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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher
Autoren: Minette Walters
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gekommen, und da Tony Bridges ja wisse, daß sie scharf auf mich gewesen sei, würde ihr keiner glauben, wenn mein Wort gegen ihres stünde, schon gar nicht William...‹ <
    »Er behauptet, er hätte Ihrer Frau versprochen, sie nach Poole zu bringen, und vielleicht hat sie ihm geglaubt, aber wir sind überzeugt, daß er nie die Absicht hatte, das zu tun. Er ist ein guter Segler, trotzdem ist er einen Kurs gefahren, der ihn westlich von St.-Alban’s-Kap an die Küste brachte, obwohl er viel weiter östlich hätte sein müssen. Er behauptet, er hätte die Orientierung verloren, weil Ihre Frau ihn ständig ablenkte, aber daß er sie gerade an der Stelle ins Wasser stieß, wo er es tat, das ist mehr als nur Zufall, wenn man bedenkt, daß er dort am folgenden Morgen wandern wollte.«
    ›Sie hätte mir vertrauen sollen. Ich habe ihr gesagt, ich würde ihr nichts tun. Ich habe ja Hannah auch nichts getan, oder...?‹
    »Er sagt, sie hätte ihn angegriffen und versucht, ihn über Bord zu stoßen. Dabei ist sie dann selbst über Bord gegangen.«
    ›Ich konnte sie unten im Wasser schreien und zappeln hören, und da habe ich das Ruder herumgezogen und versucht, sie zu lokalisieren. Aber es war so finster, daß ich überhaupt nichts sehen konnte. Ich hab immer wieder nach ihr gerufen, aber es wurde sehr schnell alles still, und am Ende mußte ich aufgeben. Ich glaube, sie konnte nicht besonders gut schwimmen...‹ <
    »Er behauptet, er hätte alles versucht, um sie zu finden, meint aber, sie müsse innerhalb von wenigen Minuten ertrunken sein. Er spricht immer nur von einem schrecklichen Unglücksfall.«
    ›Natürlich war es reiner Zufall, daß wir vor Chapman’s Pool waren. Es war stockfinster, Herrgott noch mal, und auf St.-Alban’s-Kap ist kein Leuchtturm. Haben Sie eine Ahnung, wie das ist, wenn man nachts auf dem Meer rumgurkt und nirgends ein Zeichen findet, an dem man sich orientieren kann? Ich hatte nicht aufgepaßt, ich hatte den Gezeitenwechsel und die Änderung der Windverhältnisse nicht berücksichtigt. Ich war ziemlich sicher, daß ich mich zu weit westlich befände, darum habe ich den Kurs geändert und bin genau nach Osten gesegelt, aber erst als der Leuchtturm von Anvil Point in Sicht kam, habe ich bemerkt, daß ich ganz in der Nähe von Poole war. Glauben Sie etwa, ich hätte Hannah leben lassen, wenn ich wirklich vorgehabt hätte, Kate umzubringen...‹ <
    Als Galbraith schwieg, sah Sumner ihn endlich an. »Wird er das auch vor Gericht sagen? Daß sie durch einen Unglücksfall ums Leben gekommen ist?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und wird er damit durchkommen?«
    »Nicht, wenn Sie für sie eintreten.«
    »Vielleicht sagt er die Wahrheit«, meinte Sumner teilnahmslos.
    Galbraith lächelte bitter. Nein, mit Menschlichkeit kam man nicht weiter. »Sagen Sie so etwas in meiner Gegenwart nie wieder, Mr. Sumner«, fuhr er den Mann heftig an. »Ich habe Ihre Frau gesehen. Ich habe schon um sie geweint, bevor Sie überhaupt von Ihrem Tod wußten.«
    Sumner blinzelte erschrocken.
    Galbraith richtete sich auf. »Dieses Schwein hat sie betäubt, vergewaltigt - mehrmals, glauben wir -, hat ihr die Finger gebrochen, weil sie versuchte, ihre kleine Tochter aus dem Rucksack zu befreien, hat ihr dann die Hände um den Hals gelegt und versucht, sie zu erwürgen. Als sie dann immer noch nicht tot war, hat er sie an einen Außenbordmotor gefesselt und sie in einem nur teilweise mit Luft gefüllten Schlauchboot auf offener See ausgesetzt.« Er schlug sich mit der Faust in die offene Hand. »Nicht, um ihr eine Chance zu geben, sich zu retten, Mr. Sumner, sondern um dafür zu sorgen, daß sie langsam und in quälender Angst um Hannah sterben würde. Sie sollte bereuen, daß sie es jemals gewagt hatte, sich an ihm zu rächen.«
    ›Die Kleine hat keinen Piep von sich gegeben, nachdem ich sie aus dem Rucksack geholt hatte. Sie hatte keine Angst vor mir. Ich glaube sogar, ich habe ihr irgendwie leid getan, weil sie spürte, daß ich ziemlich außer mir war. Ich habe sie in eine Decke gewickelt und im Vorschiff auf den Boden gelegt, und da ist sie dann eingeschlafen. Ich wäre vielleicht in Panik geraten, wenn sie im Jachthafen zu schreien angefangen hätte, aber das hat sie nicht getan. Sie ist ein eigenartiges Kind. Ich meine, sie ist offensichtlich nicht sehr helle, aber irgendwie hat man bei ihr immer das Gefühl, sie weiß alles...‹ <
    »Ich weiß nicht, warum er Hannah nicht getötet hat. Aber er hatte offenbar Angst vor ihr.
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