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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag
Autoren: Annette Moser
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eingetrichtert hat, meine italienischen Angewohnheiten sowie meinen bisherigen Lebensstil abzulegen, werde ich mich eben an diese Förmlichkeit halten. Ich versuche tatsächlich, seit dieser Sache am Set kooperativer zu sein und ihm nicht immer nur Widerworte zu geben, und habe mich nach dem ersten Schock sogar mit meinem winzigen Zimmer im Wohnheim abgefunden – in der Hoffnung, dass ich darin nicht alt werde. Aber gegen Becks Forderung, mich bei H & M oder C & A einzukleiden, habe ich mich vehement gewehrt. Irgendwo gibt es Grenzen. Wenn ich einen Laden betrete, dessen Name nur aus zwei Buchstaben besteht, dann ausschließlich D & G .

Jana
    In der Aula, in der die Party stattfindet, ist es mittlerweile so voll geworden, dass es ziemlich schwierig ist, sich vorwärtszubewegen, geschweige denn irgendjemand Bekannten zu finden. Nach kurzer Zeit gebe ich auf, besorge mir an der Bar eine Cola Zero und beschließe, draußen ein bisschen Luft zu schnappen. Allerdings schaffe ich es noch nicht einmal bis zum Ausgang, denn an der Garderobe drängt sich mir Noah in den Weg.
    »Hey, wenn das nicht der kleine bissige Piranha ist, von dem ich jede Nacht träume!« Noah setzt ein schiefes Lächeln auf und fährt sich dabei lässig durch die braunen Locken.
    Ich merke, wie ich augenblicklich rot anlaufe, und hoffe, dass es hier im schummrigen Licht nicht so extrem auffällt. »Dass du dich überhaupt noch daran erinnern kannst, nach dem ganzen Bier, das du an dem Abend intus hattest«, erwidere ich. Eigentlich hätte der Satz cool klingen sollen, wie locker aus dem Ärmel geschüttelt, aber leider kam er dafür etwas zu pampig über meine Lippen.
    »Du unterschätzt mich«, raunt mir Noah ins Ohr und berührt dabei wie zufällig meine bloße Schulter. »Glaubst du etwa, ich hätte nicht meine Mittel und Wege, um das zu bekommen, was ich will? Deine scharfen Zähne, die sich in meine Haut graben … Autsch, einen schöneren Schmerz hättest du mir kaum zufügen können.«
    Kann es sein, dass Noah auch in nüchternem Zustand mit mir flirtet? Mit mir , Jana Brecht, die nicht aus einer Upper-Class-Familie stammt und leider jedes Mal total versagt, wenn es darum geht, einem gut aussehenden Jungen gegenüber cool zu bleiben?
    »Keine Sorge, du wirst gleich eine weitere Kostprobe zu spüren bekommen, wenn du mich nicht durchlässt«, entgegne ich. »Aber dieses Mal wirst du bestimmt keine schönen Träume davon haben.« Oje, ich schaffe es einfach nicht, schlagfertig und sexy zugleich zu klingen, bei mir wirkt es immer leicht zickig und damit sofort unsympathisch. Ich versuche ein Lächeln, aber das macht es nur noch schlimmer. Vermutlich wirkt es, als hätte ich meine Gesichtsmuskeln nicht unter Kontrolle.
    »Jetzt komm schon«, meint Noah und legt seinen Arm um meine Taille. Er scheint sich nicht so schnell abwimmeln zu lassen. »Du bist wirklich süß, vor allem wenn du nicht so giftig guckst, sondern zur Abwechslung mal freundlich. Ja, genau so.«
    Jetzt kann ich gar nicht anders, als tatsächlich zu lächeln, und augenblicklich wird mir noch heißer als ohnehin schon. Dabei weiß ich genau, dass ich mir nichts einzubilden brauche. Noah spielt nur mit mir und ist alles andere als ernsthaft interessiert.
    »Ich wollte mich schon längst bei dir entschuldigen«, fährt Noah fort, bevor ich irgendetwas bemüht Witziges erwidern kann. »Du weißt schon, für meinen dummen Auftritt letztes Jahr, da bin ich wirklich etwas zu weit gegangen.«
    Ich ziehe verblüfft die Augenbrauen hoch. Seine Stimme hat jetzt tatsächlich ihren anzüglichen Tonfall verloren und klingt erstaunlich glaubhaft.
    »Ich habe dich leider auf keiner anderen Party mehr gesehen, jetzt weiß ich noch nicht einmal, wie du heißt oder was du studierst. Also, was sagst du, Piranha? Ein gemeinsamer Drink, wenn ich hoch und heilig verspreche, mich dieses Mal nicht danebenzubenehmen?«
    Ich tu so, als müsste ich angestrengt nachdenken, und blinzle dabei zu Noah empor, der mich abwartend aus seinen schokobraunen Augen anschaut. Ist es nicht genau das, was ich Carla und auch mir selbst versprochen habe? Dass ich versuchen werde, mich ein bisschen zu amüsieren? Eine bessere und vor allem hübschere Gelegenheit wird sich mir heute Abend vermutlich nicht bieten. Noah hat jedenfalls definitiv das Raupenstadium verlassen. Vielleicht hat er es sogar von vornherein übersprungen.
    »Okay, einverstanden«, gebe ich mir einen Ruck. »Aber wirklich nur ein einziger Drink, danach
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