzten Skelett gelandet. Ihr wurde übel, als sie Amatas Überreste betrachtete. Die feinen Knochen der zierlichen Hände waren noch vollständig erhalten, an dem linken Mittelfinger steckte der gesuchte silberne Ring mit dem grünen Stein.
    »Gib mir den Ring.« Jeremias hatte sich gefangen.
    »Vergiss es«, duzte sie ihn zurück. Wenn er den Ring wollte, sollte er sich doch selbst darum bemühen. Christine presste ihre linke Hand gegen ihre Nase und atmete möglichst flach, um gegen die Übelkeit anzukämpfen.
    »Widerstand ist zwecklos. Auch wenn es mir leidtut: Dein Verhalten lässt mir keine Wahl. Ich kann dich nicht laufen lassen. Aber das weißt du, weil du ein kluges Mädchen bist.« Sobald er den Ring hatte, würde er Christine Weingard mit seiner unregistrierten Pistole erschießen. Anschließend musste er nur noch dafür sorgen, dass alle glaubten, der unbekannte Mörder vom Denningerhof hätte sie verfolgt und erneut zugeschlagen. Um das Motiv sollte sich Franz Burger kümmern. »Gib mir endlich den Ring, dann werde ich gnädig zu dir sein. Keine Schmerzen, das verspreche ich«, versuchte er sie erneut dazu zu bewegen, ihm den Ring aus dem Grab zu holen.
    So leicht werde ich es dir nicht machen, Jeremias Rimbar. Christine hatte eine Idee, wie sie ihn wenigstens für einen Moment aufhalten konnte. Mit angehaltener Luft beugte sie sich über Amatas Skelett und zog den Ring mit gespreizten Fingern von der Hand ihrer Halbschwester.
    Jeremias wollte schon triumphieren, als Christine sich zu ihm umwandte und den Ring über ihren rechten Mittelfinger schob. »Wenn man mich mit dem Ring findet, wird das Fragen aufwerfen, nicht wahr?«
    »Was auch immer du dir einfallen lässt, es zögert die Sache nur hinaus. Helfen wird es dir letztendlich nicht.« Mutiges kleines Ding, dachte er und bedauerte erneut, dass er sich ihrer entledigen musste.
    »Was ist mit dem Ring? Willst du ihn nicht mehr?« Für ihn gab es jetzt nur noch zwei Möglichkeiten, um an den Ring zu gelangen: Entweder kam er zu ihr ins Grab hinunter, dann würde sie sich mit der Schaufel gegen ihn wehren, oder er entschloss sich, sie aus der Grube zu ziehen, dann aber würde er ihr die Chance eröffnen zu fliehen.
    »Herkommen«, flüsterte er und streckte seine Hände nach ihr aus.
    Sie griff sofort zu. Dies war die eindeutig bessere Lösung, schließlich war er nach dem Schlag von Rick noch immer gehandicapt. Sie würde diesen Vorteil zu nutzen wissen. Leider entpuppte sich ihre Idee der Flucht als Illusion. Jeremias zog sie mit einem Ruck aus dem Grab heraus und presste sie wie ein Schutzschild so fest gegen seinen Körper, dass sich der Verschluss ihrer Halskette löste und sie auf den Boden fiel. Sie spürte, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte. Irgendetwas hatte ihn aufgeschreckt. Dann bemerkte auch sie den Schatten, der über die Friedhofsmauer glitt.
    »Komm nicht näher!«, schrie Jeremias, als müsse er den Teufel persönlich abwehren. Sein Brustkorb hob und senkte sich immer schneller. Er stand unter Stress, vermutlich kämpfte er sogar mit der Angst. Christine hatte nur einen Schatten erkannt, er aber schien zu wissen, wer da auf sie zukam.
    »Lass sie los!«
    Rick! Kein Zweifel, das war seine Stimme! Hatte sie ihre Ermordung vielleicht gar nicht gespürt? Befand sie sich schon in einer anderen Welt, in einem Paralleluniversum, in dem sich die Parameter verschoben hatten? Würden Rick und sie in dieser Welt siegen? Nein, niemand hat das Universum gewechselt, es ist noch nicht vorbei, dachte sie, als Rick unter einer Tanne
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