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Weiße Nächte, weites Land

Weiße Nächte, weites Land

Titel: Weiße Nächte, weites Land
Autoren: Martina Sahler
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Fußspitzen. Als seine Lippen über die empfindliche Haut am Hals strichen, durchlief sie ein heißer Schauder.
    Ihre Gesichter waren sich ganz nah, sie roch seinen männlich-würzigen Duft, spürte den Hauch aus seinem Mund auf ihren Wangen. Ein Beben ging durch ihren Körper, ihr Denken setzte aus. Egal, warum er hier war, egal, wie lange er blieb – sie wollte ihn jetzt. Sie spürte, dass ihn an diesem Abend keine moralischen Bedenken davon abhalten würden, ihr so nah zu sein, wie sie es sich seit damals, als sie sich in Lübeck zum ersten Mal begegnet waren, gewünscht hatten.
    Sie eilten die Treppen hinauf und knöpften sich die Kleider auf, noch bevor Christina die Tür zur Wohnung geschlossen hatte, dabei umarmten und streichelten sie sich, und ihre Lippen trafen sich zu heißen Küssen.
    Endlich lagen sie auf dem mit himmelblauer Seide bezogenen Bett, fühlten nicht die Kühle des edlen Stoffes, fühlten nur ihre heißen nackten Körper. Als Daniel in sie eindrang, war es die natürlichste und vertrauteste Bewegung, die Christina im Liebesspiel je erlebt hatte. Als gehörten sie so verschmolzen zusammen.
    »Beweg dich nicht«, flüsterte sie. Die ersten Worte, seit sie sich unten auf der Straße begrüßt hatten. Sie hielt seinen Kopf mit beiden Händen und konnte nicht aufhören, ihn anzuschauen, in seinem Gesicht zu lesen, die silbergrauen Strähnen in seinem hellen Haar zu berühren. »Ich wünschte, ich könnte den Augenblick festhalten …«
    »Kann man nicht, Christina«, flüsterte er zurück, küsste sie erneut mit glühender Leidenschaft und warf sie herum, so dass er halb auf ihr zu liegen kam. Sie sah seiner Miene an, welch Anstrengung ihn das Hinauszögern kostete, und wenige Herzschläge später stieß er tief in sie hinein. Ihr lustvoller Aufschrei mischte sich mit seinem Stöhnen.
    Während sich die wohligen Freuden von ihrem Zentrum aus pulsierend in ihrem Körper ausbreiteten, hielt sie Daniel umschlungen, als wollte sie ihn niemals mehr freilassen. »Auch wenn man die Zeit nicht anhalten kann, nimmt das dem Augenblick nicht die Kostbarkeit«, murmelte sie.
    Lange blieben sie vereint auf dem Bett liegen, bis er aus ihr herausglitt und sie die Wange auf seine Brust bettete. Sie fühlte sich aufgewühlt wie nie zuvor in ihrem Leben. Es war, als hätten ihr Körper und ihre Seele in gleichem Maße auf seine Liebkosungen reagiert.
    »Ich hab’ oft davon geträumt«, flüsterte sie in die Stille hinein, in der nur ihr Atmen zu hören war und entfernt das Stimmengewirr der Feiernden unten auf der Straße.
    »Mir ging es nicht anders«, sagte er, und sie spürte das Echo der Worte in seiner Brust. »Haben wir alles verkehrt gemacht, Christina?«
    Sie wandte den Kopf, so dass sie ihn ansehen konnte. »Ich glaube nicht«, erwiderte sie mit einem Lächeln. »Es hat sich nicht falsch angefühlt.«
    Er erwiderte ihr Lächeln.
    »Ich bin übrigens nicht allein hierhergereist«, sagte er.
    Ihre Züge erstarrten. »So?«
    »Nein, ich befand mich in Damenbegleitung.«
    »Ach.«
    Daniel grinste. »In ganz reizender sogar. Deine Nichte Sophia ist eine entzückende Gesellschafterin.«
    Ein erleichtertes Strahlen ging über Christinas Gesicht. »Sophia! Wo ist sie? Wo wohnt sie?«
    »Nun, ich habe sie gleich zu Maria Petrowna gebracht. Sie hatte sie eingeladen und sich als ihre Mentorin angeboten. Sophia wird hier Kunst studieren.«
    Christina schaute überrascht und schüttelte den Kopf. »Und wie lange wirst du in Petersburg bleiben?«, fragte sie.
    »Ich weiß es noch nicht. Das hängt davon ab, ob ich kurzfristig eine Anstellung finde und wie es mir gefällt. Vielleicht eine Woche, vielleicht einen Monat …«
    »Und dann?«
    Er zuckte die Schultern. »Dann reite ich los und schaue, wohin es mich verschlägt.«
    »Wirst du Russland verlassen?«
    »Es ist noch zu früh. Vielleicht in ein, zwei Jahren.«
    »Wird es je einer gelingen, dich zu halten?«
    Er lachte auf. »Gewiss nicht. Die Frau ist noch nicht geboren, die mir Fesseln anlegen könnte.« Er stupste mit dem Zeigefinger an ihre Nasenspitze. »Oder wolltest du mir gerade einen Antrag machen?«
    Sie grinste. »Was hätte ich denn davon?«
    »Ein Leben in Liebe?«
    Das Lächeln schwand aus ihren Zügen. »Und aufgeben, was ich mir aufgebaut habe? Niemals, Daniel. Dieses Leben, das ich hier führe, ist das, von dem ich schon als Mädchen geträumt habe. Für nichts auf der Welt würde ich dieses Glück aufs Spiel setzen.«
    Er zog sie hoch, bis ihr
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