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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)
Autoren: Holly Black
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Lila, das ist Daneca. Sam hast du ja schon kennengelernt. Wir haben uns in der Schule angefreundet. «
    » Hat er wirklich gerade zugegeben, dass wir Freunde sind? « , fragt Sam, und Daneca lacht.
    Lila schüttet ein wenig Wodka auf die Serviette.
    » Tut mir leid, dass ich dich nicht in den Rest des Plans eingeweiht habe « , sage ich zu Lila. » Ich meine die Geschichte mit Barron. «
    » Es hat mit den Notizbüchern zu tun, oder? Hast du sie irgendwie manipuliert? «
    Als ich sie überrascht ansehe, lächelt sie. » Ich habe jahrelang mit ihm zusammengelebt, weißt du noch? Die Notizbücher habe ich auch gesehen. Clever. « Sie drückt das Tuch an meine Wange, und ich zische, weil es schrecklich brennt.
    » Aua « , sage ich. » Wusstest du schon, dass du ziemlich rumbosst? «
    Sie lächelt noch mehr. Wenn das möglich wäre, würde sich ihr Lächeln an den Mundwinkeln aufrollen. Sie beugt sich ganz nah zu mir. » Na klar. Und ich weiß auch, dass es dir gefällt. «
    Sam kichert. Macht nichts.
    Es gefällt mir wirklich.

NEUNZEHNTES KAPITEL
    IN DEN BEIDEN FOLGENDEN Wochen bin ich nicht ansprechbar, weil ich die überfälligen Hausaufgaben nachholen muss. Daneca und Sam helfen mir jeden Tag in der Bibliothek bis zum hausinternen Zapfenstreich. Dann muss ich nach Hause fahren und sie müssen auf ihre Zimmer gehen. Mittlerweile verbringe ich wieder so viel Zeit in der Schule, dass Großvater mir ein Auto besorgt hat. Er hat mich zu einem seiner Freunde mitgenommen, der mir für zweitausend Dollar einen 1980 er-Mercedes-Benz-Turbo verkaufte.
    Er ist nicht so gut in Schuss, aber wenn Sam ihn auf Pflanzenfett umgestellt hat, soll er wie geschmiert laufen. Hat er jedenfalls versprochen. Mit der Umstellung seines Leichenwagens hat er irgendeinen Preis gewonnen und glaubt jetzt, mit meinem gefrickelten Untersatz schaffen wir es noch auf eine internationale Wissenschaftsmesse. Bis dahin drücke ich die Daumen, dass der Motor durchhält.
    Als ich am Dienstag aus der Schule komme und nach Hause fahren will, lehnt Barron an meiner Karre und spielt mit einem Schlüsselbund. Sein Motorrad steht auf dem Parkplatz daneben.
    » Was willst du denn hier? « , frage ich.
    » Pizzaabend « , antwortet er.
    Ich schaue ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    Er erwidert den Blick. » Heute ist Dienstag. «
    Wenn man ein ganzes Jahr im Leben eines anderen fälscht, gibt es einen Haken: Man arbeitet unwillkürlich seine Sehnsüchte mit ein. Auch wenn man eigentlich nur vorhat, die notwendigen Eckdaten festzuklopfen, muss man noch eine Menge Leerlauf füllen. Und in diese Lücke habe ich die Beziehung gestopft, die ich mir mit ihm gewünscht hätte.
    Aber jetzt ist es ein wenig peinlich, dass Barron hier steht und wirklich glaubt, wir würden jeden zweiten Dienstag Pizza essen gehen und über unsere Gefühle reden.
    » Ich fahre « , sage ich schließlich.
    In einem kleinen Restaurant, das mit Nischen und einer Mini-Jukebox über jeder Tischplatte ausgestattet ist, bestellen wir eine Pizza mit extra viel Käse, Soße, Würstchen und Peperoni. Ich streue noch Chiliflocken auf meine Portion.
    » Ich gehe nach Princeton zurück und mache mit Jura weiter « , sagt er und beißt in ein Stück Knoblauchbrot. » Schließlich kommt Mom jetzt raus. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie bald wieder einen Anwalt brauchen wird. « Ich frage mich, ob er wirklich zurückkehren kann, ob er die Löcher in seinem Hirn mit Gesetzestexten füllen und sich an sie erinnern kann– solange er die Finger von der Gedächtnismagie lässt. Das ist natürlich die große Frage.
    » Weißt du schon den genauen Entlassungstermin? «
    » Freitag, heißt es « , sagt er. » Aber sie haben den Termin schon zweimal verschoben, deshalb können wir uns nicht darauf verlassen. Für den Fall der Fälle sollten wir aber trotzdem einen Kuchen oder so was besorgen. Schlimmstenfalls essen wir ihn eben selbst. «
    Erinnerungen funktionieren eigenartig. Barron ist entspannt, als könnte er mich wirklich gut leiden, weil er sich nicht daran erinnert, mich zu hassen. Selbst wenn er sich noch an das Gefühl der Antipathie erinnert, geht er davon aus, dass er mich mehr mag, als dass er mich hasst. Nur ich bin überhaupt nicht entspannt. Meine Erinnerungen kochen über. Ich würde am liebsten aufspringen und ihm an die Gurgel gehen.
    » Was macht sie wohl als Erstes, wenn sie rauskommt? « , frage ich ihn.
    » Sich überall einmischen « , antwortet Barron lachend. » Was
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