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Wenn das Verlangen uns beherrscht

Wenn das Verlangen uns beherrscht

Titel: Wenn das Verlangen uns beherrscht
Autoren: Rachel Bailey
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hoch und blickte Susannah direkt an. „Flynn hat keine Geschwister, und wegen meiner Penicillinallergie komme ich nach Meinung der Ärzte nur im äußersten Notfall infrage.“ Verzweifelt schlug er mit der flachen Hand auf das Lenkrad. „Ich kann meinem eigenen Sohn nicht helfen!“
    „Aber ich“, sagte Susannah ruhig. „Ich bin seine biologische Mutter.“
    „Stimmt.“ Matthew biss kurz die Zähne zusammen. „Im Nachhinein“, fügte er leise hinzu, „ist es sogar ein Glück, dass Grace keine Kinder bekommen konnte. Sonst sähen Flynns Chancen noch viel schlechter aus.“
    Susannah nickte traurig. Für Grace war es schlimm genug gewesen, dass sie kein Kind austragen konnte. Als sie dann noch erfahren hatte, dass ihre Eier nicht befruchtet werden konnten, war sie verzweifelt gewesen. Sie hatte Susannah viel Geld für eine Eispende angeboten, aber das Geld hatte nicht den Ausschlag gegeben. Da Susannah selbst schon mal ein Kind verloren hatte, wusste sie, wie wertvoll ein solches Leben war.
    „Noch eine Sache.“ Matthew räusperte sich. „Ich muss Sie um noch etwas bitten.“
    „Ja?“
    „Meine Familie und auch Graces Eltern glauben, dass sie zwar das Kind nicht austragen konnte, dass es aber genetisch ihr und mein Kind ist. Grace war es sehr wichtig, dass alle der Meinung waren, Flynn sei ihr biologischer Sohn.“
    „Kein Problem, das verstehe ich vollkommen.“
    Etwas von der Anspannung schien von ihm abzufallen. Die Schultern lockerten sich, und kurz erschien ein halbes Lächeln auf seinem starren Gesicht. Dann setzte er sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase und ließ den Motor an.
    Schnell wandte Susannah den Blick nach vorn. Wie sehr musste er leiden, wie gern würde sie ihn trösten. Doch sie war hier, um dem Sohn zu helfen, nicht dem Vater. Sosehr sie sich auch danach sehnte, für ihn da zu sein, diese Rolle stand ihr nicht zu. Es war sowieso alles schon furchtbar kompliziert.
    Es dämmerte bereits, als Susannah den hell erleuchteten Krankenhausflur entlangging und schließlich vor Flynns Tür stehen blieb. Matthew hatte ihr gesagt, in welchem Zimmer sein Sohn lag. Sobald sie die Tests hinter sich gebracht hatte, war sie losgegangen, um den Kleinen zu besuchen. Kurz blieb sie vor der Tür stehen und betrachtete Vater und Sohn durch das Fenster. Die beiden sahen sich frappierend ähnlich. Unwillkürlich schlug ihr Herz schneller, und sie konnte sich einfach nicht von dem Anblick lösen.
    Der Kleine hatte dichtes braunes Haar, das ihm wie ein Mopp um den Kopf stand. Hin und wieder streckte er die kleinen dünnen Arme aus und griff nach den Daumen des Vaters, was wohl zu einem Spiel gehörte. Plötzlich schaute Matthew hoch, und sowie er Susannah erblickte, verschwand das entspannte Lächeln von seinem Gesicht, und seine Schultern verkrampften sich. Dann sagte er etwas zu seinem Sohn, blickte wieder hoch und wies auf den angrenzenden Raum. Sie folgte der Hand mit den Blicken und sah, dass es eine Verbindungstür zu Flynns Zimmer gab.
    Schnell ging sie hinüber. In dem kleinen Vorraum gab es ein Waschbecken, ein Regal mit sorgfältig zusammengelegten Krankenhauskitteln, einen Kasten mit Gesichtsmasken und einen mit Schuhüberziehern aus Plastik. Da ging die Tür auf, und Matthew trat ein. Fragend sah sie ihn an.
    „Flynn liegt hier auf der Isolierstation“, erklärte er. „Jeder, der sein Zimmer betritt, muss sich sorgfältig Hände und Arme waschen und einen Kittel überziehen.“
    Sie warf einen langen Blick durch die Glasscheibe auf Flynn, der sich zusammengerollt hatte und sich mit seinem Teddy unterhielt. „Ach, Matthew, er ist doch noch so klein und so hilflos. Und doch muss er schon so viel aushalten. Das ist nicht fair.“
    Matthew sagte nichts dazu, aber aus den Augenwinkeln sah sie, wie er die Lippen zusammenpresste. Wie schrecklich musste es für ihn sein, seinen Sohn in diesem Zustand zu sehen. „Ich war gerade bei der Blutabnahme. Die Schwester hat versprochen, uns sofort Bescheid zu geben, wenn das Testergebnis da ist.“
    Schweigend standen sie mehrere Minuten nebeneinander und beobachteten Flynn, der in seinem dreijährigen Leben schon so viel durchmachen musste. Immer noch hielt er seinen Teddy fest an sich gedrückt.
    „Möchten Sie ihm Guten Tag sagen?“, fragte Matthew schließlich.
    Susannah stockte der Atem. Zwar war sie gekommen, um Flynn zu helfen. Aber sie hatte sich verboten, darauf zu hoffen, den Kleinen auch sprechen zu können. Doch so verführerisch der
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