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Wen das Grab ruft

Wen das Grab ruft

Titel: Wen das Grab ruft
Autoren: Jason Dark
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in einigen Filmen, die, wenn sie fliehen wollten, plötzlich nicht mehr von der Stelle kamen. Der Wagen rollte rückwärts aus der Garage. Ellen kannte den Weg im Schlaf. Sie wusste genau, wie man das Lenkrad einschlagen musste, um zum Ziel zu gelangen. Rückwärts rollte sie auf das Haus zu und stoppte in Höhe der Tür. Als sie ausstieg, warf sie noch einen Blick in die Runde, weil sie damit rechnete, das Monstrum zu sehen. Die Straße war leer. Ellen rammte die Tür auf. Sie hatte die Erinnerung an die schreckliche Gestalt zurückgedrängt, denn in diesen Augenblicken kam es ihr allein auf die Kinder an. Sie mussten gerettet werden und durften auf keinen Fall mitbekommen, was mit ihrem Vater geschehen war. Erst wenn sie in Sicherheit waren, würde Ellen weitersehen.
    Noch am Beginn der Treppe rief sie die Namen ihrer beiden Söhne.
    »Ja, Mummy…«
    »Seid ihr fertig?«
    »Noch nicht.« Das war Kevin.
    Die Mutter eilte hoch. Kevin hatte sein Hemd nicht richtig zugeknöpft und kam auch nicht zurecht. Frank stand neben ihm und lachte schadenfroh.
    Die Mutter schüttelte den Kopf, wobei ihre nächsten Worte von den Kindern nicht begriffen wurden. »Lasst es so, das könnt ihr später machen. Nehmt nur eure Jacken mit.«
    »Und wo fahren wir hin, Mummy?« fragte Frank.
    »Es wird eine Überraschung.« Ellen musste die Antwort so formulieren, sie wusste selbst noch nicht, welches Ziel sie eigentlich hatte. Zunächst einmal wollte sie weg. Unterwegs konnte sie noch immer über das Ziel nachdenken. Wichtig war es auch, dass sie die Polizei einschaltete. Die musste sich einfach um diesen Vorgang kümmern, auch wenn Ellen ihr keine Erklärung liefern konnte.
    Sie sah, dass ihre Jungen fertig waren. »So, und jetzt nichts wie weg!« sagte sie und wunderte sich darüber, dass sie es schaffte, sogar zu lächeln.
    Zu dritt liefen sie die Treppe hinab. Die beiden Jungen polterten über die Stufen, sie überholten ihre Mutter auch, aber Ellen wollte nicht, dass sie die Haustür öffneten. Ihr schriller Ruf hielt Frank und Kevin zurück. Erschreckt standen die beiden still und drehten die Köpfe, denn sie hatten die Mutter noch nie so schrill schreien gehört.
    »Was ist denn los, Mummy?« fragte Kevin.
    »Ich öffne die Tür.«
    »Das haben wir doch immer…«
    Der Junge bekam von seiner Mutter keine Antwort mehr. Sie drängte sich an den beiden vorbei und hatte zwei Schritte später die Haustür erreicht. In ihrem Hals spürte sie ein Kratzen, die Lippen hatte sie aufeinander gepresst, der Kloß lag dick im Magen, und ihr Blick war fest auf die Tür gerichtet, als wollte sie das Holz durchbohren. Vor wenigen Minuten hatte es ihr nichts ausgemacht, die Tür zu öffnen, nun verspürte sie Angst.
    Keiner sprach. Ellen atmete schwer, und sie vernahm auch das Atmen ihrer Söhne. Die Jungen spürten, dass etwas in ihrer Mutter vorging, und sie stellten keine Fragen mehr.
    Ellen streckte die Hand aus. Dabei überlegte sie, ob sie nicht aus dem Küchenfenster schauen sollte. Wenn sie den Kopf schräg legte, konnte sie erkennen, ob jemand vor der Haustür stand oder nicht. Sie hätte ihre Söhne nur misstrauisch gemacht, das wollte sie auf keinen Fall. Eine Panik der Kinder war nicht zu gebrauchen.
    »Hast du Angst, Mummy?« fragte Frank.
    Die Frau zuckte zusammen. Auf diese Frage wollte sie keine Antwort geben. Die Kinder besaßen einen Instinkt, der ihr schon unheimlich war. Gleichzeitig überwand sie sich selbst und fasste nach der Klinke. Als sie ihre Hand darauf legte und die Kühle des Metalls spürte, hatte sie das Gefühl, ein Stromstoß würde hindurchfahren.
    Dann drückte sie die Klinke nach unten, riss die Tür auf - und war wie gelähmt.
    Vor ihr stand der andere wie ein Denkmal. Groß unbeweglich. Das aus dem Flur fallende Licht umhüllte seine schreckliche Gestalt und enthüllte die untere skelettierte Hälfte, wobei auch die Jungen ihn sehen mussten.
    »Kevin…« Der Name ihres Mannes drang wie ein Hauch über die Lippen der Frau, aber Kevin gab keine Antwort. Er reagierte auf eine andere schreckliche Art und Weise.
    Das Monstrum bewegte seine Hand, griff zum Gürtel und hakte dort etwas ab. Ein Ei aus Metall - eine Handgranate!
    In diesem Augenblick wusste die Frau, dass sie in höchster Lebensgefahr schwebte. Dieses Monstrum, das mit der Stimme ihres Mannes sprach, wollte sie töten.
    Und nicht nur sie, auch die beiden Kinder sollten an die Reihe kommen. All das war ihr in Sekunden durch den Kopf geschossen. So lange
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