Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum
Autoren: Virginia Kantra
Vom Netzwerk:
Schürze ab und nickte zur Kühlvitrine hinüber. »Hummerrollen, Muschelsuppe, Zitronenhühnchen, Krabben-Tortellini-Salat.«
    »Klingt gut«, entgegnete Caleb. »Weiß deine Mutter, dass du jetzt die Leute vom Jachthafen belieferst?«
    Reginas Blick wurde kühl. »Wir haben darüber gesprochen. Was möchtest du denn?«
    Da ist was im Busch,
dachte Caleb. Aber solange die Barones nicht mit Küchenmessern nacheinander warfen, ging ihn das nichts an. »Wie wäre es mit zwei Hummerrollen und … äh … einem großen Salat.«
    »Kommt sofort.«
    »Bin fast fertig«, verkündete Nick.
    Caleb sah zu seiner Nische. »Schön für dich.«
    »Darf ich nachher deine Pistole sehen?«
    »Dominick Barone …«
    »Ist schon okay, Reggie. Ich kann dir meine Pistole nicht zeigen«, sagte Caleb zu Nick. »Ein Polizist darf seine Waffe nicht in der Öffentlichkeit ziehen, es sei denn, er will sie gebrauchen. Aber du darfst dir die Handschellen anschauen.«
    Nicks Augen weiteten sich. »Wirklich? Cool.«
    Caleb zeigte ihm, wie die Handschellen funktionierten, und beobachtete amüsiert, wie sich der Junge an einem Tischbein ankettete.
    »Cool«, echote Regina. Sie stellte die Papiertüte zum Mitnehmen auf den Tisch. »Was zu trinken?«
    »Zu trinken?«, wiederholte Caleb vorsichtig.
    Ihr Mund zuckte. »Ja. Was trinkst du dazu?«
    Er trank kaum. Egal, wie schlecht er schlief, egal, wie viel es zu vergessen galt, er würde die Fehler seines Vaters nicht machen. Aber diesmal war die Geste wichtiger als das Prinzip.
    »Hast du einen Wein, der dazu passt?«, fragte er.
    »Einen Pinot Grigio im mittleren Preissegment vielleicht?«
    »Hört sich gut an. Danke.«
    Regina tütete den Wein ein und stülpte zwei Plastikbecher über den Flaschenhals.
    Caleb bemerkte, dass Nick Mühe hatte, den Schlüssel in das Handschellenschloss zu stecken, und grinste. »Lass mich das machen«, sagte er und schloss auf.
    Nick rieb sich die dünnen Handgelenke. »Kann ich sie morgen zur Schule mitnehmen?«
    »Ich sollte sie lieber behalten. Vielleicht brauche ich sie ja.«
    »Hast du noch ein heißes Date?«, neckte Regina.
    Er räusperte sich. »Es ist noch zu früh, etwas dazu zu sagen.«
    »Aha. Sei vorsichtig, Chief. Du warst lange genug weg, um wieder interessant zu sein. Nick ist nicht der Einzige auf der Insel, der es gar nicht erwarten kann, mal deine Kanone zu testen.«
    Er spürte, wie er rot wurde. Er suchte nach seiner Brieftasche. »Ja, na ja, was immer du gehört hast, Edith hat sich noch nicht an mich rangemacht.«
    Regina lachte und bonierte seine Bestellung. Er bedankte sich, zahlte und ging.
    Die Spätnachmittagssonne setzte die Boote im Hafen in Brand und ließ sie rot, gelb und weiß aufleuchten.
    Hatte er sie belogen? Oder belog er nur sich selbst?
     
    Picknickdecke, Kühlbox, Korkenzieher, Kondom.
    Wie ein übereifriger Pfadfinder war Caleb auf alles vorbereitet. Sein Blick schweifte über den leeren Strand und die ruhige, funkelnde See. Das Einzige, was fehlte, war das Mädchen.
    »Ich gehe abends am Strand spazieren«,
hatte sie gesagt.
    Vielleicht war er zu früh. Die Sonne würde erst in einer Stunde untergehen.
    Vielleicht kam sie nicht. Mit ihrer geschnurrten Einladung gestern Abend hatte sie sich vielleicht nur über ihn lustig machen wollen.
    Vielleicht sollte er heimgehen.
    »Ich will, dass Sie Verbindung zu mir aufnehmen.«
    Er sah nach links, wo der Strand Richtung Fisherman’s Wharf anstieg, und nach rechts, wo er in ein Durcheinander aus Felsen und Schlamm mündete. Etwas körperliche Ertüchtigung würde ihm nicht schaden.
    Er hob die Kühlbox hoch und wandte sich nach rechts.
    Auf der anderen Seite der Landspitze wurden die Felsen größer, was ihm das Gehen erschwerte. Bäume säumten den Strand und zwangen ihn, den Weg am Wasser zu wählen. Die Kühlbox schlug gegen seinen Körper und brachte ihn aus dem Tritt. Seine Schritte wurden ruckartig. Sein linkes Knie schmerzte.
    Von all seinen schwachköpfigen, dumpfbackigen Einfällen war das …
    Und dann sah er sie. Margred. Ihre langen, nackten Beine sahen unter einem flatternden, sarongartigen Rock hervor, die runden Brüste drückten gegen die winzigen Dreiecke eines Bikinitops, und ihre wilde, strähnige Mähne wehte im Wind, als wäre sie eine Göttin, die dem Meer entstiegen war. Sein Herzschlag setzte beinahe aus, es verschlug ihm den Atem. Ihr Anblick verwandelte ihn von einem misstrauischen Inselpolizisten zu einem schwitzenden Teenager, der ein Bademodenmodel in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher