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Wenn dein Lächeln mich umarmt

Wenn dein Lächeln mich umarmt

Titel: Wenn dein Lächeln mich umarmt
Autoren: Jessica Stein
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nie zuvor so spielen hören."
    "Ich habe nur für meine Familie und für dich gespielt, Steffi", antwortete er und hielt ihren Blick gefangen. "Ich freue mich so, dich wiederzusehen." Er nahm ihre Hand. "Wie geht es dir?" Seine Stimme klang weich und gleichzeitig selbstbewusst. "Ich habe während der letzten Wochen oft an dich gedacht."
    "Durchwachsen." Sie verzog das Gesicht. "Mein Vater fehlt mir. Ich vermisse unsere langen Gespräche, unsere Spaziergä n ge..." Sie lachte kurz auf. "Sogar seine Ermahnungen vermisse ich. Wie konnte er poltern, wenn es jemand wagte, ihm zu widerspr e chen. Er hat es nie böse gemeint, sondern auch eingesehen, wenn er im Unrecht gewesen ist."
    "Das Lied der Erde habe ich in Erinnerung an ihn gespielt."
    "Das war mir bewusst."
    "Darf ich Ihnen unseren Starpianisten für einen Augenblick entführen?"
    Stefanie wandte sich zur Seite. Neben ihnen stand eine ältere Dame in einem roten Abendkleid, das mehr von ihrem Dekolletee sehen ließ, als es ihrem Alter entsprach. Es handelte sich um Ha n nelore Krausmann, die Intendantin des Theaters. Sie hatte bereits mehrmals ein Foto von ihr in der Zeitung gesehen. "Selbstve r ständlich", sagte sie.
    Torben machte sie miteinander bekannt. Er stellte sie als eine besonders gute Freundin vor, die er bereits seit den Kindertagen kannte. "Vermutlich werden wir in Zukunft viel Zeit miteinander verbringen", fügte er hinzu und schenkte ihr einen liebevollen Blick.
    Stefanie schaute ihm und Frau Krausmann nach. Minutenlang fühlte sie sich wie von Wolken getragen. Obwohl Torben längst mit der Intendantin zwischen den anderen Leuten verschwunden war, blickte sie noch immer in seine Richtung.
    Torbens Eltern und seine Schwester standen am Büfett. Stef a nie gesellte sich zu ihnen. Sie griff nach einem Teller und füllte ihn mit Salaten und hauchdünnen Rindfleischscheiben. Während des Essens sprachen sie über das Konzert und Torbens Charisma, das ihm die Herzen der Menschen öffnete. Nicht nur sein Spiel, sondern auch sein Wesen zog alle in den Bann.
    Es wurde halb zwei, bis sie zusammen ins Hotel zurückkeh r ten. Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug in den dritten Stock. Das Zimmer des jungen Pianisten lag hinter Stefanies. Seine E l tern und seine Schwester wohnten links von ihr.
    "Ich warte in der Hotelhalle auf dich", raunte er ihr zu.
    Stefanie glaubte zuerst, sich verhört zu haben und sah ihn e r staunt an. Er zwinkerte ihr zu.
    In aller Eile kleidete sich die junge Baronesse um. Sie schlüp f te in einen Jeansrock, eine blaue Bluse und Sandalen. Gegen den kühlen Nachtwind nahm sie noch eine Jacke mit. Nach einem let z ten Blick in den Spiegel verließ sie das Zimmer.
    Auf dem Weg zum Aufzug befürchtete sie halb und halb, i h rem Verwalter zu begegnen, aber der Gang war menschenleer.
    Torben von Werntal saß in einer Nische nahe des Portals und blätterte in einer Zeitschrift. Als er Stefanie bemerkte, stand er auf und ging ihr entgegen. "Schön, dass du gekommen bist", sagte er herzlich. "Was hältst du von einem nächtlichen Spaziergang? Ich würde gern noch etwas an die Alster gehen."
    "Ich bin zu jeder Schandtat bereit."
    "Wie in alten Zeiten."
    Sie verließen das Hotel und gingen durch die stillen Straßen der Stadt in Richtung Alster. Schon nach wenigen Schritten nahm Torben den Arm seiner Freundin. "Ich liebe nächtliche Spazie r gänge", bekannte er. "Es ist einfach schön, die Hektik des Tages hinter sich zu lassen."
    "Wie lange wirst du noch in Hamburg bleiben?"
    "Mein letztes Konzert in Hamburg ist am Freitagabend. Sam s tag fahre ich nach Ahrenberg und habe vor, dort bis zu meiner Italientournee zu bleiben." Er blieb für einen Moment stehen. "Keine Lust, mich nach Italien zu begleiten?"
    "Ich bin dabei, alles über den Gutsbetrieb zu le r nen, was mir dein Vater beibringen kann", erwiderte Stefanie bedauernd. "Lä n gere Ferien kann ich mir da nicht erlauben." Sie entzog ihm ihren Arm und schlüpfte in die Jacke, die sie nur lose um die Taille g e schlungen hatte. "Gegen eine kurze Stip p visite, um eines deiner Konzerte in Italien zu besuchen, ist natürlich nichts einzuwenden."
    "Ich werde dich beim Wort nehmen", sagte er. "Du bist also fest entschlossen, nicht nur dem Namen nach Gutsherrin zu sein. Das imponiert mir."
    "Ich möchte mit allem vertraut sein, was auf dem Gut g e schieht", sagte Stefanie, "was nicht bedeuten muss, dass ich da r über alles andere vergesse." Sie erzählte ihm von Molhagens A n ruf. "Er will mir
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