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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag
Autoren: Annette Moser
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nicht bin.
    »Du und deine Schmetterlinge im Bauch«, hat mich Carla jedes Mal aufgezogen, wenn es wieder mal nicht geklappt hat, »jetzt schalte doch erst einmal einen Gang runter und warte ab, was sich entwickelt. Immerhin sind auch die prächtigsten Schmetterlinge am Anfang unscheinbare Raupen.«
    Sie hat schon recht, ich bin vielleicht manchmal etwas zu voreilig und sollte meine Dates relaxter angehen. So passiv, wie ich hier momentan herumstehe, erwecke ich aber wahrscheinlich überhaupt nicht den Eindruck, als wollte ich jemanden kennenlernen. Weder eine unscheinbare Raupe noch einen schillernden Schmetterling.
    »He, wo steckt denn heute Hamburgs High Society?« Carla taucht völlig außer Atem neben mir auf. Selbst jetzt kann sie nicht stillhalten, sondern wippt und zappelt im Takt der Musik, als wäre sie eine dieser kleinen Tanzpuppen, die man mit einem kleinen Schlüssel hinten am Rücken aufgezogen hat.
    Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung, wahrscheinlich lässt sich Tamara noch ihre Extensions hochsetzen oder die Nägel machen. Immerhin muss sie allen Erstsemestern auf Anhieb klarmachen, wer hier das Sagen hat.«
    »Oder es wird irgendwo etwas Besseres geboten – eine Filmpremiere zum Beispiel oder irgendeine Wohltätigkeitsgala, bei der die kleine Tammi neben ihrem Papa auf der Bühne steht, ihr Perlweiß-Lächeln aufsetzt und mit tränenfeuchten Augen einen Vortrag darüber hält, wie sehr ihr das Wohl armer Waisenkinder am Herzen liegt.«
    Ich lache. »Vielleicht wird ihr ja auch ein Oscar verliehen für ihre supertollen Werbespots!«
    »Ja, stimmt!« Carla klimpert übertrieben mit den Augen. »Oh«, quietscht sie, »ich danke meinem wunderbaren Vater, der mir meine Schönheits-OPs bezahlt und mich vor die Kamera gebracht hat!«
    Ich pruste los, als meine Cousine ein affektiertes Gesicht aufsetzt, mit den Hüften hin- und herwackelt und Tamara, deren Vater eine der erfolgreichsten Werbeagenturen Deutschlands gehört, perfekt imitiert. Noch witziger wird die Szene jedoch, als Tamara in diesem Moment tatsächlich den Raum betritt, aufgetakelt bis zum Gehtnichtmehr. Sie trägt ein figurbetontes schwarzes Minikleid und hat ihr dunkelbraunes Haar zu einer Hochsteckfrisur aufgetürmt, als würde sie mit ihren High Heels und ellenlangen Beinen nicht ohnehin schon alle anderen Mädchen um mindestens einen Kopf überragen. Ich tippe Carla auf die Schulter und deute wortlos auf ihre allerliebste Freundin. Meine Cousine dreht sich um und tut so, als würde sie sich den Finger in den Hals stecken. »Oh Gott, sieh dir bloß diese Tussis an, die sind doch absolut plemplem!«
    Tatsächlich ist es wie immer ein Bild für Götter: Hinter Tamara her takeln ein paar topgestylte Mädchen, als wären sie ihre Leibgarde. Und auch die begehrtesten Jungs der Uni fehlen nicht in ihrem Gefolge. Lars, Simon – und Noah.
    Man kann über ihn denken, was man will, er sieht einfach verdammt gut aus. Seit diesem einen Abend haben wir allerdings kein Wort mehr miteinander geredet und ich bezweifle, dass er sich überhaupt noch an mich erinnern kann – oder will. Vielleicht hat er unser Treffen nach der Sache mit dem Biss auch verdrängt. Erstens war er schon ziemlich angeheitert und zweitens gehöre ich nicht zu der Sorte Mädchen, mit der er sich normalerweise abgibt. Seine Eltern haben eine Investmentfirma und sämtliche seiner Bekannten tragen wie er ausschließlich Markenklamotten und zahlen immer und überall mit Papis Kreditkarte.
    Ich beobachte Noah fasziniert, wie er, übers ganze Gesicht strahlend, in alle Richtungen grüßt, als wäre er der Papst höchstpersönlich. Er scheint hier so gut wie jeden zu kennen, vor allem unter den weiblichen Anwesenden.
    In diesem Moment erklingen die ersten Takte von Poker Face . »Wow, ich liebe den Song!«, kreischt mir meine Cousine ins Ohr und versucht, mich in Richtung Tanzfläche zu ziehen. »Los, Jana, komm mit!«
    Ich schüttle den Kopf. »Vielleicht später!«, schreie ich zurück. »Geh du ruhig, ich schau mal, wer noch so da ist!«

Lukas
    Ich sehe mich in dem überfüllten Raum um. Ein paarmal ertappe ich mich sogar dabei, wie ich gewohnheitsgemäß nach meinen Bekannten in Rom Ausschau halte. Oh Mann, ich hoffe, dass ich Tamara bald finde. Ein Mädchen wie sie sollte auffallen, selbst unter so vielen fremden Leuten. Ich muss jetzt noch grinsen, wenn ich an unser Kennenlernen vor knapp einer Woche denke. Beck hatte in einem Nebensatz erwähnt, dass Blake Lively in
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