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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
Autoren: Mark Brandis
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Lippen.
    »Gregorius-Weizen«, sagte Busch.
    Stroganows Blick suchte den meinen. Der Sibiriak seufzte und hob die Schultern.
    »Für mich, Sir, ergibt das keinen Sinn. Wer zum Teufel ist Smirnoff?«
    Und was hatte es mit diesem Gregorius-Weizen auf sich?
    Ich schob meine Hände unter Buschs Schultern.
    »Der einzige Smirnoff, den ich kenne«, erwiderte ich, »war mein Philosophielehrer. Und das ist lange her.«
    Wir stemmten Buschs schlaffen Körper in die Höhe und machten uns mit ihm auf den Weg zur Schleuse. Nachdem wir Busch ins Dingi gehievt hatten und auf dem Feuerstrahl zur Henri Dunant zurückgeritten waren, ließ sich meine Entscheidung nicht länger hinauszögern.
    Captain Mboya, mein schwarzhäutiger Pilot, erwartete mich stehend auf der Brücke. Sein Blick war besorgt.
    »Wird er durchkommen, Sir?«
    »Nur wenn er eine reelle Chance bekommt, Captain«, gab ich zurück. »Das Kartenhaus wird Ihnen gleich den Kurs zur Venus geben.«

2.
    Die Trage mit Commander Busch glitt in die Schienen, und die Tür senkte sich ins Schloß. Die Ambulanz schwebte auf, wendete auf dem Teller und nahm Kurs auf die Towns. Ich sah ihr nach.
    Busch war ein Mann mit Ecken und Kanten, von einem gefährlichen Ehrgeiz getrieben, aber er war auch ein großartiger Astronaut. Deswegen hatte ich ihn, trotz schwerer Bedenken, zur UGzRR geholt.
    Mochte er seinen Ehrgeiz in Zukunft anderswo befriedigen – doch das stand schon auf dem zweiten Blatt. Vorrang vor allem hatte seine Genesung. Und dafür hatte ich getan, was in meiner Macht stand. Nun hatten die Ärzte das Wort.
    Saubere Ärzte, weißbezogene Betten …
    Auf der Venus konnte man vergessen, was auf dem Mutterplaneten Erde geschah. War, was ich in Metropolis gesehen und erlebt hatte, nichts als ein Alptraum? Verhungernde Menschen, Mord, Totschlag, Zusammenbruch aller Ordnung im Feuerschein der gewalttätigen Nächte, im grauen Zwielicht eines nie anbrechenden Tages? Über der Venus stand schwarz und klar ein sauberer Himmel, und wären die wachsamen Kaiman-Panzer nicht gewesen, die das Rampengelände gegen die hungrigen Rudel der Raumwölfe sicherten, wäre die Normalität des venerischen Alltags vollkommen gewesen.
    Mein Blick wanderte zum Tower hinüber.
    Als ich um die Landeerlaubnis nachsuchte, hatte es keinerlei Schwierigkeiten gegeben. Venus-Tower hatte höflich um die Kennung gebeten und uns dann eingewiesen.
    »Der Leitstrahl ist gerade besetzt, Henri Dunant. Frage: Wollen Sie warten? Over.«
    »Ungern. Ich habe einen Schwerverletzten an Bord. Wenn Sie mir eine Außenrampe zuteilen …«
    »Roger. Kommen Sie runter auf Omega Neun. Over.«
    »Omega Neun, Roger. Würden Sie mir eine Ambulanz dorthin rausschicken? Over.«
    »Eine Ambulanz zu Omega Neun. Kein Problem. Die Ambulanz wird zur Stelle sein.«
    Es war nicht zu fassen. Noch hatte ich den Klang derselben Stimme im Ohr, wie sie den Metropolis-Konvoi als dieser den Lima-Sektor berührte, zur bedingungslosen Landung aufforderte.
    Waren von Sir Oleg inzwischen neue Direktiven ausgegeben worden? Die korrekte Abfertigung ließ darauf schließen.
     
    Ich sah auf die Uhr.
    Den Anruf aus der Klinik wollte ich noch abwarten, bevor ich die Reise zum Uranus fortsetzte.
    Für einen knappen Bericht über den Stand der Flotte blieb mir gerade noch Zeit. In den Tagen der Wirren hatte sich auf Betreiben des Justitiars, des Konsuls Lapierre, der gesamte Vorstand der UGzRR von Metropolis auf die Venus geflüchtet. Der von Busch geschürte Konflikt um die Beteiligung unserer Schiffe an der Versorgung von Metropolis schwelte noch immer. Die Gelegenheit war günstig, den Stier bei den Hörnern zu packen. Was dagegen sprach, war die Eile, in der wir uns befanden. Die grundsätzliche Klärung der Kompetenzen mochte warten. Aber einen Rechenschaftsbericht sollte der Vorstand bekommen: klipp und klar.
    Im FK war die Schiff-Schiff-Frequenz geschaltet. Ein Verstärker summte. Lieutenant Levy saß vor der akustischen Bank und überprüfte die Mitschnitte. Als er mich bemerkte, sah er sich um.
    »Gute Nachricht, Sir. Ein LT von der Florence Nightingale. Captain Romen sah offenbar keinen Anlaß mehr, die Funkstille zu wahren.«
    »Und?«
    »Der Konvoi ist auf Hastings gestoßen, der sich auf dem Weg nach Metropolis befindet. Hastings hat, zu unserer Verfügung, zwei Leichte Kreuzer detachiert.«
    »Na, Gott sei Dank.«
    Mit zwei Leichten Kreuzern zur Sicherung sollte es in Zukunft keine ernsthaften Zusammenstöße mit dem Raumgesindel mehr
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