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Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z

Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z

Titel: Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
Autoren: Mark Brandis
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Plattform geschoben und deren Schräglage angenommen. Zoll um Zoll manövrierte sie Captain Romen an das weiße Landekreuz heran. Weiß Gott, ich mochte nicht auf seinem Platz sitzen! Was er da trieb, war die reinste astrale Akrobatik. Der verdammte Oberon wirkte wie ein Magnet. Das Schiff lag hart nach Backbord über. Und unter dem linken Cockpitfenster raste wie ein unscharfer Filmstreifen im Schnellgang die mit Graten, Zacken und Schrunden gespickte Oberfläche des Uranusmondes vorüber.
    „Miststück, elendes!“
    Captain Romen zerrte am Handruder. Die Plattform - das „Miststück“ - torkelte uns plötzlich entgegen. Metall krachte gegen Metall. Ich spürte, wie die Gurte, die mich an meinen Sitz fesselten, mir schmerzhaft ins Fleisch schnitten. Das ganze Schiff dröhnte wie eine angeschlagene Glocke. In das dumpfe Dröhnen mengte sich das Poltern herausbrechender Aggregate und das Klirren von Glas. Das Licht erlosch. Einen Atemzug später ging es wieder an. Im TU hatte Lieutenant Xuma geistesgegenwärtig auf einen anderen Stromkreis umgeschaltet. Captain Romen fluchte. Er verwünschte die Plattform, ihren Vater, ihre Mutter und alle ihre Vorfahren. Zugleich brachte er die Henri Dunant auf sichere Distanz.
    „Tut mir leid, Sir.“
    „Sie entscheiden, ob wir aufgeben, Captain.“
    „Aufgeben wegen ein paar Beulen?“ Captain Romen schüttelte den Kopf. „Ich fürchtete nur, es hätte uns an der Steuerdüse erwischt.“
    „Es hat nicht viel dran gefehlt.“
    „Beim nächsten Anflug weiß ich, worauf es ankommt, Sir. Versuchen Sie mal, einem Besoffenen ein Glas in die Hand zu geben. Genau so ist es.“
    Erneut vibrierten die Bodenplatten.
    Momente des Lebens, die sich einem unverlierbar einprägen. Augenblicke der Wahrheit? Vielleicht. Das rote, feindliche Licht. Der Oberon mit seinem gefletschten Gebiß. Die torkelnde Plattform. Grischa Romens konzentriertes Gesicht. Das sparsame Spiel seiner Hände. Das disziplinierte Hin und Her seiner Blicke zwischen den Instrumentenanzeigen und dem weißen Landekreuz. Und, wieder um Zoll um Zoll näherrückend, die bockende, stoßende, hüpfende Bordwand. Ich hatte die Entscheidung getroffen, den Befehl zur Landung gegeben. Nun war ich nur noch Zuschauer.
    Das weiße Landekreuz wanderte ein in die Landeoptik. Captain Romen korrigierte. Das weiße Landekreuz verschmolz mit dem Fadenkreuz der Optik zu einer Einheit. Captain Romen nahm den Rest der Fahrt aus dem Schiff. Die Henri Dunant setzte auf, und im gleichen Augenblick saugten sich die mächtigen Magneten fest.
    Und damit übertrugen sich die stampfenden, rollenden Bewegungen der Plattform auf unser Schiff. Nie im Leben war ich seekrank gewesen; nun bekam ich ein weiches Gefühl im Magen und ein Würgen im Hals.
    Ich fuhr aus den Gurten, griff zum Walkie-Talkie und knallte gegen die Monitorenwand. Mit einem harten Ruck hatte sich die Henri Dunant zusammen mit der Plattform weiter nach Backbord übergelegt. Das gefletschte Gebiß war auf einmal zum Greifen nah. Jede Sekunde war kostbar. Noch ein paar Grad Schlagseite mehr - und unser Schicksal blieb an das der Plattform gekettet.
    „Scout, wir koppeln jetzt die Schleusen. Frage: Sind Sie klar zum Übersteigen? Over!“
    Die Antwort ließ auf sich warten. Endlich kam sie:
    „Der Zusammenstoß hat uns zu schaffen gemacht. Aber jetzt sind wieder alle Mann am Kurbeln. Over!“
    „Roger, Scout. Kurbeln Sie die verdammte Schleuse auf - und dann nichts wie rüber! Kein Gepäck!“
    Ich klammerte mich an einen Handläufer und blickte hinab. Die Übelkeit überfiel mich mit aller Gewalt. Das, was ich unter mir sah, machte es nicht besser.
    Die Gravitation des Oberons machte die Schräglage spürbar. Das interne Schwerefeld war nicht stark genug, um die auf das Schiff einwirkenden Kräfte zu neutralisieren.
    Das Karussell stieß aus der Dunkelzone ins Licht. Es war nicht zu übersehen: Das Karussell drehte sich langsamer; es schraubte sich dem Ende der langen Spirale entgegen. Schon unterschied man auf dem Oberon die Einzelheiten: tiefeingekerbte Schluchten, Geröllhalden, ein geborstenes Schiffswrack, die Granattrichter des unablässigen kosmischen Trommelfeuers, mannshoher rubinroter Kristalldschungel. Und je langsamer sich das Karussell drehte, desto stärker wurde das Stampfen, Rollen und Schaukeln.
    In der Messe hörte man es klirren. Das Geschirrschapp war aufgesprungen. Es war höchste Zeit, die Verbindung wieder zu lösen und die Henri Dunant, bevor sie samt
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