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Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde
Autoren: Mark Brandis
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Überzeugung. Theoretisch war es eine ausgeklügelte Sache: es sicherte unter extremen Bedingungen den Fortbestand der Menschheit. In der Praxis jedoch geriet es zum Alptraum.
    „Das Transportmaterial ist begrenzt.“
    Mein grauhaariger Navigator schüttelte angewidert den Kopf.
    „Sir, ganze Familien werden auseinandergerissen. Haben Sie darüber schon nachgedacht?“
    Darüber nachgedacht hatte ich nicht. Ich wollte es auch jetzt nicht tun. Es mußte genug sein, daß ich - wie jeder andere Pilot der VEGA - meine Pflicht tat. Vielleicht war es dann möglich, das Unheil an der Wurzel zu packen.
    „Wissen Sie eine bessere Lösung, Lieutenant?“
    Lieutenant Stroganow hob die Schultern und wandte sich ab. Er knurrte:
    „Zum ersten Mal, Sir, schäme ich mich, ein Mensch zu sein.“
    Was ihn so tief bewegte und erschütterte, bot sich meinen Blicken dar wie auf einem Präsentierteller: auf dem Flugfeld hatten die bedrängten Milizsoldaten mittlerweile eine leichte Haubitze in Stellung gebracht. Die ersten Blitze bohrten sich in die andrängende Menge.
    Mit welchem Recht? Auf einmal war ich es selbst, der mir Fragen stellte, auf die es keine Antwort geben konnte, weil eine Situation wie diese noch nie dagewesen war.
    Aber jetzt galt es nicht zu fragen. Es galt zu handeln. „Wir müssen uns beeilen, Lieutenant.“
    „Aye, aye, Sir.“
    Der Aufzug brachte uns hinab in die Halle. Diese glich einem Trümmerfeld. Lasergewehre hatten tiefe Wunden in den Beton gebrannt. Die gläsernen Wände waren zu unförmigen Klumpen verschmolzen. An einem der Ausgänge staute sich das noch zurückgebliebene Personal der VEGA samt ihren Angehörigen: in Erwartung der Transporter, die sie zu den Rampen bringen sollten.
    Ein Pilot in ölverschmiertem Overall und mit blutverkrusteter Stirn rannte mich fast über den Haufen. Erst als dieser abrupt stehenblieb, erkannte ich in ihm Commander Robert Monnier, meinen alten Freund und einstigen Piloten.
    „Mark, du mußt verrückt sein.“
    Monniers Stimme klang heiser. Er machte auf mich einen zu Tode erschöpften Eindruck.
    „Nicht weniger verrückt als du.“
    Monnier machte eine gereizte Handbewegung.
    „Mir haben sie die Vernunft schon wieder eingebleut. Wo hast du dein Schiff?“
    Ich spreizte den rechten Daumen ab und zeigte mit ihm aufwärts.
    Monnier wirkte erleichtert.
    „Gut so. Wenn ich mit dem meinen auch so weit komme, mache ich eine Flasche auf - Vorschriften hin, Vorschriften her.“
    Sein Blick wurde abwesend. Er schickte sich an weiterzueilen. Ich hielt ihn auf.
    „Rob, was ist hier eigentlich los?“
    Monnier wandte sich noch einmal um: unwillig, wie es mir schien.
    „Was los ist? Sieh dich doch um. Die Sache mit dem Q-Papier funktioniert nicht. Ein paar von uns haben schon dran glauben müssen - buchstäblich in Stücke gerissen, als die Meute die Maschinen stürmte. Und, verdammt, ich kann’s den Leuten nicht mal krummnehmen, daß sie so reagieren.“
    „Heißt das: die Evakuierung wird eingestellt?“ Monnier zuckte mit den Achseln.
    „Ob eingestellt oder nicht - ich jedenfalls mache, daß ich hier wegkomme, um nie mehr hierher zurückzukehren.“ Sein Blick wurde flehend: wohl weil ich mich anschickte, eine zweite Frage folgen zu lassen. „Mark, ich habe dreihundertundneunzig Waisenkinder an Bord, alle Kategorie Vier. Ich muß mit ihnen vom Platz, bevor der Schwindel auffliegt.“
    „Rob, du bist nicht bei Trost!“
    Seit achtundvierzig Stunden war über die Drei Vereinigten Kontinente das Kriegsrecht verhängt. Mit seinem offenen Ungehorsam riskierte Monnier, vor ein Standgericht gestellt zu werden.
    Monniers Augen blickten auf einmal streng.
    „Nicht bei Trost? Mehr als jeder andere! Ich habe es satt, mir von irgendwelchen Computern vorschreiben zu lassen, wen ich retten darf und wen nicht. Ich pfeife auf das Q-Papier!“
    Monnier eilte zum Ausgang. Ich starrte ihm nach. Neben mir bemerkte Lieutenant Stroganow:
    „Er hat recht, Sir. Er hat verdammt recht.“
    Ich tat, als hätte ich es nicht gehört, Monnier - dieser sentimentale Narr! Ein Mann gegen ein System: wie lange mochte das gutgehen? Ich war heilfroh, an diesem Tag nicht in seiner Haut zu stecken - und zugleich war ich mir völlig darüber im klaren, daß ich auf dem besten Wege war, moralisch zu verrohen: auf dem bequemen Umweg über die Anpassung an das angeblich Unvermeidliche.
    Der Kampflärm auf dem Flugfeld wurde plötzlich lauter. Einem rund tausendköpfigen Menschenkeil war der
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