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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher
Autoren: Minette Walters
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Er sagt jetzt, die Tatsache, daß sie lebt, sei der Beweis dafür, daß er auch den Tod Ihrer Frau nicht wollte. Vielleicht meinte er, das Kind könne ihm sowieso nie gefährlich werden, und beschloß deshalb, es ungeschoren davonkommen zu lassen. Er sagt, in der Tasche an ihrem Buggy sei alles Nötige gewesen, um sie zu wickeln und ihr zu essen und zu trinken zu geben. Nachdem er das getan hatte, brachte er sie im Rucksack an Land. Er ließ sie schlafend im Vorgarten eines Mietshauses an der Straße Bournemouth-Poole zurück, gut anderthalb Kilometer von Lilliput entfernt, und scheint entsetzter als alle anderen zu sein, daß sie mutterseelenallein den ganzen Weg bis zum Jachthafen zurückmarschieren konnte, ohne daß jemand auf sie aufmerksam wurde und sich um sie kümmerte.«
    ›In der Tasche am Buggy war etwas Paracetamol. Ich hatte ihr was davon gegeben, um sicherzugehen, daß sie schlief, als ich sie von Bord brachte. Obwohl es eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Ich vermute, das Rohypnol hat noch gewirkt; ich habe nämlich stundenlang in der Kabine gesessen und sie beobachtet, und da ist sie nur einmal aufgewacht. Sie kann unmöglich gewußt haben, wo die Salterns-Marina ist. Ich frage mich, wie sie da hingefunden hat. Ich sage Ihnen ja, sie ist unheimlich. Aber Sie wollen mir nicht glauben...‹
    »Auf der Rückfahrt nach Lymington warf er alles über Bord, was ihn mit Ihrer Frau und Hannah hätte in Verbindung bringen können - die Schlauchboottasche, die Kleider Ihrer Frau, ihren Ring, den Buggy, Hannahs schmutzige Windel, die Decke, in der er sie eingewickelt hatte - aber er vergaß die Sandalen, die Ihre Frau im April dagelassen hatte.« Galbraith lächelte leicht. »Das seltsame ist nur, daß er behauptet, er hätte sehr wohl an die Schuhe gedacht. Er hat sie angeblich aus dem Spind genommen, nachdem Hannah schlafend auf dem Boden in der Kabine lag, und sie in die Buggytasche gesteckt. Jetzt sagt er, daß nur Hannah sie da herausgenommen und unter dem Kleiderhäufchen in der Kabine versteckt haben konnte.«
    ›Ich war ziemlich durcheinander, weil ich mir wegen der Fingerabdrücke Sorgen machte. Ich wußte nicht, ob ich die Crazy Daze innen auswischen sollte oder nicht. Verstehen Sie, mir war klar, daß Sie Kates und Hannahs Fingerabdrücke von damals finden würden, als sie im April an Bord waren, und ich habe überlegt, ob es besser wäre, einfach so zu tun, als hätte dieser Besuch nie stattgefunden. Am Ende habe ich mich entschlossen, alles so zu lassen, wie es die letzten drei Monate gewesen war, weil ich vermeiden wollte, daß Sie auf den Gedanken kämen, ich hätte was Schlimmeres getan, als es tatsächlich der Fall war. Und damit hatte ich recht, stimmt’s? Sie hätten mich am Mittwoch nicht rausgelassen, wenn Sie irgendeinen Beweis dafür gefunden hätten, daß ich es darauf angelegt hatte, Kate was anzutun, wie Sie das jetzt behaupten...‹
    Sumner schossen wieder die Tränen in die Augen, aber er schwieg.
    »Warum haben Sie mir nichts davon gesagt, daß Ihre Frau und Harding eine Affäre hatten?« fragte Galbraith.
    Es dauerte einen Moment, ehe Sumner antwortete, und als er endlich sprach, tat er es mit zitternder, flehend erhobener Hand, einem Bettler ähnlich, der um ein Almosen bittet. »Ich habe mich geschämt.«
    »Für Ihre Frau.«
    »Nein«, flüsterte er, »für mich. Ich wollte nicht, daß es jemand erfährt.«
    Was erfährt? dachte Galbraith. Daß er das Interesse seiner Frau nicht hatte wachhalten können? Daß es ein Fehler gewesen war, sie zu heiraten? Er beugte sich zu Sumner vor und nahm das Telefon von seinem Schoß.
    »Falls es Sie interessiert, Sandy Griffiths hat mir erzählt, daß Hannah den ganzen Tag durchs Haus geirrt ist und Sie gesucht hat. Ich habe Sandy gebeten, ihr zu sagen, daß ich Sie nach Hause bringen werde, und da hat Hannah in die Hände geklatscht. Machen Sie mich nicht zum Lügner, Mr. Sumner.«
    Sumner zitterte vor Kummer und Schmerz. »Ich dachte, ohne mich wäre sie besser dran.«
    »Ganz sicher nicht.« Er schob Sumner eine Hand unter den Arm und half ihm aus dem Sessel. »Sie sind ihr Vater. Wie könnte sie denn wohl ohne Sie besser dran sein?«

27
     
     
    Maggie lag auf dem Boden und streckte ihren schmerzenden Rücken, während Nick Ingram mit dem Pinsel gewissenhaft in alle Ritzen und Ecken fuhr, die sie übersehen hatte. »Glauben Sie, Harding hätte es in jedem Fall getan? Auch wenn Tony Bridges ihn mit seiner widerwärtigen Idee, alles
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