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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land
Autoren: Shaw Patricia
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hatte er noch einmal innegehalten und war dann fortgegangen. Logan wollte, daß sie starb. Zuerst hatte sie glauben wollen, daß er nur Hilfe holte, doch daß er ihr nicht geantwortet hatte, sprach eine deutliche Sprache. Die Tage und Nächte ihrer Gefangenschaft waren entsetzlich gewesen. Sie konnte sich nicht mehr an ihre Gedanken erinnern. Vielleicht hatte sie auch vor Schmerzen und Atemnot immer wieder das Bewußtsein verloren. Aber nun fürchtete sie sich. Sie hatte eine Todesangst vor Logan. Was würde also als nächstes geschehen? Daß Logan verschwunden war, war ihr ebenso wie dem Colonel ein Rätsel. Allerdings betete sie, daß er nicht wiederauftauchen würde. Glücklicherweise hatte sie im Krankenhaus genug Zeit gehabt, sich eine glaubwürdige Geschichte auszudenken, warum ihr Logan nicht hatte zur Hilfe kommen können. Allerdings erklärte das immer noch nicht, warum er sie tagelang in ihrem Gefängnis liegen gelassen hatte, obwohl er sie hätte retten können. Der Colonel war so ein freundlicher Mann. Fast hätte sie sich überwunden und ihn um Schutz vor Logan gebeten. Aber dann hätte sie ihm die Wahrheit sagen müssen, und das brachte sie nicht über sich. Nein, ihre Entscheidung stand fest. Niemand wußte, daß er sich von ihr hatte scheiden lassen wollen, nur ihr Freund, der gute, alte Mr. Wang. Und Hilda hatte ihr erzählt, er sei im Tempel ums Leben gekommen. Der arme Mr. Wang. Wie gerne hätte sie jetzt mit ihm gesprochen. Er war so weise, sie hätte ihn um Rat bitten können. Einmal hatte er ihr schon einen guten Rat gegeben: einfach abzuwarten. Und daran würde sie sich auch halten. Sie würde nichts tun. Alle Welt glaubte, daß Logan und sie glücklich verheiratet waren. Und wenn ihm etwas zugestoßen war, was angesichts seiner Abwesenheit durchaus möglich schien, hieß das, daß es doch noch einen Gott gab. Wieder fiel ihr der Weihnachtsabend ein, als sie sich so leidenschaftlich geliebt hatten, und ihr wurde übel. Sie drehte sich zur Wand und dachte an Ned.    
     
    * * *
     
    Unter den primitiven Bedingungen war die Zubereitung der Mahlzeiten nicht einfach. Das Kochhaus hatte Wände aus Sackleinwand und ein Blechdach. Zwei Frauen kochten im Schweiße ihres Angesichts Suppen und Eintöpfe und behielten gleichzeitig die Fladenbrote im Auge, die in einem Buschofen auf den Kohlen buken. Da es keine Tabletts gab, brachten freiwillige Helfer das Essen in Kesseln ins Haus, wo es mit der Schöpfkelle an die Patienten verteilt wurde. Dann kamen sie mit Tassen voller Tee und Fladenbrot zurück. Manchmal gab es auch Kuchen und Hörnchen, die die Frauen aus der Stadt gespendet hatten. Das alles war harte Arbeit und ziemlich zeitaufwendig. Sobald der letzte Bissen verzehrt und das Geschirr gespült war, war es schon wieder Zeit für die nächste Mahlzeit. Sibell lief zwischen den Zelten hin und her, verteilte Essen und sammelte Geschirr ein, als Hilda nach ihr rief. »Hier drin ist nur Fleischbrühe, kein Fleisch und keine Kartoffeln. Bringen Sie das zu Mrs. Conal.« »Wem?« rief Sibell. »Mrs. Conal. Der neuen Patientin. Sie liegt ganz hinten am Ende des Krankensaals.« Sie tat einen Deckel auf den Kessel und gab ihn Sibell. »Sie müssen sie füttern. Ihre Finger sind geschwollen wie Würste.« »Warum?« fragte Sibell. »Sie ist die, die sie unter dem Haus gefunden haben, und sie hat schlimme Schwellungen wegen der Insektenbisse. Los, Mädchen, stehen Sie nicht hier herum!« Sibell hatte die Frau zwar gesehen, über die alle sprachen, aber sie hatte sie nicht wiedererkannt. Josie! Ängstlich ging sie zu Josies Bett hinüber und wünschte sich, diese Arbeit einer anderen Schwester übertragen zu können. Was war, wenn Josie sie beschimpfte? Was hatte Logan ihr von ihnen beiden erzählt? Und wenn Josie hier im Krankenhaus war, befand sich Logan sicherlich auch in der Nähe. Josies freudige Überraschung war ehrlich. »Sibell! Ausgerechnet Ihnen hier zu begegnen! Was tun Sie hier? Oh, es ist so schön, ein freundliches Gesicht zu sehen.« Beim Füttern erklärte Sibell Josie, wie sie auf Josies Empfehlung hin die Stelle bei Charlotte Hamilton bekommen hatte. Josie war überglücklich. »Meine Liebe, ich freue mich so. Aber ich habe gehört, daß Mrs. Hamilton gestorben ist.« Nach einigen weiteren Erklärungen fragte Josie, ob Sibell Logan gesehen habe. »Nein«, antwortete Sibell, wieder von Angst überkommen. »Warum? Ist ihm im Sturm etwas zugestoßen?« »Der Colonel sagt nein, aber ich glaube
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