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Welche Marke steckt dahinter

Titel: Welche Marke steckt dahinter
Autoren: Martina Schneider
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man Nachforschungen und Rückrufaktionen starten kann. Mehr dazu steht auf Seite 106.

Gleicher Hersteller, gleicher Inhalt?
    Zuweilen sind die Übereinstimmungen zwischen No-Name- und Markenprodukt frappierend. Hier lassen sich weder in Aussehen und Geschmack noch anhand der Zutatenliste große Unterschiede ausmachen. Doch meistens werden Eigenmarken des Handels nach speziellen Produktions- und Rezepturvorgaben des Kunden produziert. Ein Tiefkühlgerichte-Hersteller verzichtet z. B. bei seinen eigenen Markenprodukten konsequent auf Farb-, Aroma- oder Konservierungsstoffe. Doch sobald die Produktionsbänder auf »No-Name-Ware« umschalten, können Zusatzstoffe zum Einsatz kommen. Der Panade von Fischstäbchen wird dann z. B. ein rötlicher Farbstoff zugesetzt, um der Kruste eine appetitlichere Färbung zu verleihen. Die mexikanische Westernpfanne erhält dann z. B. Raucharomen, um den Barbecue-Geschmack zu intensivieren. Derartige Vorgaben stammen vom jeweiligen Handelskunden; der Hersteller ist quasi nur noch Lohnproduzent, der sich nach den Wünschen des Kunden richtet.

So haben wir getestet
    â†’ Anfang 2009 haben wir in elf verschiedenen Discountern und Supermärkten in Nordrhein-Westfalen und Bayern insgesamt 160 No-Name-Produkte und ihre entsprechenden Markenprodukte gekauft. Bei der Auswahl haben wir darauf geachtet, dass beide Lebensmittel vom gleichen Hersteller bzw. von der gleichen Firmengruppe/Muttergesellschaft etc. stammen. Indizien für Firmenverflechtungen waren unter anderem die Veterinärkontrollnummer, Adressangaben oder entsprechende Eintragungen im Handelsregister.
    â†’ Wenn möglich, haben wir Ware mit gleicher Verkehrsbezeichnung gewählt. Häufig fanden wir zur Billigmarke ein ähnliches Markenpendant. Allerdings gab es nicht in jedem Fall eine »Eins-zu-Eins«-Entsprechung. In diesen Fällen haben wir zumindest auf ähnliche Zusammensetzung geachtet.
    â†’ Selbst wenn bei unseren Produktpärchen die Zutatenlisten übereinstimmend sind, lässt sich daraus nicht der Rückschluss ziehen, dass auch der Inhalt identisch ist. Rein theoretisch könnte ein No-Name-Produkt nach der gleichen Rezeptur wie sein Markenpendant hergestellt werden, allerdings mit anderen Rohstoffen. Beim Vergleich von Handelsmarken und Herstellermarken greift prinzipiell der Grundsatz: Nur wo die Marke draufsteht, ist auch die Marke drin.
    â†’ Bei Produkten mit Veterinärkontrollnummer listen wir diesen Code mit auf. Wundern Sie sich nicht darüber, wenn Marken- und No-Name-Produkt manchmal verschiedene Kennziffern haben, wir sie aber trotzdemgeschwisterlich gegenüberstellen. Das bedeutet lediglich, dass ein Lebensmittelhersteller verschiedene Produktionsstätten besitzt. Der Feinkosthersteller Nadler hat z. B. in Deutschland drei Werke, und jedes Haus verfügt über seinen eigenen Code.
    â†’ Bei jedem Beispiel geben wir die prozentuale Preisersparnis an, die sich bei unserem Einkauf von Marken- zu No-Name-Produkt ergeben hat. Unterschiedliche Füllmengen haben wir bei der Berechnung selbstverständlich berücksichtigt. Da es sich bei unseren Marktbeobachtungen um regionale Momentaufnahmen handelt, kann Ihr eigener Einkauf andere Ergebnisse zeigen.

Aldi
    Aldi ist Deutschlands beliebtester Discounter, drei von vier Haushalten kaufen hier ein. Gründungsväter des »Phänomens Aldi« sind die Brüder Karl und Theodor Albrecht, die aus einem winzigen Kramerladen in einem Essener Bergarbeiter-Viertel eines der 15 größten Handelsunternehmen der Welt geschmiedet haben.
    Auf der legendären »Forbes«-Liste der Milliardäre nimmt Karl Albrecht Platz sechs ein, Theo Platz neun.
    Aufgebaut wurde das Weltreich der öffentlichkeitsscheuen Brüder in den 1950er Jahren, als die Albrechts in ihren »Aldi«-Lebensmittelgeschäften Massenware zu Niedrigstpreisen anboten. Dabei führten sie eine bis dato unbekannte Preiskalkulation ein. Früher war es üblich, Stammkunden einen Nachlass von drei Prozent zu gewähren, wenn sie dem Händler am Jahresende alle gesammelten Rechnungen vorlegten. Die findigen Unternehmer stellten dieses Prinzip auf den Kopf und ließen in ihren Läden den eingeräumten Rabatt von vornherein in die Kalkulation mit einfließen. Sukzessive verbreiteten die Kaufleute nach dieser Methode ihre anspruchslos ausgestatteten Kaufhallen im gesamten Bundesgebiet.
    Als der
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