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Wenn das Verlangen uns beherrscht

Wenn das Verlangen uns beherrscht

Titel: Wenn das Verlangen uns beherrscht
Autoren: Rachel Bailey
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sich.
    Obgleich Susannah froh über die Unterbrechung war, empfand sie plötzlich eine Leere, eine Kälte, und rieb sich fröstelnd die Arme. Irgendetwas umgab Matthew Kincaid, das einen Raum mit Leben erfüllte und das ihr jetzt schon fehlte.
    Da öffnete sich die Tür wieder. „Das war das Krankenhaus.“
    „Und?“ Ihr Herz schien stehen zu bleiben. „Ist was mit Flynn?“
    „Nein, es war nur das Labor.“
    Mit kalten Fingern umklammerte sie die Tischkante. „Mit den Testergebnissen?“
    Er nickte ernst, dann strahlte er über das ganze Gesicht. „Sie sind sehr gut als Spenderin geeignet! Das ist die erste gute Nachricht, seit Flynn ins Krankenhaus eingeliefert wurde.“ Er trat an den Tisch und nahm Susannahs Hand. „Endlich haben wir eine Chance, falls es hart auf hart kommt. Und das verdanken wir nur Ihnen.“
    „Das ist ja wunderbar!“, sagte sie atemlos – vor Erleichterung und weil die Berührung sie völlig aus dem Gleichgewicht brachte.
    „Man weiß zwar immer noch nicht, ob eine Transplantation sein muss.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Aber wenn Sie sich in den nächsten Tagen zur Verfügung halten könnten …“
    „Aber selbstverständlich. Ich habe mir eine Woche freigenommen. Sie können ganz über mich bestimmen.“
    Vierzig Minuten später stand Susannah vor Flynns Krankenzimmer. Ein paarmal atmete sie tief durch, bevor sie es betrat. Sie war nervöser als gestern, denn gestern war sie nur ein paar Minuten mit ihm allein gewesen. Heute aber sollte sie ihn ein paar Stunden unterhalten. Aber wie? Da sie wenig Erfahrung mit Kindern hatte, fragte sie sich, ob sie der Aufgabe überhaupt gewachsen war. Hinzu kam, dass sie darauf achten musste, ihn nicht zu sehr an sich zu binden.
    Eine große schlanke Frau mit modischem Kurzhaarschnitt erhob sich vom Bettrand, legte einen Finger auf den Mund und kam auf Zehenspitzen zur Tür. „Er schläft“, flüsterte sie und sah Susannah beschwörend an. Sie hatte die gleichen grünen Augen wie Matthew, war aber zu alt, um eine seiner Schwestern zu sein. „Sie müssen Susannah sein“, fuhr sie leise fort. „Ich bin Flynns Großmutter Elizabeth. Danke, dass Sie gekommen sind.“
    „Keine Ursache.“ Als Susannah sich zu Flynn umwandte, stockte ihr der Atem. Er lag auf der Seite, den braunen Teddy fest an sich gedrückt. Sein zarter kindlicher Körper war nur bis über die Hüften bedeckt, und sie fühlte eine unwiderstehliche Sehnsucht, sich an sein Bett zu knien und ihn in die Arme zu nehmen. Dieser innere Drang überraschte sie und machte ihr Angst. Matthew hatte nur von der Gefahr gesprochen, der Kleine könne sich zu sehr an sie anschließen. Aber was, wenn sie sich selbst gefühlsmäßig zu tief auf ihn einließ und es kaum ertragen würde, ihn wieder zu verlassen?
    „Er ist erst vor etwa zehn Minuten eingeschlafen“, lenkte Elizabeth sie von ihren trüben Gedanken ab. „Wahrscheinlich schläft er noch ein bisschen länger. Aber er ist sowieso oft müde, das macht die Krankheit. Wundern Sie sich nicht, wenn er zwischendurch immer mal wieder einschläft.“
    „Kein Problem.“ Sie konnte den Blick nicht von Flynn lösen. „Das soll er machen, wie ihm zumute ist. Ich werde darauf achten, dass er seine Ruhe hat, wenn er müde ist.“
    „Kara hat mir erzählt, dass Sie eine Freundin von Grace sind.“ Elizabeth sah Susannah fragend an.
    Dass die Großmutter wissen wollte, in wessen Obhut sie das geliebte Enkelkind ließ, konnte Susannah gut verstehen, auch wenn es ihr nicht leichtfiel, darauf zu antworten. Sie mochte es nicht zu lügen, daher versuchte sie, so dicht an der Wahrheit zu bleiben wie möglich. „Ja. Wir lernten uns vor einigen Jahren kennen. Das letzte Mal sahen wir uns kurz nach Flynns Geburt.“
    „Dann haben Sie Flynn schon mal gesehen? Ich habe Sie gar nicht auf der Willkommensparty gesehen, nachdem Grace mit ihm nach Hause kam.“
    „Nein, ich konnte nicht kommen. Ich zog damals nach Georgia um, und Grace und ich haben uns danach aus den Augen verloren. Es tut mir leid, dass sie so früh sterben musste.“
    Elizabeth warf einen traurigen Blick auf ihren Enkelsohn. „Ja, das war schrecklich. Für uns alle.“ Schnell wandte sie sich ab und nahm ihre Tasche vom Stuhl. Als sie sich umdrehte, hatte sie sich wieder gefangen. „War nett, Sie kennengelernt zu haben. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.“
    „Das hoffe ich auch.“ Susannah nickte ihr zu und schloss leise die Tür hinter ihr. Langsam drehte sie sich dann zu
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