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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt
Autoren: Brigitte Maerker
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Beine. Wie es aussah, hatte er sich bei dem Sturz nichts gebrochen. Von nun an würde er die Berggeister ernster nehmen. Johanns Rat, sich der Natur anzuvertrauen, hatte ihm vermutlich das Leben gerettet.
    Als Jeremias ihn über den Hang stieß, hatte er die Hände ausgestreckt und unwillkürlich jede Pflanze berührt, die in der Wand wuchs. Schließlich war er in einem Kiefernstrauch gelandet, der seinen Sturz merklich gebremst hatte. Beinahe sanft war er auf den darunter liegenden Felsen gesunken. Trotzdem war er für einige Stunden mehr ohnmächtig als wach gewesen. Keine Überraschung nach den Tritten, die Jeremias ihm beigebracht hatte. Der plötzliche Schmerz in seinem linken Knöchel erinnerte ihn daran, dass der Bürgermeister auf ihn geschossen hatte. Er richtete sich auf, schob die Jeans hoch und schaute auf die blutige Wunde. Vorsichtig betupfte er sie mit seinem Taschentuch. Glück gehabt. Soweit er es beurteilen konnte, war es nur ein Streifschuss. Seine Gedanken wanderten zu Christine. Was mochte ihr inzwischen passiert sein? Wo war sie?
    »Hör zu, wenn wir uns irgendwie verlieren, dann treffen wir uns morgen Abend nach Anbruch der Dunkelheit an Amatas Grab«, hatte sie gesagt.
    Er hatte keine Ahnung, ob es bei der Abmachung geblieben war, aber das war jetzt auch unwichtig. Wichtig war nur, dass Christine Jeremias entkommen war und sich hoffentlich in Sicherheit gebracht hatte. Er musste so schnell wie möglich ins Tal hinunter, um sich Gewissheit zu verschaffen. Stöhnend vor Schmerzen rappelte er sich auf.
    Der Weg gestaltete sich schwierig. Die Blutergüsse, die Jeremias’ Tritte und der Sturz hinterlassen hatten, schmerzten durch die Belastung beim Abstieg. Immer wieder wurde ihm schwindlig, und er musste stehen bleiben, da sich alles um ihn herum drehte. Es war dunkel, als er die ersten Almen erreichte. Der Pfad, der von den Traktoren hinauf zu den Hochwiesen benutzt wurde, war aber nicht mehr weit. Dort angekommen, legte er eine Pause am Wegesrand ein. Gleich darauf hörte er ein Brummen, das näher kam.
    Der schwarze Traktor mit dem roten Flammenmuster auf der Motorhaube, der bald darauf den sandigen Pfad entlangratterte, hielt sofort an, als Rick sich aufrichtete.
    »Servus, Meister, alles klar?« Der Traktorfahrer war ein junger Mann in sonnengelbem Overall. Er warf seine Rastalocken zurück, stellte den Motor ab und stieg aus. »Geh, ich glaube, ich drehe durch. Der leibhaftige Rick Linden!«, zeigte er sich völlig aus dem Häuschen, als er sich im Scheinwerferlicht über Rick beugte.
    »Nehmen Sie mich mit nach Sinach?«, fragte Rick, als der Mann ihm die Hand reichte und ihn hochzog.
    »Freilich, keine Frage, ich war ohnehin auf dem Weg ins Tal. Ich bin der Joe Bernbacher, sag einfach Joe, dann passt es schon. Du schaust aus, als wärst du bei einer Bergtour verloren gegangen.« Er half Rick auf den Traktor und setzte sich wieder hinter das Lenkrad. »Trink was, Mann«, forderte er Rick auf, nahm eine Flasche Wasser aus einer Kühltasche und gab sie ihm.
    »Danke.« Erst als er die Flasche ansetzte, wurde ihm bewusst, wie durstig er war.
    »Wo genau willst du denn in Sinach hin?«, wollte Joe wissen.
    »Zum Friedhof.«
    »Geh, willst du es nicht erst mit dem Krankenhaus versuchen?«
    »Zum Friedhof, Joe, bitte.«
    »Okay, du bist ein freier Mensch. Ziemlich viel los die letzten Tage bei uns, hast du das mitbekommen? Der Denninger Georg und ein gerade erst aus dem Gefängnis entlassener Raubmörder sollen umgebracht worden sein.«
    »Gibt es schon einen Verdacht, wer die beiden getötet hat?«, fragte Rick und gab sich möglichst gleichgültig.
    »Die Polizei hält sich bedeckt, heißt es im Radio. Was wohl bedeutet, dass sie noch nichts wissen.«
    »Wie lange brauchen wir bis Sinach?«
    »Zwanzig Minuten. Ist halt doch nur ein Traktor – trotz des sportlichen Anstrichs«, antwortete Joe lachend. »Aber wenn du dich umschaust, hast du trotzdem das große Los gezogen. Mich hat das Gewitter überrascht, ich hab mich in meine Hütte draußen auf der Alm geflüchtet, und jetzt bin ich auf dem Heimweg, was dein Glück ist.«
    Joe Bernbacher hatte recht. Sie waren soeben auf die Bundesstraße eingebogen, aber nirgendwo war ein Auto zu sehen. Kilometerweite Finsternis, sonst nichts.
    »Was ist denn da los?« Joe starrte auf den Polizeiwagen, der bei ihrer Ankunft in Sinach am Ortseingang aus einer Seitenstraße herausschoss und sich vor sie setzte. »Der Renner Toni, schau mal einer an. Wen
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